Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
Vom Netzwerk:
Köpfe der Galaxis auf ein Himmelfahrtskommando schickt? Offengestanden, ich kann mir niemanden von so großer Wichtigkeit vorstellen.«
    »Moment mal«, warf Narda ein, »immerhin …«
    »David terGorden ist möglicherweise wirklich der wichtigste Mann unserer Zeit«, hatte Asen-Ger geduldig erwidert. »Er ist auf einer Welt gefangen, zu dem wir keinen Zugang mehr haben. Ohne ihn ist es mit der Treiberraumfahrt aus. Schon jetzt sind Misteln kaum noch auf dem schwarzen Markt zu haben. Das Sternenreich wird zusammenbrechen, Nell …«
    Das kümmert mich doch nicht, dachte Nell. Das kümmert die Hexen noch viel weniger. Die wünschen den Rest der Menschheit sowieso in das nächste Schwarze Loch.
    »… und von außen haben wir keine Hilfe zu erwarten. Wenn uns überhaupt jemand beistehen kann, dann die Bewohner des Versiegelten Landes. Sie allein haben die Kraft, die wir benötigen, um …«
    Und damit sind wir wieder an dem Punkt angelangt, von dem wir ausgegangen sind, dachte Nell. Welchen Grund sollten die Drachenhexen haben, dem Reich zu helfen, nachdem man sie generationenlang wie ein Stück Dreck behandelt hat?
    Das Reich hatte vor zweihundert Jahren ihre Kultur zerstört und die Überlebenden in ein Reservat getrieben. Man hatte die PSI-begabten Kolonisten nicht nur vom Rest der Welt isoliert und hinter einer energetischen Barriere festgehalten, sondern auch noch abscheuliche Gerüchte über sie verbreitet, nur damit niemand auf die Idee kam, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Propaganda hatte ihren Effekt erzielt: An den Küstenregionen sprach man heute nur noch von den »Hexen«, die mit »Tieren« eine Symbiose eingegangen waren und angeblich über Kräfte verfügten, die die interstellare Wissenschaft nicht zu erklären vermochte. Der ebenfalls mit PSI-Kräften ausgestatteten Treiberschaft war man sich bis vor kurzem noch sicher gewesen, aber über die Drachenhexen lagen zu wenige aktuelle Erkenntnisse vor. Für das Reich hatten sie stets einen Unsicherheitsfaktor dargestellt, den man hatte isolieren müssen. Und nun …
    »Vorsicht!« schrie Narda.
    Nell hob blitzschnell den Kopf und griff im gleichen Augenblick zum Laser. Aber es war schon zu spät. Die wenigen Sekunden ihrer Unaufmerksamkeit hatten dazu geführt, daß der vermeintliche Baumstamm, der seit einigen Minuten friedlich neben ihnen hertrieb, die Strömung verließ und auf das Boot zusteuerte. Als sich das zahnbewehrte Maul des Flußungeheuers öffnete und nach dem Bug schnappte, wurde Nell schlagartig klar, daß sie einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte. Während einer Bootsfahrt in diesem Land hatte man nicht nachzudenken, sondern die Augen offenzuhalten. Ihre Sorglosigkeit rächte sich jetzt: Der Baumstamm war alles andere als ein träge dahintreibendes Stück Holz. Er war ein gefräßiges Monster, ein zehn Meter langes, hartgeschupptes Scheusal, zur einen Hälfte Alligator und zur anderen Raubfisch.
    Das Boot schwankte, als Asen-Ger sich am Heck aufrichtete, das Ruder losließ und einen gezielten Schuß abfeuerte. Die Bestie zuckte zusammen. Schuppenteile lösten sich von ihrem Rücken; ein entsetzlicher Gestank breitete sich aus. Zwar tauchte das Ungeheuer grollend unter, um die entstandene Wunde zu kühlen, aber die Bootsfahrer rettete dieses Manöver nicht vor dem Kentern. Die Hitze des feingebündelten Strahls hatte den Bug getroffen, der mit einem lauten Knall platzte. Zwei Sekunden später kippte das Boot zur Seite.
    Mit einem gellenden Schrei versank Narda als erste in den kalten Fluten des Lari. Nell packte ihr Lasergewehr und ließ sich zur Seite fallen. Das Wasser spritzte auf. Als sie den schuppigen, zehn Meter langen Leib des Flußdrachen auf der rechten Seite des Lari auftauchen sah, wußte sie, daß es aus mit ihnen war, wenn sie sich die Bestie nicht auf der Stelle vom Hals schafften. Als Asen-Ger neben ihr auftauchte, drückte sie ihm ihre Waffe in die Hand und rief ihm zu, die Bestie unter Feuer zu nehmen.
    »Wo ist Narda?« rief Asen-Ger verzweifelt und krallte sich mit der freien Hand an einem vorbeitreibenden Rucksack fest.
    »Ich kümmere mich darum!« schrie Nell und sah mit schreckgeweiteten Augen, daß der Flußdrache sie jetzt erspäht hatte. »Schießen Sie! Schnell!«
    Asen-Ger nickte, und im gleichen Augenblick spürte Nell, daß sie etwas an der Hüfte berührte. Blitzschnell griff sie zu und erwischte einen von Nardas Armen. Das Mädchen hatte scheinbar für kurze Zeit die Besinnung verloren, schlug aber,

Weitere Kostenlose Bücher