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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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klaren, aromatisch duftenden Flüssigkeit gefüllt war. Nayala hatte plötzlich Durst. Sie leerte den Becher. Und schlief.
    Als sie wieder erwachte, fühlte sie sich bedeutend besser. Jetzt war sie kräftig genug, um sich von der Liege zu erheben.
    Neugierig sah sie sich um.
    Sie befand sich in einem saalartigen Raum, der mit befremdlichem Mobiliar gefüllt war.
    Geräte, meldete sich die Stimme in ihr. Dies ist eine Notwohneinheit aus Protop. Und sie muß schon Jahrhunderte alt sein, denn das Protop ist brüchig und instabil geworden. Beim nächsten starken Sturm …
    Nayala runzelte die Stirn. Die Stimme kam aus ihrem Innern, und dennoch verstand sie sie nicht. Eine Pflegerin eilte herbei.
    »Fühlst du dich besser, Brutmutter?«
    Nayala nickte. »Viel besser, danke.« Was bedeutete dieses Wort: Brutmutter? Ein weiteres Rätsel …
    Und dann war da noch dieses bohrende Gefühl in ihr, das Gefühl, als hätte sie etwas überaus Wichtiges einfach vergessen.
    Die Pflegerin führte Nayala herum.
    Ja. Da war sie schon wieder, diese seltsame, flüsternde Stimme in ihr. Nayala stockte, und die Pflegerin sah sie besorgt an. Dies ist tatsächlich eine Notwohneinheit. Aber schon lange dient sie anderen Zwecken. Diese Geräte … Die meisten sind längst ausgefallen und haben nur noch Schrottwert. Es erinnert an die Ausstattung einer Klinik. Aber warum?
    »Du bist das Zeichen, auf das wir schon so lange gewartet haben«, sang die Pflegerin. »Du wirst unserem Stamm neues Leben schenken. Denn du bist fruchtbar. Eine wahre Brutmutter.«
    Die Pflegerin öffnete eine Tür und führte Nayala in einen anderen Raum. Schweres, asthmatisches Atmen drang an ihre Ohren.
    Auf einer breiten, prächtig geschmückten Liege lag ein Wesen, das kaum noch Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte.
    »Das ist unsere letzte Brutmutter«, verkündete die Pflegerin traurig. »Wäre sie gestorben, ohne daß wir ein Zeichen erhalten hätten, dann wäre auch unser Stamm tot gewesen, denn nur eine Brutmutter kann neues Leben schaffen. Aber jetzt bist du da.«
    Es war eine Frau. Ihr Körper war aufgequollen, die Augen hinter Schwellungen und Fettwülsten fast vollständig verschwunden. Sie wog bestimmt sieben- oder gar achthundert Pfund. Aus eigener Kraft konnte sie sich kaum mehr bewegen.
    Nayala und die Pflegerin traten näher heran. Die Brutmutter bemerkte ihre Anwesenheit überhaupt nicht. Ihr Bauch, registrierte Nayala, war emporgewölbt. Sie war schwanger. Und eins war gewiß: Sie würde diese Schwangerschaft nicht mehr überleben.
    Die Pflegerin trat zur Seite, öffnete ein Schränkchen und füllte eine Injektionspistole mit einer grünschillernden Flüssigkeit. Dann trat sie an die Brutmutter heran und setzte die Injektionspistole an. Die Flüssigkeit wechselte in den Blutkreislauf der unförmigen Frau. Sie stöhnte leise.
    Jetzt ist alles klar, meldete sich die Stimme in Nayala wieder. Als ihre Vorfahren auf Rorqual Schiffbruch erlitten, da waren unter den Gestrandeten nur wenige Frauen. Um den Weiterbestand der Gemeinschaft zu sichern, wurde diese Klinik gebaut.
    Frauen wurden zu Gebärmaschinen herabgewürdigt. Aber die Anzahl der neugeborenen Kinder war zu gering. Deshalb versuchten die Gestrandeten, mit Hilfe von Injektionen die Voraussetzungen für die Geburt von Zwillingen, Drillingen und Vierlingen zu schaffen. Wahrscheinlich klappte das zu Anfang auch, aber dennoch war die Fortpflanzungsgeschwindigkeit nicht groß genug. Geräte fielen aus und konnten nicht mehr repariert werden. Und infolge der einseitigen genetischen Ausrichtung kam es zu Degenerationserscheinungen. Der eingefrorene Samen veränderte sich infolge der Strahlung, der Rorqual ausgesetzt ist. Die wenigen Frauen, die geboren wurden, waren unfruchtbar. Der Samen der Männer wies Erbschäden auf. Jetzt war man nur noch auf die ganz zu Anfang geschaffene Samenbank angewiesen. Die Injektionen jedoch, die künstliche Befruchtung, das führte zur Aufschwemmung des Körpers, zur Verfettung – und schließlich zum Tod. Dieser Stamm ist zum Tode verurteilt, wenn er seine überkommene Lebensweise nicht bald ändert …
    Nayala hatte der Stimme fast wie in Trance gelauscht, aber dennoch verstand sie kaum ein Wort.
    Die Pflegerin wandte sich mit einem strahlenden Lächeln zu ihr um.
    »Komm, neue Brutmutter.« Und Nayala folgte ihr in einen weiteren Raum. Auch hier befand sich eine breite Liege. Instrumente, deren Kontrollen nie wieder leuchten würden. Nayala war plötzlich wieder

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