Die Terranauten 049 - Das Ultimatum der Computer
Nouille verabscheute.
»Gewisse Vorbereitungen wurden bereits getroffen«, formulierte er sorgfältig. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, denn …«
»Ich mache mir auch keine Sorgen«, unterbrach ihn die Oberbefehlshaberin der Garden. »Zumal die Flotte während der Okkupation unter Ihrem Kommando stand. Sie sind mir in vollem Umfang regreßpflichtig, falls es zu einem Verlust kommen sollte.«
»Sie müssen verrückt sein«, antwortete Valdec kühl. »Die finanzjuristischen Konsequenzen …«
»… wurden von mir bereits geklärt«, schnitt sie ihm erneut das Wort ab. »Und zwar im Einvernehmen mit dem Lordinspekteur der Konzilsverwaltung, Ignazius Tyll. Er schloß sich meiner Ansicht voll und ganz an.«
Zorn stieg in Valdec auf.
Natürlich, dachte er. Das hätte ich voraussehen müssen. Chan de Nouille intrigierte nicht erst seit dem Verlust von Shondyke gegen ihn. Tyll mußte ihr wie gerufen kommen.
Die Schlange und die Vogelscheuche. Ein groteskes Paar. Aber ein Paar, das ihm gefährlich werden konnte.
»Im Fall des Falles«, entgegnete er mit einem künstlichen Lächeln, »werden wir das Problem erörtern. Im Moment habe ich andere Dinge zu tun. Sorgen Sie dafür, daß Ihre Raumjäger aus der Nähe der Flotte verschwinden. Ich schlage einen Sicherheitsabstand von mindestens zweihunderttausend Kilometern vor.«
»Oh«, schmatzte das Säufergesicht. »Ein neuer Plan? Darin waren Sie schon immer gut – im Pläneschmieden.«
»Sie langweilen mich. Beherzigen Sie also meinen Ratschlag, und ich bitte Sie, mich nicht wieder zu belästigen. Ich habe zu tun.«
Grußlos unterbrach er die Verbindung.
»Glaucen!« brüllte er.
Der Sicherheitsmanag war sofort zur Stelle.
»Sie haben mitgehört, nicht wahr?« Er wartete Glaucens Nicken nicht ab, sondern sprach sofort weiter. »Möglicherweise müssen wir unsere Pläne forcieren. Es gefällt mir ganz und gar nicht, daß die Genfer Konzilsverwaltung aktiv wird und daß die Große Graue Kontakt zu Lordinspekteur Tyll aufgenommen hat.«
Der fettleibige Mann mit dem unschuldigen rosigen Gesicht befeuchtete seine Lippen. »Ich habe übrigens unser V-Mann-Netz bei der Genfer Verwaltung überprüft, Lordoberst. Es ist ausgedünnt worden. Der Großteil unserer Topagenten wurde auf unwichtige Posten abgeschoben, und vor allem besitzen wir kaum noch Zugriffsmöglichkeiten auf die Lordinspektion. Das bekräftigt Ihre Vermutungen.«
»Dieser Tyll …«, murmelte Valdec. »Darum hat er so lange stillgehalten, sich in seinen Akten und Computerdateien vergraben. Ich befürchte, wir haben ihn unterschätzt. Ebenso unsere Gegner im Konzil. Die Säuberung nach der Pankaldi-Verschwörung Anfang des Jahres 2500 war offenbar nur teilweise erfolgreich. Vielleicht haben wir auch den Noman-Aufstand falsch eingeschätzt. Was ist mit Frost?«
»Er läßt Tyll nicht aus den Augen.«
»Gut«, nickte Valdec. »Wie weit ist die Kontraprogrammierung der Kaiser-Grauen fortgeschritten?«
»In spätestens zwei Wochen sind wir soweit.« Glaucen gestattete sich ein gefroren wirkendes Lächeln. »Allerdings muß ich darauf hinweisen, daß der Verlust von Fay Gray und ihren Legionen ein schwerer Schlag wäre …«
»Ich weiß, ich weiß.« Unruhig trommelte Valdec mit den Fingerspitzen auf die Lehne seines Servosessels. In dem Zwielicht, das in der unterirdischen Kommandozentrale des Kaiser-Konzerns herrschte, schien sein Gesicht so marmorn und erstarrt wie eine Maske. »Ebberdyk hat sich noch nicht gemeldet«, seufzte er dann. »Ich frage mich, was dort oben vorgeht.«
Glaucen schwieg.
»Gut, Manag«, brummte der Lordoberst. »Ich verlange, daß die Überwachung Tylls und der oppositionellen Manags im Konzil verschärft wird. Wir dürfen uns nicht überraschen lassen. Diesmal machen wir Nägel mit Köpfen. Nach Abschluß der Aktion darf es im Konzil keinen Widerstand mehr gegen Kaiser oder meine Position als Lordoberst geben. Und teilen Sie der Finanzabteilung mit, daß Sie aggressiver vorgehen soll. Die Zeit läuft uns davon.«
Glaucen lächelte erneut. »Alles wird so geschehen, wie Sie es angeordnet haben, Lordoberst.«
*
Sie hatten Claude, Angila und Sirdina in den Meditrakt der BERLIN geschafft und ihnen eine Reihe Nährstoff- und Vitaminlösungen injiziert, und David terGorden hoffte, daß der Schlaf ein übriges tun würde, um ihre zu Tode erschöpften Gefährten wieder zu Kräften kommen zu lassen.
Nachdenklich betrachtete er die drei restlichen Ampullen in
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