Die Terranauten 053 - Das Versteck des Außerirdischen
Gefahr, gelyncht zu werden. Das Konzil setzte Graugardisten ein. Aber es waren nicht genug. Von Lunaport rückte Nachschub an. Aber seltsamerweise traten zu diesem Zeitpunkt erste Störungen im weltweiten Kommunikationsnetz auf.
Die Computer arbeiteten. Nüchtern, gefühllos. Nach einem eingespeicherten Programm. Gleichgültig, ob dieses Programm Zerstörung oder Aufbau vorsah …
Sie erfüllten ihre Pflicht.
*
Der Kampf darf sich nicht allein nur gegen das Konzil richten. Oder die Vorherrschaft der Konzerne. Der Kampf muß weiter, tiefer gehen.
Die erste Etappe muß darin bestehen, das Konzil hinwegzufegen, die Konzerne unter allgemeine, demokratische Kontrolle zu stellen. Sie behaupten, für unsere Interessen zu arbeiten. Aber kennen sie unsere Interessen überhaupt? Wer kontrolliert, wie die gewaltigen Renditen, die Profite, die auf Kosten der Siedler und der Arbiter Terras geschaffen werden, eingesetzt werden?
Wir sagen: die Kontrolle denen, die kontrolliert worden sind. Die Kontrolle denen, die die Profite schaffen.
Kontrolle über die Konzerne!
Aber es gibt auch noch eine zweite Etappe. Unser Ziel muß es sein, das grausame Kastensystem der Erde zu eliminieren. Die Ereignisse in diesen Tagen machen es auf drastische Weise deutlich: Hunderttausende, Millionen von Menschen hier auf der Erde haben nicht einmal das Recht, als Menschen existieren zu dürfen. Sie sind Freiwild, Beute für vergnügungssüchtige Relax, die noch nicht begriffen haben, daß es ihnen morgen schon nicht anders ergehen könnte. Sie sind nicht registriert. Mord bleibt ungesühnt.
Wir sprechen es offen aus: Die Nomans sind die gequältesten Kreaturen auf diesem Planeten. Und sie sind gleichzeitig die lebensfähigsten.
Wir sprechen es offen aus: Das Kastensystem dient nur dazu, Zwietracht unter uns Nicht-Manags zu säen.
Aber die Zeit der Änderung ist gekommen. Der Generalangriff des Konzils auf die Relax ist der Auslöser. Das Konzil und das Kastensystem stehen auf tönernen Beinen. Laßt uns zu dem Stoß werden, der sie schwanken läßt.
Menschenrechtsgruppe Salvador Allende
Blumenau/Brasilien, 3. Januar 2502.
*
»Gemäß Paragraph 93 Absatz 4 Satz 1 unter Hinzufügung von Paragraph 3 Absatz 1 und 2 der Konzilsvereinbarung über eine finanz- und buchungstechnische Überprüfung eines dem Konzil angeschlossenen Konzerns«, sagte Ignazius Tyll mit monotoner Stimme, »unterrichte ich hiermit den Untersuchungsausschuß, daß sich Hinweise ergeben haben, die auf eine Veruntreuung von Konzilsmitteln durch den Kaiser-Konzern hindeuten.«
Die dreidimensionale Bildplatte in der Mitte des Tisches glomm auf. Die Mitglieder des Untersuchungsausschusses beugten sich interessiert vor. Die Gesichter der Männer und Frauen – Bedienstete der Konzilsverwaltung, der Lordinspektion, einige Manags von Konzernen, unter ihnen auch Anlyka terCrupp von ASK – waren ausdruckslos. Das Zucken eines Lids, ein gewisses Glitzern in den Augen. Valdec entging nicht die unterschwellige Befriedigung, die sich so äußerte. Anlyka war heute etwas blaß. Sie schien eine schlechte Nacht gehabt zu haben.
Wahrscheinlich, dachte Valdec, wird sie bald noch schlechtere haben. Wenn alles klappt.
»Nach der Sitzung dieses Untersuchungsausschusses«, fuhr Tyll ungerührt fort, »werden die Untersuchungen in dieser Richtung weitergehen.«
Valdec räusperte sich. »Leider hat sich ein Zwischenfall ereignet, der dies unmöglich macht. In der letzten Nacht ist ein Bombenanschlag auf die Kaiserzentrale verübt worden. Unglücklicherweise ist dadurch der betreffende Datenspeicher zerstört worden.«
Unruhe breitete sich unter den Männern und Frauen aus.
»Sie wollten wohl entsprechendes Beweismaterial beiseite schaffen, wie?« grollte ein beleibter Mann, dessen Uniform ihn als Mitglied der Konzilsverwaltung auswies.
»Ich muß doch sehr bitten!« Valdec zauberte Empörung auf sein Gesicht. »Sehen Sie sich die gegenwärtige Situation auf der Erde an.« Er holte eine Akte hervor und reichte sie an Tyll weiter, der ihn aufmerksam beobachtete. »Dies sind die Ergebnisse erster Nachforschungen. Ich bin gerne bereit, sie von einem Mitglied der Exekutive überprüfen zu lassen. Es sieht ganz danach aus, als sei dieser Anschlag ein gesteuertes Unternehmen eines anderen Konzerns gewesen mit dem Ziel, mich hier vor dem Untersuchungsausschuß zu diskreditieren. Was offensichtlich auch gelungen ist.« Ein Blick in Richtung des Beleibten. »Der Verdacht muß ja
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