Die Terranauten 053 - Das Versteck des Außerirdischen
einem Verbund von verschiedenen Intelligenzen zu tun hätte, unterschiedlichen Wesen, denen ein gemeinsames Verständnis fehlte.
Manchmal entstand tief in seinem Innern ein nagender Zweifel. Die Menschen waren für die Vernichtung Xaxons verantwortlich, sie und ihre Kaiserkraft. Aber ihm war, als gäbe es selbst unter den Menschen Gegner dieser Energieform, die den Untergang initiiert hatte. Die Verfolger etwa, die mit der Geiststimme?
Quälende Gedanken, vermeldete der Psychologe sanft. Löse dich von ihnen. Wir haben eine Aufgabe.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Gefahr! heulte es in Gorthaur. Er sah auf, mußte den Kopf wenden, um den Ursprung der Stimme erkennen zu können. Seine flexiblen Glieder unter der Körpermaske schmerzten.
Nein, keine Gefahr. Aber es schien, als griffen die Auflösungserscheinungen der sechs Egos in ihm auch auf sein eigenes Ichbewußtsein über. Die sechs Xaxonenegos pendelten zwischen dem ersten und dem zweiten Weltraum hin und her, aber die Schwingungen, die auch ihm Kraft gaben, verzögerten sich immer weiter.
»Ich möchte Anlyka terCrupp sprechen«, sagte seine Körpermaske. »Die Generalmanag von Allwelten-Stahl-Konsortium.«
Halte die Illusionsprojektion aufrecht, warnte ihn der Taktiker. Gorthaur sandte Bestätigung aus. Die Frau hinter dem Empfang sah nicht die Körpermaske von Kormolan Jilith. Sie sah einen unscheinbaren Mann in mittleren Jahren. Nur die Energieaufnahme seiner sechs Begleiter machte dies möglich. Bisher hatte ihn das vor Entdeckung geschützt. Die Schwächung nahm jedoch rapide zu.
»Ihr Name? Und sind Sie angemeldet?«
Gorthaur nannte einen Phantasienamen. »Nein, ich bin nicht angemeldet. Aber es ist wichtig. Sehr wichtig.«
»Nun, ich fürchte …«
»Sagen Sie der Generalmanag, daß ich Informationen in Sachen Lordoberst Max von Valdec bringe.« Als er diesen Namen nannte, verzerrte Haß die wirklichen Gesichtszüge des Xaxonen. Valdec war der Hauptschuldige, seine Gedanken bewiesen es. Valdec würde sterben. Und andere.
Liweuten-Bau. Sumpfozeane. Luftgondeln.
Alles vorbei.
Warte, meinte der Techniker. Wir werden zu unserer Rache kommen. Bald. Nicht jetzt.
Der bohrende Zweifel in Gorthaur versiegte. Für eine oder zwei Sekunden, während die Empfangsdame eine Verbindung zu Anlyka terCrupp herstellte, konzentrierte sich der Xaxone auf die Formeln des Arma. Seine Ruhe kehrte zurück. Und auch die Hoffnungslosigkeit in ihm wurde beiseite gedrängt. Rache.
Die Empfangsdame sah überrascht auf. »Sie wünscht, Sie zu sprechen«, sagte sie und stellte rasch einen Ausweis aus, den Gorthaur an seine Körpermaske heftete. Damit können wir die Sicherheitszonen überbrücken, stellte der Techniker zufrieden fest. »Folgen Sie den Leuchtpunkten.«
Gorthaur zögerte nicht. Er schritt durch niedrige Gänge, in deren Wänden Identifizierungszellen verborgen waren, durch Korridore mit winzigen Giftgasdüsen. Er überwand unsichtbare Strahlenbarrieren, deren Energiepunkte sondierten, analysierten und identifizierten.
Die Menschen müssen hochgradig paranoid sein, stellte der Psychologe fest. Sie haben Angst vor ihren Mit-Brüdern und Mit-Schwestern.
Wir werden diese Angst für unsere Zwecke nutzen, fügte der Techniker hinzu. Der Analytiker schwieg. Er meldete sich nur selten zu Wort. Er war noch mehr verwirrt als Gorthaur. Er suchte nach einer Antwort, die offenbar nicht existierte.
Schließlich, nach einem fast endlosen Marsch, geleitete ihn ein Sekretär in ein geräumiges Büro. Eine häßliche Fremde saß hinter einem monströsen Schreibtisch. Die Tür schloß sich wieder. Der Techniker vermeldete, daß auch hier Wände, Boden und Decke gespickt waren mit diversen elektronischen Überwachungs- und Kontrolleinrichtungen.
Anlyka terCrupp hob die Augenbrauen. »Von welcher Art sind Ihre Informationen, Arbiter?«
Gorthaurs Körpermaske lächelte. Es war ein falsches Lächeln, und die Generalmanag kniff die Augen zusammen.
Jetzt! rief der Techniker. Der richtige Zeitpunkt. Niemand in der Nähe.
Gorthaur schlug zu. Anlyka terCrupp stieß ein unterdrücktes Stöhnen aus. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie die wirkliche Gestalt des angeblichen Arbiters, sah sie Gorthaurs reptilienhaften, mit Pseudopodien ausgestatteten Körper. Aber für eine Reaktion war es bereits viel zu spät.
Der Glanz ihrer Augen veränderte sich.
»Ich bin ich«, sagte der Taktiker aus ihrem Mund. Gorthaur spürte den erstarkenden, psionischen Strom seines Mit-Bruders.
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