Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
Fay-Gray-Grauen Gefühle ausdrückten.
    Verwirrung. Ratlosigkeit.
    Gefühle.
    Das, dachte Tyll nüchtern, beweist deutlich genug, wie sehr die Funkbotschaft Chan de Nouilles die Garden aufwühlt.
    Der ASK-Gardist sah terCrupp fragend an. »Was ist mit den Verteidigungssystemen, Generalmanag?«
    TerCrupp schrak aus ihren Gedanken auf. »Desaktivieren«, ordnete sie an. »Ich glaube nicht, daß diese Patrouille in die Nähe des Basiseingangs gelangen wird.«
    Wie um ihre Worte zu unterstreichen, wendeten die gepanzerten, schwerarmierten Schweber und brummten mit hoher Geschwindigkeit den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Die silberhaarige Frau entspannte sich.
    Tyll warf ihr einen knappen Blick zu. Er teilte ihre Erleichterung. Hätte die Patrouille nicht abgedreht, wäre die Entdeckung der Geheimbasis nur noch eine Frage von Minuten gewesen. Chan de Nouilles Funkspruch war gerade zur rechten Zeit erfolgt.
    TerCrupp hatte seinen Blick bemerkt und erwiderte ihn. Ein feines, spöttisches Lächeln umspielte ihren welken Mund. »Nun, Lordoberst«, fragte sie betont, »was halten Sie von der Entwicklung?«
    Feindseligkeit, dachte Tyll. Innerlich kocht sie; also hat die gute, alte Anlyka damit gerechnet, selbst nach der Macht greifen zu können, sobald Valdec gestürzt ist. Ich hätte es mir denken können.
    Ein Räuspern in seinem Rücken bewahrte ihn vor einer Antwort. Er drehte sich um. Timian Mira, der Generalmanag des Export-Kartells, das von den von Valdec manipulierten Teuerungsraten der stellaren Transportgesellschaften am meisten in Mitleidenschaft gezogen war.
    Der Bärtige musterte Tyll mit plötzlicher, unverhohlener Abneigung.
    »Das ist illegal«, knurrte Mira. »Chan de Nouille hat nicht das Recht, von sich aus einen Lordoberst für die Interimszeit zu bestimmen. Der Konzilsvorsitzende hat das Amt des Lordoberst zu übernehmen, und das Konzil wählt ihn!«
    Tyll musterte ihn mit wachsendem Interesse.
    Ein weiterer Enttäuschter. Ein weiterer, selbsternannter Anwärter für das höchste Amt, das das Konzil der Konzerne zu vergeben hatte. Die Größe Graue, sagte sich der dünne Mann voll dunkler Ahnungen, hatte ihm mit seiner Ernennung einen schlechten Dienst erwiesen.
    Die Manags der großen, multistellaren Industrietrusts waren wie ausgehungerte Wölfe. Es würde im Verlauf der nächsten Wochen und Monate zu erbitterten Machtkämpfen kommen, zu Auseinandersetzungen um die Verteilung des immer knapper werdenden Frachtraums und zu Streit um das Erbe des Kaiser-Konzerns.
    »Beruhigen Sie sich, Mira«, riet Anlyka terCrupp mit ihrer hellen Stimme. »Schließlich ist Valdec noch nicht endgültig gestürzt.«
    So ist es, stimmte Ignazius Tyll lautlos zu. Auch wenn es aussieht, als hätte er bereits verloren – Valdec ist immer für eine Überraschung gut.
    »Unsinn«, erwiderte Mira heftig. Er verschränkte die Arme und starrte Tyll finster an. »Valdec ist erledigt. Wir haben die Kontrollsatelliten angezapft. Die Grauen Garden ziehen sich bis auf wenige Ausnahmen in ihre Garnisonen zurück. Sie stellen die Kämpfe gegen die Unruhestifter und Aufsässigen aus den niederen Kasten ein.«
    Fast verstohlen hatte sich Wilbert terBarden zu ihnen gesellt. »Eine unangenehme Entwicklung«, bekräftigte er Miras Worte. »Das wird den Pöbel nur noch aufmüpfiger machen. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, verlieren wir vollends die Kontrolle. Auch wenn es uns bislang recht nützlich war im Kampf gegen den Renegaten Valdec – gewerkschaftliche Zusammenschlüsse oder konspirativ gegen das gesamte Konzil agierende Untergrundbewegungen können um keinen Preis geduldet werden.«
    Er drehte den Kopf und fixierte Tyll. Seine Miene war freundlich, doch seine Augen wirkten kalt und berechnend. »Ich bin sicher, daß sich Lordoberst Tyll dieser Meinung anschließen und so bald wie möglich mit aller gebotener Härte Anarchie und Chaos beseitigen wird.«
    Mira fluchte.
    TerBarden legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Ich finde Chan de Nouilles Wahl gar nicht so schlecht. Im Gegenteil. Unser Freund Tyll ist ein vertrauenswürdiger Mann, und ich bin überzeugt, er wird bis zur nächsten ordentlichen Konzilsversammlung sein Amt zu aller Zufriedenheit verwalten.«
    … sagte die Schlange und wetzte ihre Giftzähne, dachte Tyll sarkastisch.
    Timian Mira wandte sich ab. »Sie entschuldigen mich«, sagte er steif, »aber es wird Zeit, daß ich mich um meine verwaiste Konzern-Zentrale kümmere.« Er stapfte davon.

Weitere Kostenlose Bücher