Die Terranauten 033 - Der Kampf um Aqua
aufgeworfenen Lippen ließen den Eindruck entstehen, als sei er ständig beleidigt.
Argan Pronk hatte nicht viel übrig für den Gouverneur. Er sah in Khoman weniger einen Mann, der die Interessen Aquas vertrat. Vielmehr hielt er ihn für einen Lakaien des Konzils. Und tatsächlich war Khoman vor seiner Berufung zum Gouverneur auch als Manag des terranischen Uni-Nest-Konzerns tätig gewesen.
Nach einer kurzen Begrüßung kam Saul Khoman gleich zur Sache.
»Ich muß ihnen eine betrübliche Mitteilung machen, mein lieber Pronk«, begann er.
»So?«
Khoman fuhr sich mit der rechten Hand über die Stirn. »Sie hatten Protopkulturen bestellt, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Argan Pronk. »Jetzt sagen Sie bloß nicht, wir könnten nicht alles bekommen, was wir angefordert haben!«
»Ich fürchte, es sieht noch unerfreulicher aus.«
»Was heißt das?« Die Stirn des Bürgermeister legte sich in ärgerliche Falten.
Es war Khoman sichtlich unangenehm weiterzusprechen. »Wir müssen die Situation … äh … nüchtern betrachten, mein lieber Pronk«, fuhr er fort. »Wie Sie wissen, gibt es, bedingt durch die Schwierigkeiten mit den Treibern, gegenwärtig Stockungen im interstellaren Handelsverkehr. Das Konzil ist dabei, die Treiberschiffe durch Raumer zu ersetzen, die mit der neuen Kaiserkraft, angetrieben werden. Aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Und deshalb, mein lieber Pronk … Kurz gesagt, die angekündigten Versorgungsschiffe von der Erde kommen vorläufig nicht.«
»Wollen Sie mir damit zu verstehen geben, daß Miramar keine Protopkulturen erhalten soll?«
»Das wollte ich sagen, ja!«
Der Gouverneur schien jetzt, da die Worte gesagt waren, regelrecht erleichtert zu sein.
Aber Argan Pronk war keineswegs gewillt, sich so leicht abspeisen zu lassen.
»Das können Sie mit mir nicht machen, Khoman!« brüllte Pronk. »Wir haben mehrere Neubauten erstellt, die sich noch außerhalb der Kuppel befinden. Deshalb muß unsere Schutzüberbauung erweitert werden. Sie sehen also, daß wir neues Protop brauchen – unbedingt!«
»Seien Sie vernünftig, Bürgermeister«, entgegnete der Gouverneur. »Der Nachschub von der Erde bleibt aus. Woher sollen die Kulturen also kommen?«
Argan Pronk schob das Kinn vor. »Sie wollen mich reinlegen, Khoman!« bellte er. »Mag sein, daß gegenwärtig keine neuen Lieferungen auf Aqua eintreffen. Aber Sie haben Lagerbestände. Ich verlange, daß unsere Bestellung daraus erfüllt wird!«
»Die Lagerbestände sind erschöpft.«
»Das glaube ich Ihnen nicht!«
Khoman zuckte die Achseln. »Ihre Sache, Pronk! Sie scheinen zu glauben, daß nur Miramar Wünsche hat. Aber es gibt noch ein paar andere Städte auf Aqua, falls Sie das nicht wissen sollten. Wie gesagt, wir haben keine Protopkulturen mehr. Tut mir, leid, daß ich Ihnen keinen anderen Bescheid geben kann. Wiedersehen, Bürgermeister.«
»Warten Sie, Khoman!«
Argan Pronks Ruf verhallte ungehört. Der Bildschirm des Visiophons zeigte bereits das typische Wellenmuster. Der Gouverneur hatte die Verbindung unterbrochen. Wütend hämmerte Pronk auf den Knopf und schaltete das Phon ab.
»Böse Sache«, knurrte Thai Memleb und biß sich auf die Unterlippe.
»Wenn wir New Miramar nicht überkuppeln können, war die ganze Arbeit umsonst. Die Flut wird alles vernichten. Und was die Erschließung der Roten Inseln betrifft … Nun, das können wir dann auch gleich vergessen.«
Mit zusammengezogenen Brauen starrte Pronk auf das tote Visiophon. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper.
»Nein!«
»Nein?« echote Memleb.
»Ich lasse mich von diesem Konzilsknecht Khoman nicht für dumm verkaufen!«
»Was willst du tun, Argan?«
Pronk ging zu dem tabellarischen Schaubild hinüber, das an der Stirnwand des Büros hing. Darauf waren die vorausberechneten Gezeiten Aquas aufgeführt. Der Bürgermeister warf einen kurzen Blick auf die Tabellen und meinte dann: »Middlehaven taucht in zwei Tagen auf. Und bevor Saul Khoman Wischnu sieht, wird er zunächst etwas anderes sehen: mich nämlich!«
»Du willst nach Middlehaven fliegen?«
»Und ob ich das will!« versicherte Argan Pronk mit fester Stimme.
*
Das Wasser schoß in den Kubikel, als sei es aus einem Glaser-Geschütz abgefeuert worden. Wie von einem Hammerschlag getroffen, wurde Urs Ursus zuruckgeschleudert. Schwer schlug er auf dem mit Weichprotop ausgelegten Kubikelboden auf. Körperdicke Wasserstrahlen stürzten auf ihn nieder.
Prustend und sämtliche
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