Die Terranauten 033 - Der Kampf um Aqua
Wischnu-System besaß mit Aqua nur einen einzigen kolonisierten Planeten. Bei den übrigen fünf Welten handelte es sich um tote Gas- und Gesteinsbälle, die nie eines Menschen Fuß betreten hatte. Raumschiffverkehr fand also so gut wie gar nicht statt.
Die TASCA, ein Treiberschiff der Kurierklasse, hatte einst den Logenmeistern von Zoe gehört. In ihm war den Terranauten bei der Vernichtung von Zoe die Flucht gelungen. Jetzt stand der Raumer, eins der wenigen Treiberschiffe, die überhaupt noch flogen, im Dienste des Kampfes gegen Max von Valdec, den ungekrönten König des irdischen Sternenreichs.
Noch immer war dies ein Kampf der Zwerge gegen den Riesen. Material- und menschenmäßig besaßen die Grauen Garden ein gewaltiges Übergewicht. Die Terranauten waren nur wenige, verschwindend wenige. Die meisten Treiber hatte Valdec mittels einer Gehirnoperation ihrer PSI-Kräfte beraubt. Es gab also auch kein großes Potential, aus dem David terGorden und seine Freunde Rekruten für ihren Kampf schöpfen konnten. Deshalb ließen die Terranauten keine Möglichkeit aus, ihre Reihen zu verstärken. Noch waren nicht alle Treiber operiert worden. Besonders auf den erdfernen Randwelten vermuteten die Terranauten weitere Brüder und Schwestern, die die Behörden zwar festgesetzt, aber noch nicht den Schergen des Konzils überstellt hatten. Auf diese Welten konzentrierte man sich, nachdem die eigentlichen Gefängnisplaneten stärker von den Garden bewacht wurden.
Seit geraumer Zeit bereits lief die Aktion »PSI-Suche«, deren Ziel es war, Treiber aus der Gefangenschaft zu befreien und in die Terranauten-Organisation zu integrieren.
Auch der Flug der TASCA diente diesem Zweck. Die Indischen Systeme, so genannt, weil ihre Sonnen mit den Namen alter indischer Götter getauft worden waren, mußten noch überprüft werden. Darum war das Schiff hier.
Gegenwärtig war der Planet noch mehrere Millionen Kilometer entfernt. Dennoch flog die RORQUAL II bereits mit gezündeten Bremsdüsen. Die aquanische Raumüberwachung war zwar mit Sicherheit so hinterwäldlerisch wie die Welt selbst. Aber wenn ein Raumer von der Größe eines Treiberschiffs zu nahe herankam, würde er wohl doch erfaßt und entdeckt werden. Das aber wollte Llewellyn 709, der die Leitung des Unternehmens innehatte, unter allen Umständen vermeiden.
Die Treiberloge hatte sich jetzt, wo ihre Arbeit getan war, in ihre Ruheräume zurückgezogen. Llewellyn selbst, der während des Weltraum-II-Durchgangs nicht aktiv beteiligt gewesen war, weil die eingespielten Treiber auch ohne ihn zurechtkamen, hielt sich auf der Logenplattform auf.
Mit einem wehmütigen Blick sah er auf die Mistel des Urbaums Yggdrasil, die sich voll erblüht in ihrer Glaskugel befand. Sie gehörte zu den von den Raumschiff-Dieben auf der Erde erbeuteten Blüten. Im Zusammenwirken mit der Loge hatte die Mistel dafür gesorgt, daß das Schiff den Weg durch Weltraum II gefunden hatte. Nun neigte sich ihre Zeit dem Ende zu. Der Riemenmann sah darin mehr als ein bloßes Symbol des Vergehens. Seit Max von Valdecs Schergen den Urbaum im heiligen Tal Ödrödir zerstört hatten, gab es nur noch einige wenige Misteln. Und da es normalerweise unmöglich war, ein Schiff ohne einen der Ableger Yggrasils durch die jenseitige Dimension zu steuern, kündigte sich mit jeder sterbenden Mistel gleichzeitig auch das Ende der Treiberraumfahrt an. Auch die getrockneten Misteln von Rorqual gingen bald zur Neige. Dann würde die Menschheit nur noch mittels der verderblichen Kaiserkraft in der Lage sein, von Stern zu Stern zu reisen. Und das wiederum bedeutete das unausweichliche Ende der gesamten Menschheit, weil Kaiserkraft das Gefüge des Universums erschütterte. Die Begegnung mit dem Außerirdischen Cantos hatte die Gefahren der Kaiserkraft noch einmal allen Terranauten deutlich gemacht.
Gewaltsam riß sich Llewellyn von seinen trüben Gedankengängen los. Er verließ die Plattform und ging über die Wendeltreppe zur Kommandozentrale hinunter.
Mandorla, die ehemalige Queen der Grauen Garden, die zu den Terranauten übergetreten war, blickte ihm entgegen. Sie war eine schöne und sehr weiblich wirkende Frau. Niemand, der sie nicht näher kannte, hätte ihr auf den ersten Blick angesehen, welche Härte, ja, Gefühlskälte, in ihr steckte. Diese Eigenschaft, gepaart mit einem überaus scharfen Verstand, machte sie zu einer Persönlichkeit, die sich niemand als Feind wünschen konnte.
Der Riemenmann trat neben die
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