Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint

Vom Netzwerk:

daß der Lordoberst den Notstand erklärt und …«
    Anafee stellte eine Funkverbindung zu ihm her. Der Bildschirm flackerte auf, und Llewellyn erhaschte einen Blick auf einen kahlköpfigen Hauptmann der Garden.
    »Verschwinden Sie«, befahl Anafee. »Wir führen eine Alpha-Order der Großen Grauen aus. Sie können bei der Cosmoralität unter Alpha-Code 87-A rückfragen. Wenn Sie versuchen, den Auftrag zu sabotieren, werde ich dafür sorgen, daß man Sie vor ein Kriegsgericht stellt und Sie exekutiert.«
    Der Hauptmann blinzelte irritiert. »Meine Befehle …«
    »… interessieren mich nicht«, schnappte die zierliche Queen. »Ihr Verhalten ist ungewöhnlich. Ihre Dienstnummer.«
    Der Hauptmann sprudelte eine Zahlenfolge hervor. Nur zu deutlich war ihm anzusehen, wie unbehaglich ihm zumute war. »Ich handele auf Befehl von Cosmoral Fay Gray, Queen«, fuhr er hastig fort. »Bei Ihnen an Bord befinden sich vier Mitglieder der Terrororganisation Terranauten, die unverzüglich dem Gewahrsam der Garden zu unterstellen sind. Ich …«
    Wieder ließ ihn Anafee nicht ausreden. »Sind Sie wahnsinnig geworden, Hauptmann?« preßte sie hervor. »Wofür halten Sie mich eigentlich? Diese Terranauten befinden sich im Gewahrsam der Garden, oder glauben Sie, ich habe mir meine Uniform nur ausgeliehen, um bei einer Relax-Party mitzufeiern?«
    Schweißtropfen glänzten auf der Stirn des Grauen. »Natürlich nicht, Queen«, versicherte er eilig. »Ich wollte damit nur sagen, daß …«
    »Verschwinden Sie«, befahl Anafee kalt. »Oder ich schieße Ihren Gleiter ab.«
    Der Bildschirm wurde dunkel.
    Langsam verstrichen die Sekunden.
    »Geschwader dreht ab«, sagte der Pilot schließlich.
    Llewellyn entspannte sich. Vermutlich, dachte er, gehörte dieser Graue nicht zu den Legionen, die Kaiser direkt unterstellt waren. Oder das Zusammentreffen wäre nicht so glimpflich ausgegangen.
    Im stillen bewunderte er die Gelassenheit der Queen. Ebenso wie sie wußte er, daß die Konfrontation auch mit einem Luftkampf hätte enden können. Und das Zahlenverhältnis ließ keinen Zweifel daran, wer gewonnen hätte.
    Der Gleiterpulk hatte das Zentrum von Genf hinter sich gelassen. Parklandschaften breiteten sich unter ihnen aus, hin und wieder durchbrochen von den pyramidenförmigen Wohntürmen der Relax oder luxuriösen Villen der Manag-Kaste. Die Viertel der Arbiter befanden sich auf der anderen Seite des Sees.
    Fast peinlich schien das Konzil darauf bedacht, die Trennung der einzelnen Kasten auch optisch zu vollziehen.
    Teile und herrsche, dachte Llewellyn mit einem grimmigen Lächeln.
    Aber dieses Prinzip war in den letzten Tagen ins Wanken geraten. Die Demonstrationen, die auch hier in Genf großen Zulauf bekommen hatten, waren von den Relax und den Arbitern gemeinsam durchgeführt worden. Die Kasten schienen allmählich zu begreifen, daß sie zusammenarbeiten mußten, um etwas gegen die Herrschaft der Manags ausrichten zu können.
    Allerdings hatten die Demonstrationen und Unruhen, die Aufstände und die zumeist von Kaiser selbst angezettelten Anschläge dazu geführt, daß Valdec vor den Garden den Notstand legitimieren konnte.
    Die Besetzung der wichtigsten irdischen Städte hatte vorübergehend die Lage beruhigt. Aber mit Sicherheit war die Ruhe nur von kurzer Dauer. Die unterdrückten Massen der Erde sammelten ihre Kräfte zum Gegenschlag, und Valdec mußte mit einer breitgefächerten, auch von den Interessen her unterschiedlichen Opposition fertig werden.
    Mit der konzilsinternen Opposition, die um ihre Privilegien und ihr wirtschaftliches Wohlergehen fürchtete und sich zu den Zeiten zurücksehnte, wo der Lordoberst nur ausführendes Organ des Konzils der Konzerne gewesen war.
    Mit Chan de Nouille, die Valdec die Abschottung Shondykes niemals verzeihen würde und die mit dem Rücken an der Wand um das Überleben der Garden kämpfte.
    Mit gut organisierten, logistisch ausgezeichnet ausgerüsteten Geheimorganisationen wie das Kommando Brak Shakram oder die Menschenrechtsgruppe Salvadore Allende, die das ganze System der Konzernherrschaft beseitigen wollten und von einer egalitären, demokratischen und sozialen Gesellschaftsform träumten.
    Und mit Gruppen wie den gewerkschaftlichen Basiszellen, zumeist von Arbitern bestimmt, die mit dem alten Kampfmittel des Streiks und gewaltfreien Aktionen ihre Rechte gegenüber dem Terror von oben und dem wirtschaftlichen Übergewicht der zahlenmäßig kleinen Manag-Kaste durchzusetzen versuchten.
    Kein