Die Terranauten 046 - Die Eisteufel
glitt über die Ebenen, Grate und Gletscher, wurde von den Versorgungssystemen der Forschungsstation aufgenommen, die ihn nicht registrieren und ausfiltern konnten.
Der schleichende Tod glitt über Quostan, die Haßseuche mit sich führend …
*
Der Sturm ließ nach. Der Zyklon wirbelte davon, über die Tausende von Kilometern umfassende Einöde des Westpols, zog in Richtung Neosibirsk. Die Wettersatelliten hatten in der Stadt längst Vorwarnung gegeben, aber bis der Zyklon dort ankam, hatte er die weitaus größte Stoßkraft verloren.
Gefechtseinheit 19 schwebte über dem zerklüfteten Gebiet, wo sich noch vor einer halben Stunde eine tiefe Gletscherspalte befunden hatte.
»Berichten Sie!« ordnete die Stimme der Queen aus dem Lautsprecher an. Der Hauptmann in dem Gleiter blickte auf die optische Erfassung.
»Gefechtseinheit 3 ist zerstört worden«, sagte er ohne jede Regung. »Durch die Detonation sind die Gletscherwände eingestürzt, Queen.«
»Beobachten Sie weiter.«
»Ich glaube nicht, daß jemand, der sich am Boden der Spalte aufgehalten hat, diesen Einsturz überleben konnte.«
»Führen Sie den Befehl aus, Hauptmann.«
»Ich höre und gehorche, Queen.«
Das. Bild auf dem Monitor änderte sich. Rasch betätigte der Gardist die Feinjustierung.
»Hauptmann?« ertönte die fragende Stimme Queen Ishiyas. »Haben Sie etwas entdeckt?«
»Eisteufel«, gab der Graue zurück und kniff die Augen zusammen. »Drei, nein, vier. Sie … tanzen!«
Anders war es nicht auszudrücken. Vier Eisteufel, die hochhüpften, übereinanderpurzelten.
»Habe ich Sie richtig verstanden, Hauptmann?«
»Ja. Es ist seltsam, Queen. Nach Aussage des Leitenden Wissenschaftlers sollen sich doch keine Eisteufel mehr in der Nähe der Station aufhalten. Und ihr Verhalten …«
Irgend etwas schnürte ihm plötzlich die Kehle zu. Aus weit aufgerissenen Augen sah er, daß die Eisteufel, die sich nur wenige Meter voraus befanden, in der Bewegung jäh innehielten. Fast hatte er den Eindruck, als sähen sie ihn aus verborgenen Augen an.
Und dann …
In seinem Schädel explodierte ein bohrender Schmerz. Der Gardist schrie gellend auf, warf sich nach vorn, spürte nicht, wie die Gurte hart in sein Fleisch schnitten.
»Hauptmann?« tönte es aus dem Lautsprecher, dann, drängender:
»Hauptmann, melden Sie sich!«
Der Gardist brüllte, warf sich hin und her. Mit zu Fäusten geballten Händen hieb er immer wieder gegen seinen Schädel. Wut entstand in ihm, rieselte seinen Nacken hinab. Wut, der Drang nach Zerstörung. Er schlug auf die Kontrollen vor sich, nahm nicht zur Kenntnis, daß die Triebwerke aufdröhnten, den Kampfgleiter vorwärtswarfen.
»Hauptmann, schalten Sie sofort Ihren Sarym-Schirm ein. Nur er kann Sie vor einem PSI-Angriff schützen.«
PSI-Angriff. PSI-Angriff.
Irgend etwas in ihm gellte, daß die Abschirmung aktiviert war, dann bohrte sich der Gleiter in eine Felswand und verging in einer ohrenbetäubenden Detonation.
Und die Eisteufel tanzten weiter.
*
In den Lautsprechern des Kommunikationsterminals knackte und knirschte es, dann war die Verbindung unterbrochen.
»Gefechtseinheit 9«, meldete sich ein weiterer Kampfgleiter. »Ich registriere eine Explosion im Planquadrat C.«
Die Queen wandte sich dem Leitenden Wissenschaftler zu. »Sagen Sie nicht, die Eisteufel seien friedlich?«
»Ich … Ich verstehe das nicht. Ich …«
Heulende Sirenen unterbrachen ihn. Der hagere Mann drehte sich wie in Zeitlupe um und musterte die Anzeigen auf dem Kontrollbord.
»Was ist geschehen?« erkundigte sich die Gardistin unruhig.
»Rot-Alarm, Rot-Alarm!« brüllte eine computermodulierte Stimme. »PSI-Ausbruch im Labertrakt Vierzehn. PSI-Ausbruch im Labortrakt Vierzehn …«
Der Leitende Wissenschaftler war wie gelähmt. Ishiya schob ihn zur Seite, berührte Sensoren, betätigte Tasten. Ein großflächiger Bildschirm erhellte sich, zeigte das Labor mit den Eisteufeln, die mit geöffneten Schädelknospen mit einem unförmigen Aggregat verbunden waren. Die Wissenschaftler lagen am Boden. Arme und Beine zuckten. Die Sirenen heulten noch immer.
»Was hat das zu bedeuten?« zischte sie und drehte sich zu dem Leitenden Wissenschaftler um, der mit großen Augen auf die Projektion starrte.
»Ich weiß … es nicht.« Seine schmalen Hände berührten weitere Sensoren, und plötzlich wurden die Eisteufel von einem Flimmern eingehüllt.
»Ein Sarym-Abschirmungsfeld der dritten Generation«, erklärte er
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