Die Terranauten 050 - Drohung von den Sternen
Kolonistenabkömmling.
Kormolan Jilith war dürr und groß, maß mehr als zwei Meter, und der Schock des Verhörs schien ihm noch immer zuzusetzen. Glaucen hatte ihm eine Mahlzeit und ein erfrischendes Getränk kommen lassen.
Jilith aß langsam, mit bedächtigen Bewegungen, und schaute immer wieder auf, als wolle er die Beweggründe der anderen Anwesenden in diesem Raum allein mit seinen Augen enträtseln.
»Ihr Eindruck?« wandte sich Valdec an Frost.
Der Konzilsmanag wirkte entspannt. »Positiv. Jilith kannte sogar die Namen der Treiber, die die Loge der ALMA MATER bildeten. Und nach den vorliegenden Szenarios waren genügend Wissenschaftler – vor allem Physiker, Kybernetiker und Elektronikspezialisten – an Bord der ALMA MATER, um rein theoretisch die Schwerkraftsatelliten fortzuentwickeln.«
»Und Sie, Zarkophin?«
Der bullige Baumeister, Generalmanag der Ziolkowski-Werft, nagte an seiner Unterlippe. »Dieser Mann«, brummte er, »versteht von der Transmitter-Forschung mindestens ebensoviel wie ich. Kein Betrüger könnte mich täuschen. Die Zuflucht-Leute besitzen einen TM, und er funktioniert.«
Eine Goldgrube, dachte Max von Valdec.
Ein Geschenk des Zufalls, das ihn und das Reich vieler Sorgen entledigte. Transmitter ohne gefährliche Nebeneffekte. Transmitter, über die Kaiser das Monopol haben würde.
Wer von seinen Kritikern würde es jetzt noch wagen, zu seiner Demission aufzurufen?
Die Ära der risikoreichen, kostenintensiven Kaiserkraft-Raumfahrt war vorbei. Das Reich würde weiter expandieren und die Kolonien mit einem Transmitternetz noch enger an das Konzil gekettet werden. Genau das hatte Valdec ja von Anfang an geplant. Erst die Fehlschläge mit seinem eigenen TM hatten ihn von diesem Weg abgehen lassen.
Das war auch das. Aus für die Terranauten, für die separatistischen Humos, für alle, die gegen das Reich, gegen die Konzerne und gegen ihn arbeiteten.
Kormolan Jilith, dachte er selbstzufrieden, du weißt es nicht, aber du bist im Augenblick der wertvollste Mensch im ganzen Sternenreich.
»Er sollte uns später eine Demonstration liefern«, schlug Frost vor und riß Valdec aus seinen Gedanken. »Außerdem gefällt es mir nicht, daß sich die Dinge auf Zuflucht ohne unsere Kontrolle entwickeln. Sobald Jilith die Transmitter-Verbindung herstellt, werden wir eine Legion Graugardisten durchschleusen und die Sache selbst in die Hand nehmen.«
»Natürlich«, nickte Valdec versonnen. »Die TM-Spezialisten Zufluchts deportieren wir nach Berlin, wo sie unter Aufsicht und mit sehr viel besseren Mitteln ihre Forschungen fortsetzen können.«
Erneut blickte er zu Jilith hinüber.
Glaucen sprach drängend auf ihn ein, und der Servis nickte zustimmend.
Ein seltsamer Mann, durchfuhr es den Lordoberst. Naiv und ahnungslos.
»In einer Stunde werden wir uns zusammensetzen«, sagte er dann laut, »und eine Strategie festlegen, um möglichst viel Nutzen aus diesem glücklichen Zusammentreffen zu erzielen. Bis auf weiteres unterliegt alles der höchsten Geheimhaltungsstufe. Nichts darf zu den anderen Konzernen durchsickern. Ich will Chan de Nouille und Lordinspekteur Tyll überraschen.«
Frost und Zarkophin nickten verstehend.
»Wir haben die einzigartige Gelegenheit«, fuhr Valdec eindringlich fort, »unsere Widersacher auf einen Schlag loszuwerden. Lassen wir es zu einer Konfrontation kommen. Zu einer Konzilsversammlung. Verraten wir noch nichts und sehen einfach zu, wie sich die Spreu vom Weizen trennt. Sobald Freund und Feind feststehen, geben wir die Neuigkeit bekannt und entledigen uns aller Gegner. So haben wir es damals bei der Zoe-Krise auch gehalten. Ich …«
Sein Communer summte.
Valdec runzelte die Stirn.
Hatte er nicht Befehl gegeben, ihn nicht zu stören? Unter keinen Umständen?
Er begegnete Frosts besorgtem Blick und aktivierte den Communer.
»Was ist?« fragte er ungehalten.
Die Stimme der Grauen klang aufgeregt, und allein das war ungewöhnlich genug.
»Eine Legion Gardisten von der Lunabasis ist mit einem Geschwader Ringos vor wenigen Minuten in Genf gelandet«, sprudelte die Queen hervor. »In der Genfer Gardenvertretung herrscht hektische Aktivität. Zahlreiche oppositionelle Konzerne wurden von den Grauen kontaktiert. Und unsere Schatten haben PSI-Impulse aus der Gardenvertretung empfangen. Es besteht der Verdacht, daß sich Terranauten …«
»Geben Sie Alarm«, schnappte Valdec. »Für alle Kaiser-Grauen von Berlin. Unsere Anhänger im Konzil müssen umgehend
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