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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Räuber, die die Umgebung gelegentlich heimsuchten.
    In der Zimmerei im zehnten Stock wurde bereits fleißig geschafft. Ria, die rotblonde Leptothorax, war mit der Konstruktion eines neuen Erntebehälters beschäftigt und ließ sich dabei von einer der beiden Pheidolen beraten. Die Türme der Drachenreiter waren Heim und Fabrikationsstätte in einem. Sie beherbergten in der Regel eine fünfzehnköpfige Menschenfamilie und ebenso viele Drachen. Zwölf Familien dieser Art bildeten einen Klan, der ein Gebiet von dreihundertfünfzigtausend Quadratkilometern kontrollierte. Die auf diese Weise entstandenen Reiche – es waren alles in allem nicht weniger als vierzehntausend – waren sternförmig angelegt. Ihre Spitzen trafen sich im Mittelpunkt jener gigantischen Felsansammlung, die man das Große Gebirge nannte. Die Gesamtbevölkerung der gesamten Enklave betrug 2,2 Millionen, und das war eine ungeheuer geringe Zahl für ein solch riesiges Land. Deswegen benötigte man auch die Patrouillenflieger.
    Obwohl die meisten Turmbewohner inzwischen ausgeflogen waren und das im obersten Stockwerk untergebrachte Drachennest derzeit nicht einmal ein halbes Dutzend Vierbeiner beherbergte, herrschte in dem nur von einem Zwielicht erhellten Raum ein strenger Geruch. Tybor, der starkknochige grüne Bulle, der Pethar seit seiner Geburt verbunden war, erhob sich freudig auf die Hinterbeine und wedelte mit seinem gezackten Schwanz. Er war größer als ein irdisches Pferd, aber nur halb so schwer. Seine zusammengefalteten Schwingen knisterten leise, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Obwohl das Verhältnis zwischen Drachen und Menschen von beinahe brüderlicher Herzlichkeit war, fand niemand etwas dabei, daß die Zwei- und Vierbeiner in getrennten Räumlichkeiten lebten: Allein die Größe der Drachen verhinderte, daß sie sich in den Wohnungen der Menschen aufhalten konnten, sobald sie ein gewisses Alter überschritten hatten.
    »Hallo Tybor«, begrüßte Pethar seinen Gefährten. »Bald geht es wieder an die frische Luft, alter Junge. Nur keine Aufregung.«
    Der Drache öffnete das Maul und sagte mit der Stimme eines fünfjährigen Kindes: »Alter Junge mächtig eilig! Mächtig, mächtig eilig!«
    Pethar tätschelte dem riesigen Wesen die Ohren und der grüne Drache stieß ein wohliges Brummen aus. Seine Pranken hätten einen Menschen in Fetzen reißen können, aber wie die anderen seiner Art war er absolut friedfertig und würde nur dann in Rage geraten, wenn seinem Gefährten, seiner Drachen-Geliebten oder deren Ei Gefahr drohte.
    Während Nayala zusah, wie der Patrouillenreiter Tybor durch das große Tor auf die Landeplattform hinausführte, erklang hinter ihr ein beleidigtes Knurren. Plötzlich erhielt sie einen heftigen Schubser in den Rücken, und eine tiefe, ungeschulte Stimme sagte fordernd: »Feines Kerlchen will Küßchen haben.«
    »Sufnor!« Nayala wirbelte herum und blinzelte in die Dunkelheit. »Du bist schon wach?«
    Vor ihr ragte der lange Hals eines Blauen aus dem Zwielicht. Sufnors Augen zeigten einen verschmitzten Ausdruck. Seine lange Schnauze näherte sich Nayalas Gesicht, dann rieb er seine schuppige Wange an der der schwarzhaarigen Frau. Nayala hauchte einen Kuß auf die Nase des Drachen und tätschelte seinen Hals.
    »Feines Kerlchen immer wach, ganze Nacht«, grollte der Blaue in komischem Entsetzen. »Tybor immer grunzen und grunzen!« Er schnaubte mißmutig. »Tybor schlechte Träume, weil Ei nicht, sehen. Feines Kerlchen ganze Nacht warten auf Nayala.«
    Nayala kicherte. Für einen außenstehenden Beobachter hätten die von Sufnor ausgestoßenen Laute keinen Sinn ergeben, aber für das geschulte Gehör seiner zweibeinigen Gefährtin bedeutete das Gekrächze allerhand. Wie alle anderen Angehörigen ihres Volkes war auch Nayala von Kindheit an in der Umgebung von Drachen aufgewachsen. Der Wortschatz Sufnors war zwar sehr gering und ging kaum über den eines fünfjährigen Kindes hinaus, aber er war nicht genug entwickelt, um ihn sich verständlich ausdrücken zu lassen. Wenn Sufnor, der nicht nur mit einem ausgesprochen festen Schlaf gesegnet war, sondern auch gern und lange die Augen schloß, wenn er im Drachennest weilte, darüber klagte, daß Tybors Alpträume seine Nachtruhe gestört hatten, konnte er wirklich keine angenehme Schlafperiode durchlebt haben.
    Als Nayala zudem einfiel, wann sie das letzte Mal mit ihm ausgeflogen war, bekam sie fast ein schlechtes Gewissen.
    »Du hast ja recht,

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