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Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Titel: Die Terranauten 041 - Der grüne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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sich den Schlaf aus den Augenwinkeln und beobachtete dann den hochgewachsenen Ransih, der den Inhalt seines Beutels überprüfte und ihn dann schulterte. Erst nach einigen Minuten bemerkte sie, daß sie von Ennerk Prime besorgt gemustert wurde. Sie lächelte.
    »Stimmt etwas nicht?«
    Der Treiber runzelte die Stirn und trat näher an sie heran.
    »Ich weiß nicht …«, begann er langsam. »Fühlst du dich gut?«
    Die Narianerin hob verwundert die Augenbrauen. »Ja, bestens. Warum fragst du?«
    »Dein Gesicht …«
    »Ja?«
    »Es ist grün.«
    Irgend etwas in Lydas Schädel stellte sofort einen Zusammenhang mit Derb Ransih, seiner Mittlerbegabung, seiner grünen Hautfarbe und seinem Intelligenzschwund her. Sie erschrak zutiefst, dann sah sie plötzlich Ennerk Prime genauer an. Suzanne Oh kam hinzu.
    »Mein Gott!« platzte es aus ihr heraus, und tiefe Besorgnis grub sich in ihre Züge. »Wie seht ihr denn aus?«
    »Du bist ebenfalls grün angelaufen«, kam es langsam von Lydas Lippen, die immer noch Prime anstarrte und die Bemerkung Suzannes gar nicht wahrgenommen zu haben schien. »Was … was hat das zu bedeuten?«
    Sie drehte sich zu Suzanne um, die die Augen weit aufgerissen hatte. »Und du auch!«
    Das schallende Gelächter von Onnegart Vangralen wirkte wie ein Kommando an die anderen Terranauten, sich ihm zuzuwenden.
    »Wenn ihr wüßtet, wie ihr ausseht …«, gluckste er und grinste über sein ganzes Gesicht. »Ihr scheint euch langsam in Gummitiere zu verwandeln …«
    Der Surine war inzwischen marschbereit. Er sah einen nach dem anderen von ihnen an und machte eine Miene, die deutlich zum Ausdruck brachte, daß er überhaupt nichts verstand. Daß er in keiner Weise auf ihre Veränderung reagierte, ließ Lyda plötzlich vermuten, daß sie es hier mit einem Phänomen zu tun hatten, das ihm bekannt und zudem ungefährlich war. Sie lächelte, erst zögernd, dann fast ebenso breit wie Vangralen.
    »Wenn wir einen Spiegel hätten, dann würde ich zu gern dein dummes Gesicht sehen, wenn du einen Blick hineinwirfst.«
    Sein Grinsen fror ein, dann tasteten seine Hände in einem Reflex zur Nase, Wangen und Lippen.
    »Bin ich etwa auch …?«
    Prime, Mar und Oh nickten synchron, dann lachten sie.
    »Es ist wahrscheinlich die von den Pflanzen gespeicherte grüne Flüssigkeit.« Auch Prime tastete nach seinem Gesicht. »Alles, was damit in Kontakt kommt, wird grün. Wie wir. Und die hierherdeportierten Treiber und Terranauten. Ich vermute, es sind nur die obersten, sich ohnehin abschuppenden Hautschichten, die von dieser zwangsweisen Einfärbung betroffen sind. Wenn wir Sarym verlassen, wird sich das Grün mit der Zeit verlieren.«
    Das erinnerte sie wieder daran, daß sie sich auf den Weg machen mußten. Derb Ransih murmelte irgend etwas, das niemand von ihnen verstehen konnte. Lyda vermutete sicher nicht zu Unrecht, daß das seine Methode war, das seltsame Verhalten seiner Schützlinge zu kommentieren.
    Am Abend dieses dritten Tages erreichten sie das Dorf.
     
    *
     
    Sie sahen auf den ersten Blick, daß sie ihr Ziel erreicht hatten, aber es war wohl die bizarrste Siedlung, die die Terranauten jemals zu Gesicht bekommen hatten.
    Die Surinen hatten es auf einer besonders großen Lichtung errichtet, die erst zu erkennen war, wenn man unmittelbar davorstand. Undeutliches Stimmengewirr und das fröhliche Schreien von Kindern drangen an ihre Ohren. Rings um die Lichtung befanden sich Manna-Bäume, jeweils fast drei Meter groß. Noch niemals zuvor waren sie auf eine derartige Ansammlung dieser Nahrungsbäume gestoßen. Hatte man diese organische Barriere hinter sich gebracht, dann war man schon so gut wie im Dorf selbst.
    Lyda wußte nicht genau, was sie eigentlich erwartet hatte, aber das, was ihre Augen jetzt wahrnahmen, übertraf alle ihre Phantasien bei weitem. Riesige Pflanzen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, waren beinahe gleichmäßig über die Lichtung verteilt. Es waren mindestens vier bis fünf Meter hohe grüne, kugelförmige Leiber, ähnlich denen von Manna-Bäumen, die sich in der Mitte aufgespaltet hatten. Der Spalt war breit genug, um einem normalgewachsenen Menschen einen bequemen Zugang ins Innere zu ermöglichen, das offenbar hohl war. Die Spalten wurden halb verdeckt von hautlappenähnlichen Gebilden von einem etwas dunkleren Grün, die im leichten Wind sanft hin und her schwangen. Sie sahen, wie sich ein Traumhaken von der schwammigen Oberfläche löste, und verfolgten ihn mit ihren Blicken.

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