Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen
kaum daß es wieder an die Oberfläche kam, die Augen auf.
Asen-Gers Waffe krachte. Der heiße Strahl traf den Flußdrachen voll in den Schlund. Die Bestie brüllte vor Schmerz und Zorn und hob sich wie ein scheuendes Pferd in die Luft. Asen-Ger landete einen erneuten Treffer. Der wild um sich peitschende Schwanz der Bestie traf das kieloben dahintreibende Boot und versenkte es. Die Rucksäcke Nardas und Nells waren verschwunden, und die einzige Schußwaffe, die sie jetzt noch besaßen, war die, die Asen-Ger in den Händen hielt. Nell rief ihm zu, er solle sie auf keinen Fall verlieren, und eilte mit langen Schwimmstößen dem letzten Rucksack nach, der noch nicht gesunken war. Narda schwamm inzwischen auf das linke Ufer zu. Der Flußdrache war jetzt ebenso unsichtbar geworden wie ihr Boot. Der Schuß ins Maul mußte ihn getötet haben. Zumindest bestand jetzt nicht mehr die Gefahr, daß er ihnen auch noch an Land folgte.
»Wir müssen so schnell wie möglich zurück«, sagte Nell zähneklappernd und strich sich das klatschnasse Haar aus dem Gesicht, als Asen-Ger kurz darauf hinter ihr aus den nassen Fluten des Lari stieg. »Wir haben zwei Drittel unserer Waffen und Ausrüstungsgegenstände verloren. Jeder weitere Schritt ist unter diesen Umständen reiner Selbstmord.«
Asen-Ger legte die Waffe auf den Boden und sah sich um. Der Wald, an dessen Rand sie sich aufhielten, sah wenig einladend aus. Er war dicht, und die Baumwipfel verhinderten, daß auch nur der kleinste Sonnenstrahl auf seinen Boden fiel. Zum Glück war der Lari an dieser Stelle kaum zehn Meter breit und ziemlich seicht. Man würde ihn also im Bedarfsfall leicht durchqueren können.
»Wir müssen ein Feuer machen«, sagte Narda. »In unseren nassen Kleidern werden wir uns den Tod holen.« Sie machte ein paar Schritte in den Wald hinein und blieb dann zögernd stehen.
»Welche Art von Raubtieren haben wir hier zu erwarten?« fragte sie in einem Tonfall, der Nell signalisierte, daß sie den Mut noch keinesfalls verloren hatte.
»Alle Arten«, sagte Nell frustriert. »Aber hüten Sie sich hauptsächlich vor dem Blitz.«
»Ihre Art von Humor gefällt mir«, sagte Asen-Ger einige Minuten später, als sie zu dritt nackt um das prasselnde Feuer herumsaßen und sich mit den glücklicherweise trockengebliebenen Decken abnibbelten. »Wo haben Sie den her?«
»Mir ist noch gar nicht aufgefallen, daß ich Humor habe«, erwiderte Nell und versuchte, das neben ihr hockende unbekleidete Mädchen nicht über Gebühr anzusehen. »Ich habe in der Tat vielmehr den Eindruck, daß Sie derjenige sind, der über einen geradezu …«
»Keine bösen Worte«, sagte Asen-Ger und öffnete eine Tube mit Konzentratnahrung. »Im übrigen sollten wir das mit der elenden Siezerei lassen. Wir haben doch jetzt schon genug Konventionen aufgehoben, um uns auch über solche Formalismen hinwegsetzen zu können. Haben Sie …? Hast du Hunger?«
Nell nickte. Sie drückte ein Drittel des Tubeninhalts auf ihrer Zunge aus und gab sie an Narda weiter. Es war kaum zu glauben, mit welcher Vehemenz dieser Mann alle ihre guten Ratschläge ignorierte. Narda hingegen äußerte sich nicht. Als Nell ihr in die Augen sah, mußte sie jedoch feststellen, daß ihr nichts weniger fern lag, als die Reise abzubrechen.
Was verbindet die beiden miteinander? fragte sie sich. Gehören sie zusammen? Oder …? Nein, es war wohl eher so, daß Narda etwas an diesen mysteriösen David terGorden band. Na gut. Nell seufzte, rückte etwas näher an das Feuer heran und sagte:
»Auf dem Landweg schaffen wir es auf keinen Fall. Wir müssen ein Floß bauen.«
Asen-Ger nickte und klopfte auf den Laser. »Damit können wir ein paar Bäume fällen.«
»Achten Sie … Du solltest darauf achten, daß sie nahe genug am Ufer stehen«, sagte Nell. »Dann brauchen wir sie nur noch die Böschung hinabzurollen.«
»Beim Holzsammeln habe ich genug Schlingpflanzen gesehen, um daraus eine ganze Floß-Armada bauen zu können«, warf Narda begeistert ein.
»Schön«, sagte Nell. »Ihr meint es also wirklich ernst. Was bin ich doch für eine arme Irre, daß ich euch auch noch dabei helfe.«
Sie stand auf, legte die feuchte Decke beiseite und fing die letzten Sonnenstrahlen mit ihrem Körper ein. »Laßt uns sofort anfangen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Während Narda im Dunkel des Dickichts verschwand, um nach Schlingpflanzen Ausschau zu halten, erinnerte Asen-Ger sich daran, kurz zuvor einen Platz gesehen zu haben,
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