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Die Terranauten 049 - Das Ultimatum der Computer

Die Terranauten 049 - Das Ultimatum der Computer

Titel: Die Terranauten 049 - Das Ultimatum der Computer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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sie fort. »Wir sind der Wahnsinn, der in den schattigen Schluchten deines Unterbewußtseins lauert. Wir sind das Üble, das du vergessen hast. Wir sind die Angst, die dich in deinen Träumen peinigt. Und jetzt haben wir dich.«
    Claude Farrell schrie wieder, gepackt von Entsetzen, kreatürlicher Furcht, während sein Sturz schneller, immer schneller wurde.
    Und er dachte: Ich will nicht sterben.
    Er fühlte den Druck einer Hand, klebrig, kratzig, fremd, und er schlug um sich.
    »Claude!«
    Er schrie.
    »Komm zu dir, Claude! Öffne die Augen. Komm zu dir.«
    Das rote Universum verblaßte. Die Stimmen verstummten. Die feuchte Wärme wich kühler Luft. Er öffnete die Augen, und er sah ein Gesicht hinter der blitzenden Scheibe eines Raumanzughelms.
    Claude Farrell war dieses Gesicht vertraut. Er kramte in seiner Erinnerung, bis schließlich der Name in seinem benommenen Bewußtsein auftauchte: Onnegart Vangralen.
    Dann sah er ein zweites Gesicht, und es war alt, faltig, und weiße Haarsträhnen fielen dem Mann in die Augen.
    »Ennerk«, krächzte Claude Farrell. »Ennerk Prime!«
    Endlich begriff er.
    Die Haßseuche … Sie hatte ihm diese, grauenvollen Halluzinationen vorgegaukelt. Halluzinationen, die so stark werden konnten, daß sich psychosomatische Auswirkungen zeigten.
    Sein Herz klopfte wie rasend.
    Er setzte sich auf, registrierte, daß er auf dem kalten Boden der Logenplattform gelegen hatte, und Schwindel erfaßte ihn. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt.
    »Warum«, fragte er kaum verständlich, »habt ihr die GARIBALDI betreten? Warum? Und die Mädchen … Myriam, was ist mit den Mädchen?«
    »Keine Panik, alter Junge«, beruhigte ihn Ennerk Prime mit tolpatschiger Zärtlichkeit. Über den Außenlautsprecher des Raumanzugs klang seine Stimme leicht verzerrt. »Die Mädchen sind okay. Ein wenig blaß, aber sie leben. Und das ist die Hauptsache.«
    Farrell lachte verzweifelt. »Wir werden sterben«, stieß er hervor. »Alle. Hier und auf Rorqual.«
    Prime fluchte. »Das Gegenmittel, Claude«, sprach er drängend auf ihn ein. »Ein Bote hat soeben die erste Lieferung des Gegenmittels gebracht, Komm, versuche aufzustehen. Wir nehmen euch mit hinüber zur BERLIN und injizieren euch das Antiserum. Ihr werdet gesund. Und ihr werdet leben. Verstehst du, Claude? Leben.«
    Eine weitere Halluzination, dachte Farrell bedrückt. Eine neue verdammte Wahnvorstellung, die ihm die Haßseuche vorgaukelte.
    Er spürte unbestimmte Wut in sich brennen, doch er war zu schwach, um in die alte Raserei zurückzufallen.
    Das Endstadium, durchfuhr es ihn. Ich habe inzwischen das Endstadium erreicht. Der Haß erlischt, weil Körper und Geist zu schwach geworden sind. Ich werde dahindämmern und irgendwann aufhören zu denken, zu sein.
    »Komm, Claude.«
    Verdammte Halluzination!
    Ein Kichern erschütterte seinen überanstrengten Körper, und irgendwie gelang es ihm dann doch, sich aufzurichten und nicht wieder sofort zusammenzubrechen. Schwankend, schwer atmend stand er da. All seine Muskeln schmerzten. Prime und Vangralen waren wie Silhouetten, die er mit einer Hand fortwischen konnte.
    Wahnvorstellungen. Natürlich.
    Und die Halluzination gaukelte ihm vor, daß Prime und Vangralen nach Sirdina und Angila griffen, sie sich über die Schultern legten und die Treppe hinunterstiegen.
    Von einem dunklen Trieb geführt, folgte Farrell ihnen in die untere Ebene mit dem blitzenden, summenden Computerring, dann weiter durch einen Korridor, indem es zart nach Ozon roch, bis sie irgendwann die Schleusenkammer erreichten. Das innere und äußere Schott waren geöffnet.
    Fast war er enttäuscht darüber, als er hinaus ins dunkle Weltall blickte, vor dem sich der Leib der BERLIN wie ein aufgeblasener Ballon abhob. Hin und wieder blitzte etwas Blaues auf; vielleicht die Erde. Vielleicht aber auch nur irgendein unlogischer Bestandteil dieser Wahnvorstellung.
    »Komm, Claude«, rief Vangralen. »Bald hast du es geschafft.«
    Und mit Angila über der Schulter stapfte der Treiber hinaus in die Finsternis des Weltalls.
    Angila wird ersticken, dachte Farrell. Sie trägt keinen Raumanzug. Das Vakuum wird ihr Blut zum Kochen bringen und sie zerreißen.
    Doch nichts von dem geschah.
    Achselzuckend, torkelnd bewegte sich Farrell weiter und erreichte die Schleusenkante. Ihm wurde übel. Er würgte, aber sein Magen war leer. Und jetzt bemerkte er auch den leichten milchigen Hauch, der zwischen ihm und dem All lag.
    Ein Protopschlauch, erinnerte er sich.

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