Die Terranauten 033 - Der Kampf um Aqua
ehemalige Graue und betrachtete das Bild auf dem Hauptmonitor. Darauf zeichneten sich die farbigen Konturen des zweiten Planeten ab, eines atmosphärelosen Gesteinsbrockens, der so tot war wie der leere Weltraum selbst.
»Ich würde vorschlagen, wir lassen die TASCA in einen Parkorbit um den Planeten gehen«, sagte Mandorla. »Und Aqua steuern wir mit dem Ringo an.« Der Ringo war eigens für diese Aktion von der BABYLON ausgeliehen worden, denn die Beiboote der TASCA hatten die Landung auf Rorqual nicht überstanden.
»Das dürfte das beste sein«, stimmte Llewellyn zu.
Er drückte auf einen Knopf der Computerkonsole. Das schwenkbare Außenteleskop veränderte seine Position und zauberte andere Bilder auf den Sichtschirm. Der zweite Planet verschwand, machte der Schwärze des Raums Platz. Der gelbweiße Ball der sol-ähnlichen Sonne Wischnu kam ins Bild, wich ebenfalls wieder. Das Teleskop wanderte weiter. Dann erschien Aqua auf der Mattscheibe, ein strahlend blauer Punkt, der wie ein Türkis auf tiefdunklem Samt wirkte.
Llewellyn ließ mit einem weiteren Knopfdruck den Zoom-Effekt wirksam werden und arretierte den Bildausschnitt gleichzeitig.
Jetzt hatte er das erste Ziel des Exkurses in die Indischen Systeme trotz der noch relativ großen Entfernung einigermaßen deutlich vor sich. Während seines Treiberlebens war er weit herumgekommen und hatte zahllose Planeten innerhalb des terranischen Imperiums besucht. Aqua jedoch gehörte zu den Welten, die er bisher nie mit eigenen Augen gesehen hatte. Aber natürlich hatte er sich eingehend über den Planeten informiert.
Aqua war eine Wasserwelt, deren Oberfläche zu mehr als neunzig Prozent mit Ozeanen bedeckt war. Die restlichen knapp zehn Prozent bestanden aus Inseln, von denen mehrere besiedelt worden waren. Aber die Kolonisten, die sich darauf niedergelassen hatten, aßen ein hartes Brot. Aqua besaß nämlich sechs ziemlich große Monde, die den Planeten in Entfernung von 150.000 bis 500.000 Kilometern umliefen. Die Existenz dieser Satelliten hatte natürlich großen Einfluß auf die Verhältnisse auf dem Planeten. Ihre Anziehungskraft bedingte fortwährend gewaltige Flutwellen auf Aqua, die es mit sich brachten, daß sämtliche Landflächen in einem komplizierten Rhythmus völlig überspült wurden, im Ozean untergingen und manchmal erst nach längerer Zeit wieder auftauchten. Weitgehend mußten die Aquaner also unter Kuppeldächern wohnen, um überleben zu können.
Unter diesen Umständen war es eigentlich Wahnsinn gewesen, den Planeten überhaupt zu besiedeln. Daß die Kolonisation trotz der widrigen und lebensfeindlichen Verhältnisse dennoch erfolgt war, hatte einen ganz bestimmten Grund. Auf den Inseln wuchs eine lilienartige Pflanze, die ein amphibienartiges Dasein führte. Sie brauchte zum Gedeihen sowohl das Sonnenlicht als auch das Wasser. Das Besondere an ihr waren die Blüten, aus denen ein Extrakt gewonnen wurde, der als Halluzinogen Verwendung fand. Dieses Halluzinogen erfreute sich in gewissen Kreisen so großer Beliebtheit, daß es sich gelohnt hatte, Kosten und Mühen zu investieren, um Aqua bewohnbar zu machen.
Llewellyn wandte sich vom Monitor ab. »Ich nehme an, daß Sie den Ringoflug nach Aqua selbst mitmachen wollen, oder?« erkundigte sich Mandorla.
»Natürlich.«
»Dann sollten Sie sich vorher noch etwas ausruhen.«
Der Riemenmann nickte und verließ wenig später die Kommandozentrale, um die Empfehlung in die Tat umzusetzen.
*
Es fiel Gunther V. und Urs Ursus ziemlich schwer, sich über Wasser zu halten. Ein scharfer Wind wehte und verursachte meterhohe Wellen, auf denen die beiden Männer auf und nieder tanzten wie zwei Stücke Treibholz. Außerdem merkten Gunther und Urs erst jetzt richtig, wie kalt das Wasser eigentlich war. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihre Glieder regelrecht erstarrt sein würden.
Die beiden Treiber machten sich nichts vor. Sie wußten recht gut, daß ihr Leben keinen Kredit mehr wert war. Dennoch kämpften sie erbittert gegen das Schicksal an.
»Wir dürfen nicht abtreiben«, rief Gunther V. seinem Freund zu. »Wenn wir uns zu weit von der Stadt entfernen, können wir auch jede theoretische Hoffnung auf Rettung fahrenlassen.«
»Wem sagst du das!?« rief Urs Ursus zurück und spuckte prustend Wasser aus, das ihm in den Mund geraten war.
Mit ein paar Kraulstößen arbeitete sich Gunther V. an den Mann vom Planeten Styx heran.
»Wir sollten feststellen, wie tief die Spitze der Kuppel
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