Die Terranauten 043 - Zuchtstation der Supertreiber
den Kopf. Aus den Augenwinkeln warf er einen unruhigen Blick auf den dicht neben Lotz schwebenden Cyborg, dessen Augenoptiken sich summend bewegten. »Natürlich, Kommandant. Haben Sie noch besondere Wünsche?«
»Zum Experiment an sich? Nein. Führen Sie es bitte nach den vorliegenden Planungsunterlagen durch.«
Der Wissenschaftler wandte sich ab. Der Grauhaarige lehnte sich zurück und betrachtete die beiden reglosen Körper auf den Spezialliegen. Es waren die Körper von erwachsenen Menschen, jeweils etwa dreißig Jahre alt. Aber Lotz wußte, daß Phönix 17 erst zwei Tage, und Prometheus 93 sogar nur wenige Stunden alt war. Dennoch waren in ihren Hirnen nicht weniger Informationen gespeichert als in denen eines natürlich aufgewachsenen Menschen. Eher traf sogar das Gegenteil zu. Während der Aufzucht in den Clon-Kammern lief gleichzeitig ein intensiver Lernprozeß ab.
Lotz dachte kurz an die Vorgänger der beiden Testobjekte. Das Prometheus-Material war sicherlich das vielversprechendste. Aber noch war es ein weiter Weg, bis sie das gewünschte Ergebnis erreicht hatten. Wieder bedauerte er, daß sie nicht wußten, was aus Ares 17, Artemis 11 und Plutos 23 geworden war.
Einer der Wissenschaftler sah zu ihm herüber, und Lotz nickte bestätigend. Ein flirrender Energievorhang hüllte die beiden Reglosen ein. Aus dem Boden wuchs eine Säule mit Thingsteinen von Stonehenge II.
»Beginnen Sie«, sagte Lotz nur.
*
Der Geist von Phönix 17 war hochaktiv. Ein Teil beobachtete ständig den Gedankeninhalt des Kommandanten, der wie ein offenes Buch vor ihm lag. Ein anderes Bruchstück achtete darauf, daß die Abschirmung nicht vernachlässigt wurde. Phönix ließ nur ein gewisses Maß seiner PSI-Energie hindurchdringen, um die Menschen an den Kontrollen davon zu überzeugen, daß er wirklich eins der besten Testobjekte war, das innerhalb dieses Forschungs- und Experimentierlabors existierte. Von seinen wahren Fähigkeiten und Begabungen allerdings durften sie nichts ahnen.
Phönix 17 lachte. Es war so einfach, die Menschen zu täuschen, so einfach …
Ganz leise war in ihm das Raunen der Artgenossen in ihren Illusionswelt-Gefängnissen, die für sie aber keine Beschränkung der Fähigkeiten oder der Aktivitäten bedeuteten.
Ein Teil seines Denkens beschäftigte sich für einige Augenblicke mit der verbesserten Ausführung der Psychohaube, an die sein wirklicher Körper angeschlossen war. Die Schaltkreise lagen deutlich vor ihm, und er widerstand der Versuchung, die Arbeitsweise des primitiven Geräts mit einem kurzen Gedankenimpuls weiter zu verbessern. Es hätte nur Verdacht in den Menschen erzeugt, und noch mußten sie sich zurückhalten.
Der Rest seiner Gedankenenergie blickte in seinen eigenen Körper, folgte den Nervenbahnen, der »Verschaltung« seines Hirns. Er sah deutlich die Viren, die von den Menschen in seinen Körper gespritzt worden waren und die seinen Veränderungsprozeß beschleunigen sollten. Er nahm die Kraft der PSI-geladenen Thingsteine in sich auf, vorsichtig, nicht zuviel, um kein Mißtrauen zu erwecken. Gemessen an seinen eigenen Fähigkeiten war das Ausmaß der Ladung gering, auch wenn sie so groß war, daß bei einem unkontrollierten Ausbruch ein großer Teil der Station zerstört worden wäre – trotz Energiefeld und Sarym-Schirm. Und Phönix amüsierte sich einige Nanosekunden lang darüber, daß die Wissenschaftler tatsächlich glaubten, daß die jetzt auf ihn einströmende PSI-Strahlung der Thingsteine ihn bis an die Grenze des Erträglichen belastete. Aber er mußte ihren Erwartungen entsprechen, und er veränderte mit einem kurzen Modifikationsimpuls die Stabilität seines Kreislaufs.
Offen lag das biologische Aufbaumuster der Viren vor ihm, die innerhalb der Station extra gezüchtet worden waren, um auf das PSI-Zentrum eines Treibergehirns einzuwirken. Sie waren so beschaffen, daß sie unter dem Einfluß der PSI-Strahlung einen schnellen Mutationsprozeß im Hirn des Testobjekts einleiteten, ein Hirn, das durch die Reizung mittels der Psychohaube aufgepeitscht und zu Höchstleistung angestachelt war.
Phönix 17 griff nach den Viren, erkannte die vielen Fehler in ihrem genetischen Aufbau, veränderte ihre DNS-Struktur, verbesserte ihre Einwirkungsintensität. Mit analytischer Wachsamkeit beobachtete er, wie sie ihre Arbeit in seinem Hirn aufnahmen, wie sie neue Verbindungen zwischen bis dahin isolierten Zellen herstellten. Noch einmal verbesserte er ihre Struktur, so
Weitere Kostenlose Bücher