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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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der sich zum Floßbau besonders gut eignete. Zusammen mit Nell marschierte er ein paar hundert Meter flußaufwärts, bis sie auf eine Art Bucht stießen, die mehr als fünfzehn Meter durchmaß. Das nach hier abgedrängte Flußwasser war hell und klar. Das kleine Becken war kaum mehr als einen halben Meter tief, besaß aber den Vorzug, daß die Strömung des Flusses hier nicht hereinreichte. Wenn es ihnen gelang, das Floß hier zusammenzubauen, brauchte man es nur noch in die Strömung hinauszuschieben.
    »Ein guter Platz«, entschied Nell. »Und sogar von den richtigen Bäumen umgeben.«
    Während Asen-Ger sich mit Hilfe des Lasers daran machte, die entsprechenden Bäume von ihren Strünken zu trennen, baute Nell das alte Lager ab und schleppte ihre wenigen Habseligkeiten an den Rand der Bucht. Kurz darauf kehrte auch Narda zurück. Sie war mit Schlingpflanzen beladen und hatte ein brennendes Holzscheit in der Hand, denn auf Feuer konnten sie aufgrund der sinkenden Temperaturen auch in der windgeschützten Bucht nicht verzichten.
    Als die Dunkelheit hereinbrach, lagen sechs der insgesamt fünfzehn benötigten Baumstämme bereits am Rand der Böschung. Asen-Ger wollte weiterarbeiten, aber Nell gab ihm zu verstehen, daß während der nächtlichen Stille die Geräusche seines Lasers nur unnötige Neugier erzeugen konnten. Da sie am Flußufer größeren Gefahren ausgesetzt waren als auf den Inseln, mußten sie eine Wache aufstellen. Nell übernahm die erste Periode und wurde dann von Narda abgelöst.
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war Asen-Ger schon wieder an der Arbeit. Narda hatte das Feuer angezündet und reichte Nell die getrockneten Kleider. Irgendwie störte es sie plötzlich, trotz der herrschenden Wärme in eine künstliche Haut schlüpfen zu müssen, aber der Gedanke an das Insektengewimmel im Wald belehrte sie bald eines Besseren. Ihre Frühstücksmahlzeit war karg, aber nahrhaft. Gegen Mittag begannen sie, die einzelnen Baumstämme in die Bucht zu rollen und mit Schlingpflanzen zusammenzubinden. Narda erwies sich als Meisterin der Knüpftechnik, und nachdem sie die Mittagspause genossen hatten, belud Asen-Ger das Floß und machte sich noch einmal auf den Weg, um nach geeigneten Staken Ausschau zu halten.
    Die Bestandsaufnahme der verbliebenen Ausrüstung förderte ein ziemlich mageres Ergebnis zu Tage. Nell zählte drei Decken, einen dünnen Schlafsack, zwei feststehende Messer, dreißig Meter Kunststoffseil, einen Kompaß, eine medizinische Notausrüstung, die sie zumindest davor bewahren würde, an Insektenbissen zugrunde zu gehen; Konzentratnahrung für etwa drei Wochen, die nun gedrittelt werden mußte (und da hatten sie schon das erste ernsthafte Problem), ein kleines Beil, ein Feuerzeug – und vier Paar Socken.
    Wenn es nicht so deprimierend gewesen wäre, hätte sie lachen können. Abgesehen davon, daß Asen-Gers Rucksack nur mehr einen Bruchteil von dem enthielt, was Nell in ihn hineingepackt hatte (offenbar war das verfluchte Ding während des Kenterns nicht richtig geschlossen gewesen), hatte sie auch noch das Pech zu beklagen, daß es ihr nicht gelungen war, ihren eigenen wiederzufinden. Möglicherweise trieb er jetzt schon Kilometer weiter flußabwärts – oder eine andere Flußbestie hatte sich daran gütlich getan. Es war jedenfalls nackter Wahnsinn, mit dieser läppischen Ausrüstung in eine Wildnis vorzudringen, die tausenderlei Gefahren für sie bereithielt.
    Dennoch brachen sie kurz nach Asen-Gers Rückkehr wieder auf, schoben das Floß mit den langen Staken in die Strömung hinein und ließen sich zehn Minuten später von den Wassern des Lari nach Norden treiben. Der Fluß machte bald darauf einen Knick und konfrontierte sie mit einem farbenprächtigen Schwarm von großen Stelzvögeln, die gravitätisch am Ufer standen und sie neugierig musterten. Eine schwarzgefleckte Wildkatze, die offenbar sehr hungrig war, lief stundenlang neben ihnen her und verschwand erst, nachdem ihr klargeworden war, daß sie gegen das Wasserfahrzeug keine Chance hatte. Die nächste Nacht, die sie wieder auf einer geschützten Insel verbrachten, verlief ohne Zwischenfälle. Am nächsten Morgen spießte Nell mit einem spitzen Stock einen Fisch auf und servierte ihn ihren Begleitern als Frühstück. Der Tag war – wie auch der vorhergehende – sonnig und angenehm.
    Und dann kamen die Stromschnellen.
    Diesmal war Nell auf alle Eventualitäten vorbereitet. Kommandos rufend, wenn es notwendig war, hatte sie

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