Die Terranauten 043 - Zuchtstation der Supertreiber
wollte er mit dem Leben davonkommen.
Tonnen von Gestein donnerten dicht hinter ihnen herunter. Sand, Erde und kleine Steine trafen Herib am Rücken und schickten stechenden Schmerz durch seinen Körper. Er stieß einen Fluch aus – und lief und lief.
Er erreichte die taumelnde Suzanne, griff nach ihrem Arm und zerrte die Erschöpfte mit sich fort. Den Stein preßte er dicht an sich. Die Schreie des Maulwurfungeheuers kamen näher. Das riesige Tier schien sich gewaltsam in den engen Gang hineinzuwühlen.
Der Tunnel beschrieb einen scharfen Knick, und Suzanne stöhnte auf, als sie gegen die Wand prallten und zu Boden stürzten.
»Weiter! Wir müssen weiter!«
»Ich … Ich kann nicht mehr«, kam es stockend von ihren Lippen. Hinter ihnen donnerte und brach es noch immer. Weitere Teile der Tunneldecke stürzten nieder, aber der Maulwurf gab nicht auf. Seine Greifklauen waren in ständiger Bewegung, schaufelten tonnenschwere Felsbrocken beiseite, wühlten sich hindurch.
»Los, komm. Wir …«
Aschan Herib schluckte hart, als er plötzlich das Gefühl hatte, als neige sich der Boden zur Seite. Er rappelte sich hoch, packte den Arm Suzannes erneut und zog sie mit sich. Die Neigung nahm zu. Er hatte es sich nicht nur eingebildet.
Er hustete schwer. Der aufgewirbelte Staub hatte seinen Hals ausgetrocknet und verschluckte das blaue Licht des Steins in seiner Hand.
»Wir …«, begann er erneut, aber in diesem Augenblick verlor er das Gleichgewicht. Suzanne schrie und versuchte, den Kontakt mit Aschan nicht zu verlieren. Der Mittler war verzweifelt bemüht, irgendwo Halt zu finden. Er verlor den Stein, der schnell in der Dunkelheit verschwunden war. Erde prasselte auf ihn nieder, dann kam er ins Rutschen, erst langsam, dann immer schneller …
*
Hermano Lotz hatte sich in seinem Sessel umgedreht und musterte aus zusammengekniffenen Augen die Projektion auf dem großflächigen Bildschirm in der Zentrale. Er, der Cyborg Masali und ein halbes Dutzend Männer und Frauen, die im Augenblick Dienst hatten, wurden Zeuge, wie der riesenhafte Maulwurf zum Leben erwachte und die beiden Terranauten in die Flucht trieb. Das Chaos aus einstürzenden Gängen und der mörderischen Wut, die das riesenhafte Geschöpf vorwärts trieb, wirkte ungeheuer beeindruckend.
»Suzanne Oh und Aschan Herib besitzen einen starken Überlebenswillen«, stellte Dor Masali mit seiner computermodulierten Stimme fest. »Das ist gutes Testmaterial.«
Lotz wies kurz darauf hin, daß sie nicht wissen konnten, ob auch Suzanne Oh, die zu den auf Sarym eingeschleusten Terranauten gehörte, ein PSI-Potential besaß, das sich an die Strahlung Norvos anpaßte und sie damit für die Experimente geeignet machte. Experimente mit diesen beiden Personen waren sicher von großem Interesse, aber zunächst interessierten den Stationskommandanten nur die Informationen, die zumindest Suzanne Oh von der Terranautenbasis haben konnte.
Das dreidimensionale Bild auf dem Schirm flackerte plötzlich, und Lotz beugte sich vor.
»Stabilisierung. Wir dürfen sie nicht aus dem Auge verlieren.«
Ein Überwachungstechniker ließ seine Hände flink über die entsprechenden Kontrollen huschen. Für ein paar Sekunden verschwanden die Schlieren, dann kehrten sie um so stärker zurück.
»Zwecklos, Stationskommandant. Die Störungen sind nicht auf die Aufnahme- oder Wiedergabegeräte zurückzuführen. Bestimmte Gesteinsschichten können einen Teil der Sendeleistung absorbieren. Es besteht die Gefahr, daß …«
Er unterbrach sich, als die Projektion völlig in sich zusammenfiel. Lotz lehnte sich wieder zurück. Unbewußt wanderten seine Hände dabei über den Konferenztisch vor sich und ordneten die Unterlagen streng symmetrisch. Das in einen Computer integrierte Gehirn des Cyborgs registrierte diese Bewegungen. Dor Masali wußte, daß Lotz in gewissen Streßsituationen unter diesem Zwangsverhalten litt, das sich in einem ungewöhnlichen Ordnungssinn ausdrückte.
»Stellen Sie die Position fest«, sagte der Kommandant leise. »Und versuchen Sie weiter, die Verbindung mit der Beobachtungseinheit wiederherzustellen.«
»Natürlich, Kommandant«, versicherte der Techniker.
»Die beiden Terranauten werden in diesem unterirdischen Labyrinth elend zugrunde gehen«, sagte Masali und richtete seine Optiken auf Lotz. Seine Lebenserhaltungseinheit schwebte etwas näher heran.
»Bist du da so sicher?« fragte der Grauhaarige.
Ein uniformierter Mann in mittleren Jahren betrat
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