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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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die Sitten ihres Volkes mitbekommen zu haben. Ein Islahami-Krieger kämpfte entweder bis zum Tod, oder er siegte. Wenn er sich gefangennehmen ließ, verlor er sein Gesicht. Golan und Layla waren tot, daran gab es für andere Islahami nichts mehr zu deuteln.
    Sie verbrachten die Nacht im Windschatten des abgestürzten Ringos und schliefen, während der Wald bis auf die Wurzeln abbrannte. Der nächste Morgen zeigte sich von einer etwas helleren Seite. Die Nebelbänke waren ein wenig zerflossen; man konnte den Weg zum Fluß Lannon nun zumindest ahnen.
    Nach einer stärkenden Mahlzeit schulterten sie ihr Gepäck und schlossen sich den Islahami an, die Golan und Layla stumm folgten, ohne ihre Begleiter erkennen zu lassen, daß sie sie überhaupt wahrnahmen. Stundenlang ging es in einem Trott dahin, der David und Thorna stark zu schaffen machte. Die Wüstenbewohner hingegen zeigten nicht die geringsten Erschöpfungserscheinungen.
    Zu einer Zeit, die an Davids Magen gemessen Mittag sein mußte, erreichten sie das Westufer des Lannon. Vor ihnen fiel die Landschaft steil ab. Ein aus mehreren Dutzend steinernen Hütten bestehendes Dorf schmiegte sich an den zum Ufer hin fallenden Abhang. Es schien unbewohnt – zumindest aber verlassen – zu sein. Auf dem Dorfplatz reckte sich ein grauer Felsklotz in die Höhe, in dessen Mitte ein schwarzer Fleck leuchtete. Dies mußte die Wasserhöhle sein, denn auf ganz Rorqual existierten nur unterirdische Wasseradern. Soweit man herausgefunden hatte, gab es in diesen Breitengraden sogar eine bestimmte Sklavenkaste, die äußerst selten das Tageslicht sah und keine andere Aufgabe hatte, als für einen ständigen Vorrat an erfrischendem Naß zu sorgen. Diese Leute arbeiteten unterirdisch und waren meistens Frauen, die ihre eigenen Rechte nicht hatten durchsetzen können.
    Der Eindruck, den das Dorf aus der Ferne auf sie gemacht hatte, verstärkte sich noch, als sie die ersten Häuser aus der Nähe sahen: Die Gassen waren leer und ebenso die Unterkünfte. Die Bewohner hatten ihre Heimat aufgegeben und waren möglicherweise den Fluß hinaufgefahren. Auf dem steinigen Uferstreifen stießen sie auf ein halbvermodertes Ruderboot. Mehr hatte man an Fahrzeugen nicht zurückgelassen.
    Hrassan knirschte wütend mit den Zähnen. Er befahl seinen Begleitern ihre Lasten abzulegen, und begann, die Gebäude zu inspizieren. David folgte ihm, aber wo er auch hinkam, gähnte ihnen Leere entgegen. Je tiefer sie in die kleine Ortschaft eindrangen, desto häufiger stellten sie Kampfspuren fest. In einer der engen Gassen fanden sie den aufgeschlitzten Leichnam einer Weißen Katze, die Hrassan mit seinem Schwert wütend in zwei Teile zerhackte. Überall war es totenstill.
    »Ich rechnete damit, ein Boot zu finden«, sagte der Islahami. »Aber sie haben nichts zurückgelassen.«
    »Wir werden zu Fuß weitergehen müssen«, sagte David überflüssigerweise. Die Situation war trostlos. Er schalt sich einen Narren. Welche Chancen hatte er jetzt noch? Gewiß, die Berechnungen des Genessaners hatten von mehreren Wochen bis zur endgültigen Abschottung gesprochen, und er hatte erst zwei Tage davon verbraucht. Aber konnte er in der Frist, die ihm noch blieb, mehrere tausend Kilometer zurücklegen?
    Am Ufer des Lannon bereiteten sie sich eine Mahlzeit zu. Auch diesmal sonderten sich Layla und Golan von den anderen ab. Als sie aufbrachen, erhoben sich auch die restlichen Islahami; es schien, als hätten sie auf dieses Zeichen nur gewartet.
    »Wenn die Karte etwas taugt«, sagte David Stunden später zu Thorna, »müßten wir uns in der Nähe der Stadt Aliruth befinden. Dahinter wird das Land kälter, und es ist möglich, daß wir uns von dort aus nur noch zu Fuß weiterbewegen können. Weißt du, was? Ich hätte große Lust aufzugeben.«
    Thorna sah ihn von der Seite an und sagte: »Das darfst du nicht.«
    Der Weg am Fluß entlang schien endlos zu sein. Irgendwann gegen Abend, als es kühler wurde und die rote Substanz, die den Fluß ausmachte, erkaltete, hörten sie hinter sich das Knarren einer Schiffstakelage.
    David wirbelte herum. Tatsächlich! Ein Zweimaster kam den Lannon herauf.
    Die Islahami verharrten mitten in der Bewegung und wandten langsam die Köpfe. Ihre Gesichter blieben unbeeindruckt, als hätten sie längst mit dem Leben abgeschlossen.
    David rannte näher an das Ufer heran und riß sich das zerfetzte Hemd vom Leibe. Er winkte wild damit – und tatsächlich, der Zweimaster änderte seinen Kurs und kam

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