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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Münzer
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die bisher ausgeschlüpften Exemplare zu einer dichten Wolke gesammelt. Sie schienen die Geburtshöhle nicht eher verlassen zu wollen, als bis alle ihre Artgenossen ausgeschlüpft und bereit waren, zum Nordkontinent zu fliegen.
    »Ich glaube, hier findet noch etwas anderes statt als nur diese seltsame Metamorphose«, sagte Lyda Mar plötzlich.
    Damon Credock blickte sie interessiert an. »Und was?«
    Die Terranautin lächelte schwach. »Ihr Surinen lebt doch größtenteils seit vielen Jahren auf Sarym«, entgegnete sie ein wenig spöttisch. »Ein Teil von euch ist sogar hier geboren worden. Und trotzdem scheint ihr euch nie darüber Gedanken gemacht zu haben, welche Funktion die Traumhaken eigentlich für das Bio-PSI-System des Nordkontinents haben.«
    Damon Credock wirkte sichtlich verlegen. »Im Moment kann ich dir nicht ganz folgen. Wieso ›Funktion‹?«
    Mit einem lauten Knall platzte eine weitere der kugeligen Früchte. Lyda Mar ließ sich davon nicht stören.
    »Die Erklärung liegt doch auf der Hand«, eröffnete sie dem verblüfften Mittler. »Das Bio-PSI-System – also die gesamte künstlich geschaffene Ökologie des Nordkontinents – ist so etwas wie ein großer Organismus. Ein Organismus, der sich in einem dynamischen, auf Wachstum angelegten Gleichgewicht befindet. Na, hilft dir dieser Tip weiter?«
    Damon schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Oh, verdammt. Du meinst, daß die Traumhaken eine Art Hormone sind, die das Arbeiten des Bio-PSI-Systems kontrollieren? Aber wenn das zuträfe, dann wäre die Korallenstadt das Äquivalent einer gewaltigen Drüse!«
    »Viel mehr als das.« Lyda wunderte sich langsam fast selbst darüber, wie klar sie plötzlich die Funktionsweise des künstlichen Öko-Systems durchschaute. »Jedesmal, wenn ein Traumhaken eine Pflanze oder ein Tier befällt, gewinnt er Informationen über den aktuellen Zustand des Öko-Systems. Die Korallenstadt ist so etwas wie ein zentrales Steuerelement, das diese Informationen sammelt, sie verarbeitet und sinnvoll auf sie reagiert, indem es notwendige Korrekturmaßnahmen einleitet.«
    »Vermittels der Traumhaken?«
    »Richtig. Das zentrale Steuerelement verfügt über die Möglichkeit, die Traumhaken zu programmieren. Während des Befalls sammeln die Traumhaken nicht nur Informationen – sie geben auch in Form von induzierten Träumen und Visionen neue, vom zentralen Steuerelement kommende Informationen in das Öko-System ein!«
    Damon Credock schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist unmöglich. Völlig absurd. Willst du allen Ernstes behaupten, daß die Korallenstadt ein organischer Computer ist, der im Auftrag der unbekannten Schöpfer des Öko-Systems von Sarym dieses System überwacht und gezielt steuert?«
    »Ja. Ein organischer Computer – oder einer der Schöpfer selbst. Seit wir die Korallenstadt betreten haben, spüre ich die Anwesenheit eines ungeheuer fremdartigen Bewußtseins. Eigentlich müßtest du diese Präsenz doch auch selbst bemerkt haben. Schließlich bist du schon viel länger ein Mittler als ich.«
    »Aber ich spüre überhaupt nichts!« Der Unterton von Skepsis in Damon Credocks Stimme war nicht zu überhören.
    Lyda Mar strich sich nachdenklich eine Haarsträhne aus der Stirn. Die Antwort des Mittlers hatte sie völlig überrascht. Sollte sie sich getäuscht haben? Existierte die seltsame Präsenz vielleicht nur in ihrer Einbildung?
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, eine Antwort auf diese Frage zu finden.
    »Wir müssen versuchen, Kontakt mit der Korallenstadt aufzunehmen«, sagte die junge Terranautin entschlossen. »Wenn das gelingt, wissen wir, daß ich recht habe. Wenn nicht …«
    »Einverstanden.« Damon nickte bedächtig. Ohne ein weiteres Wort begann er, sich zu konzentrieren.
    Auch Lyda ließ sich in eine Art Trancezustand versinken.
    Seit es ihr mit Hilfe der Traumhaken gelungen war, eine vollständige mentale Übereinstimmung mit der Seerosenqualle zu erzielen, auf der die Terranauten reisten, bereitete es Lyda normalerweise keine Schwierigkeiten mehr, schnell in jenen anderen Bewußtseinszustand hinüberzuwechseln, der für die Herstellung eines Kontaktes zwingend notwendig war.
    Auch diesmal erfolgte der Wechsel völlig problemlos – und doch kam kein Kontakt mit der Präsenz im Inneren der Korallenstadt zustande!
    Lyda begann zu schwitzen. Immer wieder versuchte sie, die allumfassende Schwärze zu durchdringen, die sie auf psionischer Ebene einhüllte. Sie hatte das Gefühl, gegen

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