Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Münzer
Vom Netzwerk:
Monstrum, dem die Expedition auf ihrer Fahrt durch das Watt begegnet war.
    Aber die Stränge und Fasern dieser Pflanzen waren nicht ockergelb, sondern strahlten in einem tiefen Blau. Und anstelle der Knospen hatte die Pflanze eine Vielzahl von kugeligen, hartschaligen Früchten, die etwa zwanzig Zentimeter durchmessen mochten.
    Die wenigen nicht von den Pflanzen bedeckten Felsflächen waren mit Traumhaken übersät.
    Oder besser gesagt: mit dem, was aus den Traumhaken geworden war!
    Lyda glaubte zu träumen. Vorsichtig näherte sie sich den Überresten einer Gruppe von Traumhaken.
    Die geheimnisvollen Tiere mußten ihre Haken mit erstaunlicher Kraft tief in das Felsgestein gebohrt haben – ganz so, als würden sie Wurzeln schlagen. Und dann waren ihre harten Außenschalen aufgeplatzt.
    Die Traumhaken blühten.
    Das Körperinnere der Traumhaken hatte sich nach außen gestülpt und dabei zugleich auf seltsame Weise verändert. Das, was vielleicht einmal innere Organe gewesen waren, hatte sich zu einer blauen, intensiv glühenden Blüte umgeformt!
    Ein leises Knirschen ließ Lyda aufhorchen.
    Wenige Zentimeter neben den verwandelten Traumhaken hing eine Kolonie der hartschaligen Früchte an langen Stengeln inmitten des Pflanzengewirrs.
    Und mehrere dieser Früchte zeigten jetzt haarfeine, rasch tiefer und breiter werdende Risse.
    Gebannt starrte Lyda auf die nächstgelegene Frucht.
    Mit einem lauten Knall, der in der engen Kaverne wie ein Pistolenschuß widerhallte, zersprang die Schale endgültig. Lyda keuchte vor Überraschung.
    Dort, wo gerade noch die Frucht gewesen war, saß jetzt ein Traumhaken und entfaltete seine noch feuchten Flügel.
     
    *
     
    Das Warten war unerträglich.
    Oinji sehnte sich danach, tiefer in die Nische hineinzukriechen, in die er auf der Flucht vor dem Kristallzyklon durch einen glücklichen Zufall gerollt war. Zwar empfing er auch jetzt schon die Bilder, die die Quelle in sein Bewußtsein strahlte, aber er war noch viel zu weit draußen, um Einzelheiten erkennen zu können. Hier, dicht unterhalb der sturmumtosten Oberfläche des Hügels, waren die Bilder kaum mehr als vage, verschwommene Andeutungen der Freuden, die den PSI-Schmarotzer im Zentrum des Hügels erwarteten.
    Aber Oinji war noch nicht wieder kräftig genug, um sich mit Hilfe seiner Klammerwurzeln vorwärts zu arbeiten. Sein geschundener, beim Aufprall auf die Felsen schwer beschädigter Körper brauchte Zeit, um sich zu regenerieren. Die Risse in der Außenschale verheilten mit quälender Langsamkeit, und das Nachwachsen der weggefetzten Steuerhaut würde noch viel länger in Anspruch nehmen.
    Immerhin mußte Oinji nicht so lange hier liegenbleiben, bis sich die Luftkammern in seinem Hinterleib wieder aufgefüllt hatten und erneut unter Hochdruck standen. Darum konnte er sich auch noch kümmern, wenn er demnächst die Quelle wieder verließ, um auf Nahrungssuche zu gehen.
    Der PSI-Schmarotzer spürte, wie sein Körper die zerschmetterten Sensoren abstieß und durch neue, funktionsfähige Verbände hochspezialisierter Zellen ersetzte. Vorsichtig machte er sich daran, die neuen Sensoren auszuprobieren.
    Oinji lag so dicht beim Eingang der Nische, daß es ihm keine Schwierigkeiten bereitete, in den immer noch tosenden Kristallzyklon hinauszuspähen. Behutsam fuhr er einen der Sensorenstengel aus und schob ihn über den Rand der Nische.
    Wenn sich die Nische nicht gerade im Windschatten des Hügels befunden hätte, dann wäre der Sensorenstengel wahrscheinlich binnen Sekunden von den kristallenen Partikeln zerrieben worden. So jedoch spürte Oinji nur ein unangenehmes Schaben und Stechen. Augenblicklich verhärtete er die äußeren Zellschichten des Stengels.
    Ja, das war besser. Jetzt konnte er den Sturm ungefährdet beobachten!
    Nach wie vor hatte der Kristallzyklon nichts an Heftigkeit eingebüßt. Obwohl Oinji wegen seines Sakrilegs von seiner Rasse ausgestoßen worden war, dachte er voll Trauer an jene Orkansegler, die im Freien vom Sturm überrascht worden waren und nicht mehr genug Zeit gefunden hatten, sich wie er in einer Nische oder Höhle zu verkriechen oder aus dem Einflußbereich des Zyklons zu entkommen. Die mörderischen Kristallböen würden diese Bedauernswerten aus dem Himmel gefegt haben, bevor sie sich überhaupt innerlich darauf vorbereiten konnten, vom Großen Orkan in die Gefilde jenseits der Wolken getragen zu werden.
    Ein merkwürdiges Pfeifen und Singen rissen den PSI-Schmarotzer aus diesen trübsinnigen

Weitere Kostenlose Bücher