Die Terranauten 037 - Sternenlegende
fort. »Der Logenmeister ist angeblich umgekommen. Zwei der Logenmitglieder sind wissenschaftlich ausgebildet.«
»Und was sollte ich Ihrer Meinung nach unternehmen?« fragte Murham. Sein Blick war fast starr.
»Es liegt auf der Hand. Im Augenblick sind die Treiber sicher untergebracht. Der Sarym-Schirm wird ihre psionische Aktivität in Grenzen halten. Aber über kurz oder lang müssen auch sie der Operation unterzogen werden, nicht nur, weil die Order dies verlangt, sondern auch aus Sicherheitsgründen. Sieben Treiber bilden ein Potential, das nicht zu unterschätzen ist. Wenn sie die PSI-Sperre überwinden können und herausfinden, daß einige Internierte des Basislagers im Norden nicht …«
»Ich weiß«, unterbrach sie Murham. »Sie haben recht. Ich bin froh, wenn diese leidige Angelegenheit endlich beendet ist. Lobotomie, nun gut.«
Er reckte sich. »Sie haben es gehört, Queen. Veranlassen Sie das Nötige. Denken Sie aber daran, daß nicht nur die Computerspeichereinheiten der SONNENWIND von Interesse sind. Auch die Treiber selbst könnten wertvolle Informationen über die Welten und Systeme außerhalb des Sternenreiches besitzen …«
»Ich höre und gehorche«, entgegnete sie.
Alexander Murham sah ihr stirnrunzelnd nach.
*
Sie waren alle da. Alle Stämme von Die-Alles-Schufen hatten ihre Ältesten geschickt, um teilzunehmen an der Entscheidungsfindung.
Es gilt, das Oberste Prinzip zu verteidigen!
Dieser Ruf hatte in Form von feinen Vibrationen alle Kavernen und Kammern von Die-Alles-Schufen erreicht. Er hatte Aufruhr geschaffen, Unruhe, Disharmonie. Aber das Oberste Prinzip war wichtiger.
Das Mahd ay Mahd …
Turg al Togman, der Wanderer, hatte in vielen Legenden von einer solchen Zusammenkunft der Ältesten Aller Stämme gehört, aber er war nie Zeuge eines solchen Ereignisses geworden.
Die Großen Kavernen waren gefüllt. Ein Meer von Vibrationen erfüllte die Gasblase, brachte sogar die feine Wand, die ihn und die Seinen von der schwarzbraunen Masse von Die-Alles-Schufen trennte, zum Klirren.
Das Oberste Prinzip …
Brüder von allen Stämmen, begann Shor man Shal, und fast augenblicklich nahmen die Vibrationen an Intensität ab. Wir sind hier zusammengekommen, weil es über Wichtiges zu entscheiden gilt.
Stille kehrte ein, als der Älteste den Brüdern und Schwestern der anderen Stämme über die Ferngeborenen berichtete. Entsetzen ging um, Entrüstung, tiefe Trauer.
Wir dürfen nicht länger zusehen, wie die Einheit des Ganzen gefährdet wird. Bereits sind erhebliche Teile von Die-Alles-Schufen hart geworden, so hart, daß auch die Veränderung der Individualmatrix die Zurückgelassenen nicht mehr befreien kann. Sie machen sich daran, unsere Brutkavernen zu zerstören. Ohne Nachwuchs kein Stamm, ohne Stamm kein Leben, ohne Leben kein Die-Alles-Schufen, ohne Die-Alles-Schufen keine Welt.
Turg al Togman spürte, wie Ergriffenheit sich in ihm breitmachte. Er kannte die rituellen Worte. Er hatte sie oft genug selbst rezitiert, um daraus Kraft zu schöpfen für die langen Tage seiner Wanderungen. Hier aber hatten sie eine andere, viel tiefergehendere Bedeutung.
Kontrollierte Erregung packte die versammelten Ältesten.
Und plötzlich hatte Turg al Togman wieder jenes seltsame Gefühl, als verwische die Realität vor seinen Augen, als mache sie einer anderen, intensiveren Wirklichkeit Platz.
Ein Gesicht. Ein unsagbar, unvorstellbar fremdartiges Antlitz, dessen Ausdruck nicht zu enträtseln war.
Er kannte diese Vision. Sie erfüllte seine Träume, und manchmal, immer häufiger, überfiel sie ihn auch im Wachzustand.
Was hatte sie zu bedeuten? Turg al Togman wußte instinktiv, daß es nicht nur ein phantastisches Bild war. Das Gesicht, die Szenen, die sich ständig wiederholten, waren von einer tiefen Bedeutsamkeit erfüllt, die ihn oft erschreckte.
Das Bild verblaßte so schnell, wie es entstanden war. Turg al Togman sank erschöpft zurück. Dann erst fühlte er, daß seine Membranen hin und her schwangen.
Die Entscheidung war gefallen.
Das Oberste Prinzip war über alles gestellt worden.
Die Seinen würden kämpfen in einem Heiligen Krieg, gegen die Fremden von den Sternen.
*
Lange hatte Narda darüber nachgedacht, wie ihr Entkommen möglich gewesen war. Und dabei war eine dumpfe Ahnung in ihr entstanden.
Sie war beim Aufprall des Gleiters aus dem Fahrzeug herausgeschleudert worden, hinaus in den Sand, in das Geröll. Sie erinnerte sich noch an den schier
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