Die Terranauten 051 - Welt im Chaos
verhutzelter Zwerg wirkte, zog seine unteren Lider herab, schaute ihm prüfend in die Augen und atmete dann erleichtert auf.
»Nichts Ernstes«, sagte sie zu einem der Männer.
»David!« schrie eine Stimme. Ehe er sich versah, beugte sich ein junges Mädchen über ihn, dessen Gesicht er noch nicht vergessen hatte. Es winkte einen der Männer heran, der sich mit einer stummen Gebärde neben ihm im Sand niederließ.
»Layla?« krächzte David. Er hatte entsetzlichen Durst. »Wo in aller Welt kommst du her?«
Einer der anderen Männer, ein Bursche mit stolzen Gesichtszügen und einem blutgetränkten Schwert, sagte:
»Layla ist tot. Sie ist gar nicht hier. Wenn dir nichts geschehen ist, Fremder, steh auf, und gehe mit uns. Dieser Ort ist gefährlich. Wir sollten ihn schnell verlassen.«
»Bitte?« David schüttelte den Kopf. Das Mädchen Layla wandte sich ab und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Der junge Krieger, von dem David wußte, daß er Golan hieß, ging zur Seite und stellte sich neben sie.
Thorna packte Davids Schulter und half ihm auf die Beine. »Die Tabus der Islahami …«, flüsterte sie und erinnerte ihn daran, daß es besser sei, auf die Worte des Mannes, der hier offenbar eine Führungsposition einnahm, einzugehen. Na schön, Layla war also tot. Er mußte sich allerdings eingestehen, daß es dann wohl doch so etwas wie ein Weiterleben nach dem Tode geben mußte.
»Mein Name ist David terGorden«, sagte er und deutete eine Verbeugung an. Die Islahami wichen zurück. Sie kamen niemals näher als auf drei Schritte an einen Menschen heran, und es war schon unglaublich genug, daß sie ihm überhaupt beim Verlassen der Maschine geholfen hatten.
»Ich bin Hrassan«, sagte der schwarzäugige Mann, der das Wort führte, und stellte David und Thorna die anderen Angehörigen seiner Gruppe vor. Layla und Golan ignorierte er dabei völlig, als seien sie gar nicht anwesend. »Wir haben unsere Heimat verlassen und befinden uns auf dem Weg nach Norden, denn die Natur ist in Unordnung geraten und hat die Sieben Plagen über uns gebracht, seit einige von uns versagt haben.«
Er machte ein finsteres Gesicht. »Es verlangt große Kraft, das auferlegte Schicksal zu tragen; die Chalid-Sippe gibt jedoch nicht auf. Du hast uns geholfen, Herr der Lüfte. Nimm deswegen unseren aufrichtigen Dank. Was ist das für ein Ding, mit dem ihr da am Himmel entlanggeflogen seid?«
David nahm sich die Zeit, ihm zu erklären, um was es sich bei dem wracken Ringo handelte, auch wenn der Islahami keines seiner Worte verstand. Das Gespräch gab David jedoch die Gelegenheit, sich in der Umgebung umzuschauen, auch wenn ihm das, was er sah, ganz und gar nicht gefiel. Zwar war die Gefahr völlig gebannt – die Angreifer schienen von der Laserattacke in die Flucht geschlagen –, aber die Aussichten, die sich Thorna und ihm jetzt boten, waren denkbar schlecht. Er hatte keine Ahnung, wie weit ihn sein Weg noch führen würde, aber die Chancen, daß er sein Ziel rechtzeitig erreichte, sahen nicht gut aus. Daß es das Tal, nach dem er suchte, auf dem Hauptkontinent nicht gab, war David inzwischen klargeworden. Es in Zeiten wie diesen ohne Luftfahrzeug erreichen zu wollen, erschien ihm plötzlich als reiner Wahnsinn.
Während Hrassan und seine Begleiter ihre Toten begruben und laut Gebete sprachen, kletterten David und Thorna in das Innere des Ringos zurück und versuchten zu bergen, was noch zu bergen war. Zum Glück hatte Farrels Kommando genügend Nahrungsmittel an Bord gebracht. Sie schleppten alles, was einigermaßen von Wert war, hinaus und versuchten anhand der mitgeführten Luftbildkarten, einen Überblick über die Gegend zu gewinnen.
»Der Lannon ist nicht weit von hier«, sagte Thorna und deutete auf den immer noch lodernden Tulpenwald. Die Hitze des Feuers hatte die Nebelbänke etwas aufgeweicht, und die Sicht war besser geworden. »Wenn wir uns an dem Wald vorbei nach Osten schlagen, müßten wir bald den Flußlauf erreichen. Vielleicht gelingt es uns, dort ein Schiff aufzutreiben …«
David nickte müde. Während des gesamten Fluges war ihm völlig klar gewesen, in welche Richtung er sich zu begeben hatte. Aber jetzt …?
»Wo bist du, jetzt, wo ich dich brauche?« murmelte er vor sich hin. Layla und Golan sahen ihnen aus der Ferne zu. Daß es unklug gewesen wäre, ein Gespräch mit ihnen anzufangen, wußte David inzwischen, denn Thorna, die mehrere Wochen mit Layla zusammen verbracht hatte, schien ziemlich viel über
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