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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Münzer
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darüber nicht hinwegtäuschen.
    Aber trotz dieser Angst muß ich jetzt handeln, dachte der Terranaut verbissen. Ich darf Lyda und Damon nicht im Stich lassen!
    Die Entscheidung wurde ihm durch eine unvorhergesehene Entwicklung abgenommen.
    Die Korallenstadt begann zu pulsieren. Fast kompakt wirkende Wellen rotgoldenen Lichts strahlten von ihr aus und badeten Ennerk und die Seerosenqualle in ein blutiges Feuer.
    Ennerk Prime sprang auf.
    Was immer dieses rotgoldene Licht, auch bedeuten mochte – etwas Gutes konnte es jedenfalls nicht sein.
    Die latente Gefahr für Lyda und Damon hatte sich in eine akute Bedrohung verwandelt. Und Ennerk Primes Angst war plötzlich wie weggewischt. Übergangslos verwandelte er sich wieder in den tollkühnen Draufgänger, als den seine Freunde ihn kennengelernt hatten.
    Entschlossen schwang er sich über die Blattkante und begann, vorsichtig, aber schnell an der glitschigen Außenwand der Korallenstadt hochzuklettern. Das pulsierende Licht behinderte ihn dabei nicht.
    Kaum fünf Minuten später hatte Prime den Höhleneingang erreicht, in dem Stunden zuvor Lyda Mar und Damon Credock verschwunden waren. Für einen kurzen Augenblick kehrten die Ängste des Treibers zurück, aber dann riß er sich zusammen und tauchte in die Finsternis. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, daß ihn keineswegs ein Labyrinth erwartete, sondern nur ein einzelner Gang ohne jede Abzweigung.
    Als der Terranaut nach der ersten Biegung stehenblieb, weil er glaubte, weit vor sich eine Art bläulicher Fluoreszenz auszumachen, spürte er auf einmal, wie etwas gegen seine Schultern drückte.
    Mit zitternden Fingern strich er über die glatte Oberfläche der Gangwände.
    Ein Irrtum war ausgeschlossen.
    Die so stabil erscheinenden Wände zogen sich langsam immer enger zusammen.
     
    *
     
    Der Sammler:
    Ich/Wir schweben über der PSI-Aura.
    Wir sind sieben, und doch bilden wir eine Einheit. Wir sind die Gedächtnisspeicher des Sammlers, und wir sind seine Samen. Wenn wir unsere Informationen an die Speichermatrix der Auren abgegeben haben, wird unsere Einheit aufgelöst werden, aber jeder von uns wird sich nach wie vor an das erinnern, was der ursprüngliche Sammler erlebt, gedacht und gefühlt hat. Und selbst wenn wir in die verschiedensten Regionen der Galaxis entsandt werden, so wird zwischen uns doch für immer ein unsichtbares Band bestehen bleiben.
    Wir stemmen uns gegen die tosenden Böen, die Myriaden kristallener Splitter gegen uns schleudern, und gleiten langsam weiter hinunter, dem flachen Hügel entgegen, der zugleich doch kein Hügel ist und die PSI-Aura dieser Welt in sich birgt. Mit unseren noch ungeübten Sinnen spüren wir die Impulse, mit denen die Aura uns willkommen heißt. Es sind Impulse voller Freude, denn erst durch die Rückkehr des Sammlers – durch unsere Rückkehr – erfüllt sich auch für die Aura der Sinn ihrer Existenz. Wir fühlen, wie die Aura die schlafende Speichermatrix zu neuem Leben erweckt. Über die energetischen Stränge des PSI-Netzes eilen komplexe Botschaften hinaus zu den anderen Auren.
    Und die Auren, die der unheimliche Feind verschont hat, reagieren sofort. Sie schalten sich ein in das komplizierte Geflecht der Speichermatrix, bereichern es, stützen es, weben es dichter.
    Die Speichermatrix entfaltet sich zu voller Kapazität.
    Und sie ist leer. Vollständig leer.
    Jetzt wissen wir: Ich/Wir sind die ersten, die ihre Mission erfüllt haben und heimkehren, um zu berichten. Die anderen sechs Sammler weilen noch draußen zwischen den Sternen.
    Wir sind verblüfft.
    Lautete denn nicht der Befehl der Knospen des Baumes, nach 288 Umläufen unserer Heimatwelt um ihr Zentralgestirn zu den Auren zurückzukehren?
    Für mich/uns sind in der Tat genau 288 Sonnenumläufe vergangen. Aber die Zeitverzerrungen im Kern der Galaxis haben die Differenz zwischen Individual- und Standardzeit unglaublich groß werden lassen. Während wir eine Zeitspanne durchlebten, die für uns gerade 288 Sonnenumläufe maß, sind für die Auren mehr als fünfhundert vergangen.
    Und nicht nur für die Auren, sondern auch für die anderen sechs Sammler. Denn ihre Aufträge haben sie ja nicht in diese Hölle aus mutiertem Raum und aus mutierter Zeit geführt, die man das Zentrum nennt, sondern in Regionen der Galaxis, wo Individual- und Standardzeit völlig oder annähernd synchron verlaufen.
    Die anderen Sammler hätten schon vor über zweihundert Sonnenumläufen zurückkehren müssen – aber sie sind

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