Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
haben.«
Die Ordonnanz erschien und brachte Valdec ein Glas Vitaminsaft und das Schmerzmittel.
»Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, Cosmoral?« fragte er leise.
»Das läßt sich schwer sagen«, entgegnete Fay Gray vorsichtig. »Ich hatte zwar angenommen, daß unsere Gegenpropaganda vor allem die Relax von der Unterstützung dieser Vereinigungen abbringt, aber wir haben offenbar nur teilweise Erfolg. Am liebsten würde ich einige Graue Logen …«
»Derzeit unmöglich«, schnitt ihr Valdec das Wort ab. »Wir brauchen die uns ergebenen Grauen Treiber für die Verhöre in den Toten Räumen und die Abwehr eines eventuellen Terranautenangriffs auf die Kaiser-Zentrale. Von der Cosmoralität weitere Logen anzufordern, wäre zu riskant. Damit würden wir uns Chan de Nouilles 5. Kolonne selbst ins Haus holen. Ich schlage vor, Cosmoral, Sie setzen sich mit der Queen Chepaz von den Kaiser-Garden in Verbindung. Chepaz hat in den letzten Monaten eine Anti-Guerilla-Truppe zusammengestellt. Sie wird sich um dieses Problem kümmern.«
Fay Gray nickte devot.
»Ansonsten«, fuhr Valdec fort, »gelten die vorbereiteten Pläne. Jeder Widerstand, ob nun in Form von Demonstrationen, Streiks, bewaffneten Überfällen oder zivilem Ungehorsam, wird unnachsichtig zerschlagen. Milde wäre völlig fehl am Platze. Die Bevölkerung muß begreifen, daß es nur eine Macht auf diesem Planeten und im ganzen Reich gibt – mich.«
»Öffentliche Exekutionen?« warf die Graue ein.
Valdec dachte nach, und erleichtert registrierte er, daß das Schmerzmittel allmählich zu wirken begann. Die Verkrampfung seiner Nackenmuskulatur löste sich, und er spürte, wie seine Müdigkeit verflog und frischer Energie Platz machte.
»Nur auf meine persönliche Anordnung«, entschied er. »Im übrigen bleibt die Nachrichtensperre bestehen. Die Prop-Spezialisten Kaisers haben die Stationen von Reine Menschliche Nachrichten und die Konzilssender übernommen, und sämtliche Meldungen durchlaufen hier in Berlin die von Frost beaufsichtigte Zensur-Behörde. Und achten Sie auf Chan de Nouille. Ich glaube nicht, daß die Große Graue so schnell aufgibt. Sie hat etwas vor, und dazu braucht sie die Terranauten …«
Cosmoral Fay Gray erhob sich, murmelte ein flüchtiges Abschiedswort und verschwand in der Nebelwand des Dämmervorhangs.
Valdec schloß für einen Moment die Augen, leerte dann das Glas mit dem Vitaminsaft und tippte eine Kodenummer in seinen Communer.
Sekunden später manifestierte sich ein Holo-Projektionsfeld vor seinen Augen.
Frosts hageres Gesicht erschien. Seine grauen Augen wirkten müde, und scharfe Linien hatten sich in sein Gesicht gegraben.
»Neue Nachrichten von Zarkophin?« fragte Valdec.
Der Konzilsmanag schnitt eine Grimasse. »Er hat eine Schadensaufstellung rübergefunkt«, informierte er Valdec, »und den Hergang rekonstruiert. Die Bombe wurde offenbar mit den Nachschubsendungen von Steuerelektroniken in die Ziolkowski-Werft eingeschleust. Herkunft Johannesburg, Region SÜDAF. Sprengkraft eine Kilotonne TNT. Zum Glück kein nuklearer Sprengsatz. Doch wäre er im Zuge einer Routinekontrolle nicht entdeckt worden, hätte die Produktion auf der Krim für mehrere Monate eingestellt werden müssen. Viele Automatenfabriken wären zerstört worden.«
Er räusperte sich. »Aber auch so ist der Schaden hoch genug. Schätzungsweise zehn Milliarden VE. Die Werften Ce und De sind zu achtzig Prozent, Be und E zu dreißig Prozent zerstört. Die Reparaturarbeiten werden zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen.«
»Hinweise auf die Täter?« erkundigte sich der Lordoberst und unterdrückte seine Gefühle.
»Keine von den größeren Untergrundbewegungen. Wir haben unsere Leute in Johannesburg sofort benachrichtigt. Die Untersuchungen laufen bereits. Indizien sprechen für Tri-Ka.«
»Tri-Ka?« echote Valdec.
»Terranauten-Anhänger. Keine Kaiserkraft. Die Gruppe trat zum erstenmal nach Homans mißglückten Oxyd-Experimenten in Erscheinung. Bombardierte unsere Zulieferwerke mit Beschwerden. Wir haben sie damals verboten und die bekanntgewordenen Mitglieder inhaftiert. Seitdem muß sie sich konsolidiert haben und arbeitet nun nach dem üblichen konspirativen Muster, vor allem in Afrika und dem Nahen Osten.«
»Kontakte zum Neo-Islam?« Frost schüttelte den Kopf. »Der Neo-Islam ist vollkommen von den lokalen Sicherheitsbehörden infiltriert und steht unter Kontrolle. Und seit dem … Unfalltod Ayatollah Tradatschis ist der alte Schwung
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