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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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Sternenreich er sich eigentlich bewegte.
    Die Tatsache, daß er sich bisher stets entschieden für die Sache der Terranauten eingesetzt und sich seinen Kameraden gegenüber als zuverlässig erwiesen hatte, war mittlerweile – jedenfalls für Maurys Begriffe – längst durch den Umstand aufgewogen worden, daß ihn eine solche Aura des Geheimnisvollen umgab.
    Aber statt zur Klärung der Sache beizutragen, hatte ihr gemeinsamer Ausflug das Rätsel seiner Person lediglich noch vertieft. In fremden Raumschiffen der verschiedenartigsten Bauart und Herkunft, von unterschiedlichem Alter und in verschiedenem Umfang zerstört oder beschädigt, hatten sie viele Kilometer lange A-Form-Korridore durchmessen, die aus unbegreiflichen Gründen am Ende in den freien Weltraum mündeten; waren sie durch gewaltige Laderäume gestapft, deren einstige Fracht zu zähem Brei verkommen war und den Boden als kniehoher Belag bedeckte; waren sie durch Windungen geturnt, die dem Innern eines Schneckenhauses glichen, und weil sie kein Ende erreichten, mußten sie eine Wand mit der Laserpistole aufschneiden, um sich nicht hoffnungslos zu verirren; hatten sie mumifizierte Leichname teils humanoider, teilweise annähernd insektenhafter Lebewesen entdeckt; hatten die gespenstischen Spuren unbegreiflicher Maßnahmen und nicht nachvollziehbarer Aktionen besichtigt.
    Und dann plötzlich, völlig unvermittelt, diese lapidare Äußerung, als hätte er jahrzehntelange Forschungen an all diesen Wracks vorgenommen: Es handle sich ausschließlich um mit Äquivalenten des Kaiserkraft-Antriebs ausgerüstete Raumschiffe.
    Während Maury Jacques wartete, erregte das Blinken einer Anzeige ihre Aufmerksamkeit. Zwischen den ungezählten Wracks näherte sich ein Objekt. Die Ortung war infolge der Vielzahl von Raumschiffen und Raumschiffresten stark behindert, aber der Falschfarbenbildschirm enthüllte, daß es sich auf keinen Fall um einen Ringo der Grauen handeln konnte: Nur geringfügige energetische Strömungen waren in dem Flugkörper anmeßbar.
    Er lag auf ungefährem Kurs zur GARIBALDI. Nachdenklich ließ sich Maury im Servosessel nieder, um das Objekt zu beobachten. Feuchtigkeit an ihrem Daumen lenkte ihre Aufmerksamkeit ab. Als Straightwire sich beim Aufstehen abstützte, mußte etwas von dem Blut an seiner Handfläche am Servosessel kleben geblieben sein. Angewidert und ratlos besah sich Maury den Schmierstreifen an ihrem Daumen. Dann stutzte sie. Kleben? dachte sie. Natürlich, kleben … Das Blut müßte längst geronnen sein! Aber der Fleck war noch völlig unverkrustet. Die Flüssigkeit war so dünn und liquide wie gefärbtes Wasser. Das ist kein Blut, erkannte Maury. Sie fuhr aus dem Servosessel hoch. Ihre insgeheimen Befürchtungen verschlimmerten sich immer mehr. Maury überwand ihren Widerwillen und schmeckte die Flüssigkeit mit der Zungenspitze. Sie besaß einen zitronenartigen Geschmack. Kein Blut! Der Gedanke hallte durch ihr Bewußtsein wie ein Alarmsignal. Auf keinen Fall Blut!
    Hilflos tat Maury ein paar Schritte. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Irgend jemand näherte sich der GARIBALDI. Sie mußte sich darum kümmern. Andererseits hatte sie soeben entdeckt … Ihr war noch unklar, was sie entdeckt hatte, aber sie konnte unmöglich darüber hinweggehen. Nun verstand sie plötzlich Llewellyns Worte: Das Dilemma ihrer Situation wirkte wie eine mikroskopisch kleine Miniaturdarstellung der Gesamtlage, in der die Terranauten steckten.
    Maury wirbelte herum, und trotz der Kühle im Raumschiff – bedingt durch unzureichende Energieversorgung der Klimakomponenten des Lebenserhaltungssystems – brach ihr auf einmal der Schweiß aus, als sie Straightwire auf die Zentralebene zurückkehren sah. Er kam nicht direkt zu ihr, sondern blieb im Abstand von mehreren Metern stehen. In seiner Rechten hielt er eine Schockwaffe. »Ich habe mich entscheiden müssen, Maury«, sagte er im Tonfall ehrlichen Bedauerns. »Leider kannst du jetzt noch nicht alles erfahren – die Zeit drängt. Aber eines darfst du Llewellyn von mir ausrichten. Der Zeitpunkt ist nicht mehr fern, an dem euch ein großes Geheimnis des Kosmos enthüllt wird … Und danach kann nichts noch so sein wie zuvor.«
    »Verräter!« schrie Maury mit gellender Stimme. »Du bist kein Mensch! Du Ungeheuer … Scheusal …!« Die Entladung der Schockwaffe hüllte sie in bläulichen Glanz und unterbrach sie mitten im Satz. Mit einem erstickten Laut sackte sie zusammen.
    Straightwire machte auf

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