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Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Titel: Die Terranauten 037 - Sternenlegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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konkrete Gedanken gemacht hatte. Es war nicht mehr das Kind, das Hilfe und Anleitung benötigte. Narda hatte sich verändert; sie hatten sich alle verändert. Das Mädchen war kein Kind mehr, es stand an der Schwelle zur Frau. Und plötzlich fühlte sich Rollo unsicher, als er sich der Nähe ihrer Weiblichkeit bewußt wurde. Sie hatten alle ihre PSI-Fähigkeiten verloren; viele waren daran zerbrochen, andere hatten sich der Resignation hingegeben. Narda hatte den Schock längst überwunden. Besonders in letzter Zeit schien sie an Kraft und Entschlossenheit gewonnen zu haben. Und wenn ihr schier unerschütterlicher Glaube daran, daß David lebte, die Ursache war, dann sollte sie ihn behalten.
    Rollo hörte konzentriert zu.
    Aber er war nicht der einzige, der die Worte des Mädchens aufnahm. Auf der Liege nebenan hatte ein anderer Internierter, ein ehemaliger Logenmeister von Zoe, die Ohren gespitzt. Nicht ein Wort entging ihm, und in seinem Hirn reiften bestimmte Gedanken rasch zu einem komplizierten Plan …
     
    *
     
    Narda erreichte die Baracke Neun ohne Zwischenfälle. In sich spürte sie grenzenlose Erleichterung. Endlich war es soweit! Sie hatten wieder ein Ziel.
    Sie schlief rasch ein, obwohl die Aufregung noch in ihr wühlte.
    Und sie hatte ein seltsames Erlebnis – einen Traum.
    Der Traum war von einer einmaligen Intensität. Sie sah David und Asen-Ger inmitten einer unwirklichen, roten Landschaft, gelegen an einem Meer, das kein Meer war. Alles war rot, diffus, gespenstisch. Sie wollte rufen, schreien, brachte aber nicht einen einzigen Laut über die Lippen.
    Dann wechselte die Szene abrupt. Unter ihr war plötzlich eine fast endlose schwarzbraune Schlickmasse. An manchen Stellen brodelte es wie von verborgenen Geysiren; Schwefeldunst stieg in ihre Nase und erzeugte Übelkeit. Hoch am Himmel stand Reshnan Beta, ein weißer Zwergstern, der ungemein strahlungsintensiv war. Narda hatte das Gefühl, daß ihre Haut unter der sengenden Hitze verbrannte. Unter sich sah sie jetzt krötenähnliche Geschöpfe, die humanoide Lebewesen, gekleidet in Kutten, trugen.
    Schlicktaucher! sagte etwas in ihr, und sie erschrak. Aber nichts geschah. Die Szene wechselte wieder. Ein unsagbar fremdartiges Gesicht füllte ihr Gesichtsfeld aus. Es war fast so dunkel wie der Schlick und schien mit einer wäßrigen Schicht bedeckt zu sein. Der Fremde wollte ihr etwas mitteilen, doch Narda verstand nichts. Sie konzentrierte sich, weil sie spürte, daß es ungeheuer wichtig war, doch die Gestalt entfernte sich schon wieder …
     
    *
     
    »Eine Stadt«, sagte Kar Dougster mit einem Blick auf die Fernerfassung. »Na ja, sie hatten ja auch mehr als fünf Jahre Zeit.«
    Masurin fuhr sich mit der rechten Hand durch seine buschigen Haare und löste die Verankerungsmagnete. Der Ringo driftete sofort von der SONNENWIND ab. »Dann wollen wir mal.«
    Immerhin, eine Stadt. Das bedeutete, daß sie auf Taschkanur leicht ihre Vorräte ergänzen konnten, bevor sie nach Syrta flogen und dann zurück nach Terra.
    »Ich weiß nicht«, sagte Errehan plötzlich und reckte seine massige Gestalt. »Ich habe so ein ungutes Gefühl …«
    Die anderen Logenmitglieder sahen ihn an und schüttelten die Köpfe. Der Hochgewachsene zuckte kurz mit den Achseln und wandte sich dann wieder den Kontrollen zu. Der Ringo hatte bereits Kontakt mit den ersten Ausläufern der Atmosphäre. Ein leises, eindringliches Singen um sie herum gewann langsam an Intensität.
    »Flugkontrolle Olunyan an SONNENWIND I«, sagte der Beamte vom Raumhafen, dessen Konterfei der Videoschirm naturgetreu wiedergab. »Gehen Sie auf Kurs 33 Grün. Ich gebe Ihnen einen Peilstrahl.«
    »Bestätigung«, entgegnete Masurin. »Wir gehen auf 33 Grün.«
    Der Ringo neigte sich ein wenig zur Seite, dann zeigte ein Monitor das Eintreffen des Peilstrahls an. Masurin schaltete auf Automatik um und lehnte sich dann zurück. Von jetzt an gab es nichts mehr zu tun, als darauf zu warten, daß sie auf dem vorgesehenen Landefeld niedergingen.
    Die wilde, noch immer ungezähmte Landschaft Taschkanurs tauchte unter ihnen auf. Der Ringo flog eine weite Schleife und steuerte dann auf Olunyan zu. Es war eine der skurrilsten Städte, die die Treiber jemals zu Gesicht bekommen hatten. Von oben machte sie den Eindruck einer einzigen gigantischen Wabe.
    »Erdbebengebiet«, sagte Mil Fraumin. Die junge Frau schürzte die Lippen. »Erinnert ihr euch noch an den ersten Bericht über Taschkanur? Eine andere Stadt wäre

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