Die Terranauten 049 - Das Ultimatum der Computer
wirkte.
»Also hat Valdec Wort gehalten«, seufzte er und ignorierte Llewellyns höhnisches Schnauben. »Wir sollten ihm einen Leitstrahl schicken und anschließend Farrell und die beiden Mädchen informieren.«
Unwillkürlich biß er sich auf die Lippen, als er an ihre drei unglücklichen Treiberfreunde dachte. Claudes letzter Funkspruch hatte nur zu deutlich gezeigt, daß sie am Rande des Zusammenbruchs standen – und er wagte nicht einmal, daran zu denken, wie es jetzt auf Rorqual aussah.
Der Ringo kam näher, und plötzlich – nach langer Zeit – meldete sich auch wieder der Rho-27a-Computer zu Wort. Klar und laut drangen seine Worte aus dem Lautsprechersystem der Zentrale.
»Fremdes Raumschiff wurde in Fernsteuerung genommen. Anzeichen auf eine verdächtige energetische Aktivität gibt es nicht. Zur Vorsicht habe ich allerdings zwei Laserprojektoren hochgefahren.«
»Wie eine Mutter«, spottete Llewellyn aus dem Hintergrund.
»Funkkontakt?« erkundigte sich David unbeirrt.
»Automatische Impulse nach Kode Neunzehn.«
Der Erbe der Macht nickte. Kode Neunzehn bedeutete, daß das Schiff in friedlicher Absicht kam und ein Mitglied der Besatzung ausschleusen wollte. Genau das hatte Valdec auch angekündigt.
»Ich will verdammt sein«, erklärte Llewellyn in das angespannte Schweigen hinein, »wenn ich dulden werde, daß einer von Valdecs Spitzeln auf unserem Schiff herumläuft.«
»Halt den Mund!« schrie Narda. »Dieses ewige Nörgeln raubt mir noch den letzten Nerv.«
Der Riemenmann zeigte sich unbeeindruckt. »Das kommt davon, wenn man Minderjährigen Rederecht einräumt. Zersetzend, hat man früher dazu gesagt. Und die Alten hatten recht damit.«
Der Ringo näherte sich gemächlich, und dann schoß ein kurzer, sonnenheller Photonenstoß aus den Korrekturtriebwerken, so daß die BERLIN und die angekoppelte GARIBALDI parallel zu dem Ringo im Orbit kreisten.
Im Funkempfänger knackte es.
»Ich komme«, ertönte eine weiche, leise, männliche Stimme. »Ich bin unbewaffnet und besitze sechs Ampullen des Antiserums. Also schießen Sie nicht irrtümlich auf mich.«
David beugte sich über das Mikrofon. »Schießen werden wir nur im äußersten Notfall«, versicherte er in einem Anflug von schwarzem Humor.
Auf dem Bildschirm war zu erkennen, wie in der gerundeten Wandung des Ringos ein helles Viereck entstand. Ein Schatten erschien. Dann Gefunkel, als der Treibsatz einer Raketendüse zündete.
»Magnetfeld ein und fokussiert«, teilte der Ebberdyk kurz darauf mit. »Der Bote wird in drei Minuten Schleuse F erreichen.«
Llewellyn 709 erhob sich. »Ich werde ihn in Empfang nehmen«, erklärte er grimmig. »Und wenn der Kerl irgendeine Teufelei versucht, dann ist er schon so gut wie tot.«
David sah dem Riemenmann nach, als der auf dag Zentralschott zustapfte. »Vergiß nicht, daß er die Ampullen bei sich hat. Und die brauchen wir. Für Claude, Angila und Sirdina.«
»Ich werde«, entgegnete Llewellyn und drehte sich noch einmal um, »freundlich, aber bestimmt auftreten. Verlaßt euch nur ganz auf mich.«
»Nur das nicht«, murmelte Narda vorlaut.
Zischend schloß sich das Schott hinter dem Supertreiber.
*
Claude Farrell schwebte in einem Universum aus Angst und Entsetzen.
Er war nackt, und er trieb irgendwo zwischen den Sternen in einem Weltraum, der von düsterem rotem Licht erfüllt war. Und von Luft, die nach Schwefel roch. Von Wärme, die feucht und modrig war.
Claude Farrell war allein, durch Raum und Zeit von allem Lebenden getrennt. Und hier und dort, zwischen den Sternen, die ihm wie bösartige Augen zublinzelten, bewegte sich etwas.
Schatten. Deformierte Gestalten. Kreaturen, die so fremd waren, daß ihn allein ihre Gegenwart mit Grauen erfüllte.
Claude Farrell stürzte.
Tiefer und tiefer in die Sternenschlucht, und erst jetzt bemerkte er, daß dort unten alles schwarz, tintenschwarz war, finster wie in einer Gruft. Und aus dieser Gruft stieg der entsetzliche Gestank.
Hitze leckte daraus empor.
Myriam, dachte er, ich werde verbrennen. Wie eine Motte im Kerzenlicht.
Er schrie, und Echos antworteten ihm.
Er hörte Stimmen. Kalte, rasselnde Stimmen, und was sie sagten, das trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn.
»So ist es, Farrell«, sagten die Stimmen. »Wir haben lange auf dich gewartet. Und jetzt haben wir dich. Jetzt lassen wir dich nicht mehr los.«
Er preßte die Hände auf die Ohren, doch die Stimmen wurden nicht leiser.
»Wir sind in dir, Farrell«, fuhren
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