Die Terranauten 033 - Der Kampf um Aqua
Thergaard. Ich hätte Sie für klüger gehalten. Sie haben die große Chance, die Ihnen geboten wurde, nicht genutzt.«
Llewellyn atmete innerlich auf. Offensichtlich hatte er Thergaard unrecht getan.
Leah Halef gab dem kommissarischen Bürgermeister von Miramar keine Gelegenheit, seine weiteren Forderungen bekanntzugeben. Statt dessen ging sie zum verbalen Gegenangriff über.
»Jetzt will ich ihnen sagen, was ich verlange«, fuhr sie fort. »Und ich brauche nur wenige Worte dazu. Alle Teilnehmer der verschwörerischen Versammlung, die zur Zeit stattfindet, haben sich unverzüglich vor dem Stadthaus einzufinden und sich in die Obhut der Schutztruppe zu begeben. Das gilt nicht nur für die hochverräterischen Funktionäre der Städte, sondern selbstverständlich auch für die verbrecherischen Treiber, die sich nach Miramar geflüchtet haben. Die Zentralregierung verkennt nicht, daß es die psionisch begabten Unruhestifter waren, die die Rebellion angezettelt haben. Deshalb werden bei allen aquanischen Beteiligten in dem bevorstehenden fairen Prozeß auch mildernde Umstände zugrunde gelegt werden. Diese mildernden Umstände sind jedoch verwirkt, wenn meine Forderung nach widerstandsloser Kapitulation nicht unverzüglich erfüllt wird. Ich erwarte Ihre Antwort in … zehn Sekunden!«
Willem Thergaard und Thai Memleb sahen sich an, sahen die anderen Konferenzteilnehmer an. Blasse Gesichter überall im Raum. Und unwohles Schweigen. Niemand sprach sich für die Kapitulation aus, denn alle wußten sehr wohl, daß es keinen fairen Prozeß geben würde. Die kompromißlose Art und Weise, in der das Konzil mit allen umsprang, die es einmal in seiner Gewalt hatte, war hinlänglich bekannt.
»Noch fünf Sekunden!« tönte Leah Halefs kalte Stimme aus dem Kommunikator.
Hendryk Fleesten, der Bürgermeister von Hometown, stürmte zum Hologerät, drängte Memleb und Thergaard zur Seite.
»Hören Sie, Queen«, rief er. »Wir wollen nur unser Recht. Wir wollen nur …«
»Drei Sekunden«, sagte Leah Halef, »zwei, eins …«
Ihr Gesicht zeigte ein unbarmherziges Lächeln.
Wenige Augenblicke später erschütterte eine mörderische Explosion das Konferenzgebäude.
*
»Bomben!« schrie jemand mit überschnappender Stimme. »Die Garden bombardieren uns!«
Panik machte sich im Konferenzraum breit. Die Gesichter der Männer waren verzerrt. Laute Schreie, von nackter Todesangst geprägt, gellten auf.
»Raus hier!« brüllte einer. »Sonst sind wir alle verloren!«
Und natürlich wurde auch das Verlangen nach der bedingungslosen Kapitulation laut.
Claas Kerk, der Hibernienmeister von Miramar, rannte zum Kommunikator hinüber. Aber er erreichte das Gerät, auf dem nach wie vor das lächelnde Gesicht der Queen sichtbar war, nicht. Urs Ursus stellte sich ihm in den Weg und streckte ihn mit einem gewaltigen Faustschlag zu Boden.
Das sah Llewellyn gar nicht gerne. Er konnte es keinem verdenken, wenn ihn die Todesangst alle großen Vorsätze und Pläne vergessen ließ.
»Mußtest du das tun?« fuhr er Urs Ursus unwillig an. »Dieser Mann ist …«
»… ein Verräter!« erwiderte der kräftige Treiber wild. »Ich habe in seinen Gedanken gelesen. Der Kerl steht im Sold des Uni-Nest-Konzerns und hat alle Teilnehmer an dieser Versammlung an die Garden verraten. Und natürlich hat er auch alles über unsere Beteiligung berichtet!«
Während Urs Ursus diese Erklärung von sich gab, befand er sich im Aufnahmebereich der Kommunikator-Kamera. Deshalb hatte die Queen alles mitbekommen.
»Sehr richtig, Treiber«, bestätigte Leah Halef auch gleich. »Wir wissen in jeder Beziehung Bescheid. Und jeder einzelne Verschwörer ist uns namentlich bekannt. Es hat also gar keinen Zweck, sich durch die Flucht der Verantwortung entziehen zu wollen. Nur wer sich freiwillig stellt …«
Der Holo-Schirm des Kommunikators zersplitterte, als habe jemand mit einem Hammer hineingeschlagen.
Gunther V. lächelte. »Schätze, das Liebesgeflüster dieser Dame interessiert nur am Rande, oder?«
Die Aquaner ahnten wohl, daß er seine PSI-Kräfte eingesetzt hatte, um Leah Halef mundtot zu machen. Aber sie waren damit nicht unbedingt zufrieden.
»Ist das alles, was Sie können?« schrie ihn Thai Memleb an. »Warum holen Sie mit Ihren Zauberkunststücken nicht die da runter?«
Er deutete durch das Fenster, wo die Kampfschweber der Grauen Garden über dem Gebäude der Stadtverwaltung hingen.
Als seien seine Worte ein Signal gewesen, erschütterte in
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