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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Münzer
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im Innern des Kegels bog der Gang scharf nach links ab. Vorsichtig folgten Damon und Lyda dem Knick. Das letzte Licht blieb hinter ihnen zurück. Nachtschwarze Finsternis hüllte sie ein wie ein dickes, weiches Tuch.
    Damon stieß plötzlich ein leises, überraschtes Knurren aus und blieb abrupt stehen. Lyda, die nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte, prallte gegen seinen breiten Rücken.
    »Was ist los?« erkundigte sie sich alarmiert.
    »Bin auf was Weiches getreten«, erwiderte Damon leise. »Anscheinend eine Qualle oder ein Fisch, der beim Ausströmen des Wassers hier liegengeblieben ist. Kein Grund zur Besorgnis.«
    »Du hast gut reden.«
    Damon lachte gedämpft und tastete sich weiter, dicht gefolgt von Lyda, die mit einem großen Schritt über das tote Meerestier hinwegstieg.
    »Vorsichtig«, meldete Damon sich nach einer Weile. »Hier geht’s abwärts, aber glücklicherweise nicht sehr steil.«
    Tatsächlich senkte sich der Boden des Ganges vor ihnen sanft ab. Trotz der nur geringen. Neigung mußten die beiden höllisch aufpassen, um auf dem schleimigen Algenüberzug nicht auszurutschen und zu stürzen.
    Die Konzentration auf das Vorankommen ließ Lyda keine Zeit, über die merkwürdigen Visionen nachzudenken, die sie direkt nach der Entdeckung der Korallenstadt gehabt hatte. Nur manchmal lauschte sie in sich hinein, um festzustellen, ob sich die Stimme vielleicht wieder melden würde.
    Aber die Stimme gab es nicht mehr. An ihre Stelle war etwas anderes getreten, eine fremdartige, allgegenwärtige Präsenz, mit der Lyda nicht in Kontakt kommen konnte.
    Und wenn sie ehrlich war, mußte sie zugeben, daß der Gedanke an einen möglichen Kontakt sie sogar mit Angst erfüllte …
    »Da vorne ist Licht«, flüsterte Damon plötzlich. »Eine Art Fluoreszenz.«
    Lyda erschrak. »Schimmel?«
    »Glaube kaum. Dafür ist die Fluoreszenz zu bläulich. Also keine Angst.«
    Lyda nickte langsam, aber natürlich konnte der Mittler das nicht sehen.
    »Der Gang wird auch breiter, hast du das schon gemerkt?« erkundigte er sich. »Wir scheinen uns einer Kaverne zu nähern. Bin gespannt …«
    Der Rest des Satzes wurde von einem Rauschen und Sirren übertönt, das plötzlich aufklang und von Sekunde zu Sekunde an Stärke zunahm. Die Quelle dieses unerklärlichen Geräusches schien sich irgendwo hinter Lyda zu befinden und rasch näher zu kommen. Instinktiv duckte sich Lyda. Dann war das Sirren direkt über ihr. Die Terranautin spürte, wie eine fast kompakt wirkende Masse aus unzähligen kleinen Körpern über sie hinwegstrich. Etwas Hartes streifte ihren Rücken, scheuerte darüber und war auf einmal wieder verschwunden.
    Damon, der sich nicht weggeduckt hatte, wurde von dem lebenden Sturm völlig unvorbereitet getroffen.
    Die knorrigen Leiber trafen ihn mit solcher Wucht am Kopf und am Rücken, daß er mit einem Aufschrei nach vorne fiel und mit einem lauten Platschen in einer stinkenden Pfütze landete. Das Wasser spritzte so hoch auf, daß sogar Lyda noch ihren Teil mit abbekam.
    »Was zum Teufel …?« prustete der Mittler los.
    Lyda arbeitete sich zu ihm vor und half ihm, sich wieder aufzurichten.
    »Traumhaken«,’erklärte sie bestimmt. »Wir hätten eigentlich damit rechnen müssen. Schließlich sind diese Höhlen ihre Einflugschneisen ins Zentrum der Korallenstadt. Hast du eigentlich eine Ahnung, was die Traumhaken hier wollen?«
    »Nicht die geringste.« Damon Credock strich sich die klatschnassen Haare aus der Stirn. »In der Nähe der Korallenstadt auf dem Südkontinent habe ich nie welche gesehen.«
    »Na, dann wollen wir mal nachschauen, ob wir den Grund ihrer Anwesenheit herausfinden können. Ob die Kaverne vor uns wohl ihr Ziel ist?«
    »Möglich.«
    Ganz langsam arbeiteten sich die beiden Menschen weiter vor.
    Jetzt konnte auch Lyda das fluoreszierende Schimmern erkennen. Das Licht war bald so stark, daß Damon Credocks breite Schultern sich wie ein Schattenriß gegen die Helligkeit abzeichneten.
    Zugleich verbreiterte sich der Gang immer mehr. Schließlich wichen die Seitenwände endgültig auseinander, und Damon und Lyda traten in die Kaverne.
    Lyda hielt überrascht den Atem an. Was auch immer sie zu sehen erwartet haben mochte – die Wirklichkeit übertraf selbst ihre kühnsten Vorstellungen!
    Die Fluoreszenz ging von einer Art Pflanzengeflecht aus, das die Wände der Kammer dicht überwucherte. Die Pflanzenkultur – ein anderer Ausdruck wollte Lyda dafür nicht einfallen – erinnerte entfernt an das

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