Die Terranauten 041 - Der grüne Planet
herauszufinden, wie die eigentliche Befreiung aller Gefangenen möglichst ohne viel Blutvergießen bewerkstelligt werden kann. Wir wissen, daß die Überwachung nicht sonderlich stark ist, und die Koordinaten von Sarym kennen wir jetzt ebenfalls. Wenn wir dieses Wissen nach Aqua tragen können, ist eure Befreiung gesichert.«
Draußen wurde es jetzt zusehends dunkler. Im Innern des Wohnbaums jedoch änderten sich die Lichtverhältnisse nur unwesentlich. Lyda brauchte eine ganze Weile, bis sie entdeckte, auf was das zurückzuführen war. Die Innenwände der Pflanze, in der sie sich aufhielten, begannen, in einem kalten Licht zu glänzen.
Ein paar Minuten lang blieb es still. Die Terranauten warteten gespannt auf die Reaktionen Credocks und Heribs. Der Ältere hatte den Kopf gesenkt und murmelte etwas Unverständliches. Aschan Herib hingegen hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Seine Lippen bebten. Damon Credock schüttelte, mehrmals den Kopf, dann sah er die Terranauten der Reihe nach an.
»Entschuldigt bitte«, sagte er leise und mit deutlicher Heiserkeit. »Aber das kommt alles so … überraschend.« Wieder schüttelte er den Kopf und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. »Ich … Ich kann es einfach nicht fassen! Und es hat sich soviel geändert. Ich muß die Informationen, die ihr mitgebracht habt, erst verdauen.«
Aschan Herib räusperte sich; seine Augen glänzten. »Es existiert also ein offener Widerstand gegen die Grauen und das Konzil. Ihr seid die ersten neuen Gefangenen seit rund zwei Jahren, auf die wir persönlich treffen. Von anderen Dörfern haben wir schon gehört, daß sich im Sternenreich etwas tut, aber das …« Er holte tief Luft. »Es ist einfach … Phantastisch!«
Damon Credock nickte langsam und knetete seine Hände. »In diesem Dorf gibt es nicht genug Mittler, um eine Loge zu bilden«, sagte er schnell und dachte angestrengt nach. »Aber in ein paar Tagen findet so etwas wie eine Vollversammlung statt, zu der alle Gefangenen von Surin – oder Sarym – kommen werden. Die Vollversammlung ist unser planetares Entscheidungsgremium, müßt ihr wissen. Ich schlage vor, ihr erläutert dort noch einmal euren Plan.« Mit der rechten Faust hieb er auf den tischähnlichen Pflanzenwulst. Es schmatzte. Grinsend sah er Herib an. »Ich glaube, ihre Geschichte wird der Knall sein!«
»Wir haben noch rund dreieinhalb Wochen Zeit«, erinnerte Ennerk Prime. »Wird das ausreichen?«
Credock nickte. »Wir werden hier in drei Tagen aufbrechen, die Reise selbst dauert noch einmal drei Tage. Macht zusammen nicht ganz eine Woche. Die Zeit reicht allemal!«
Vangralen stieß einen tiefen Seufzer aus und lehnte sich zurück. »Es ist geschafft!« kam es leise von seinen Lippen.
Aschan Heribs Lächeln fror plötzlich ein, dann runzelte er nachdenklich die Stirn.
»Wenn es nur mehr Mittler gäbe. Hm, es ist also eine bestimmte Strahlung der Sonne, die die PSI-Fähigkeiten eliminiert. Wir anderen sind ja alle im Tiefschlaf hierhergekommen und waren auf Spekulationen angewiesen.« Er legte eine kurze Pause ein. »Aber diese Strahlung scheint nicht jede PSI-Fähigkeit vollkommen auszuschalten. Oder aber, sie modifiziert sie nur. Merkwürdig ist aber, daß fast nur hier auf Surin geborene Menschen Mittler geworden sind – und auch von ihnen nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz. Credock und ich sind eigentlich die Ausnahme, nicht die Regel.«
Vangralen beugte sich ruckartig vor. »Es gibt also Menschen, die erst hier auf Sarym geboren wurden?«
Credock und Herib nickten verwundert. »Ja.«
Der Stämmige sah seine Gefährten an. »Das bedeutet, daß Sarym nicht erst seit der großen Verfolgungs- und Verhaftungswelle ein Gefängnisplanet ist.« Er wandte sich wieder den Surinen zu. »Habt ihr eine Ahnung, wie lange schon Deportierte auf dieser Welt leben?«
»Nicht genau«, sagte Credock und stülpte die Unterlippe vor. »Aber manche leben schon in der sechsten, siebten oder achten Generation auf diesem Planeten. In diesen Generationen gibt es übrigens auch die meisten Mittler. Na, ich schätze, daß es hier schon seit mehr als hundert Jahren Menschen gibt.«
»Waren die ersten Verbannten auch Treiber?« fragte Prime rasch. Lyda sah den Untersetzten an. Sie verstand den Sinn der Frage nicht ganz.
Herib nickte. »Wir wissen es nicht genau, aber wir vermuten es. Warum?«
Prime fuhr sich mit der Hand über den Schädel. »Weil es Kaiserkraftschiffe erst seit kurzem gibt.
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