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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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doch eine psionische Botschaft von ihr zu empfangen. Aber der telepathische Äther blieb stumm.
     
    *
     
    Ein Schatten erzählt:
    Zuerst sah ich gar nichts. Um mich herum war nur rötliche Düsternis. Ich spürte, daß ich fiel. Der Gassee, in den ich gesprungen war, mußte tiefer sein, als ich gedacht hatte. Aber natürlich hatte ich keine Möglichkeit festzustellen, wie schnell ich fiel oder wie viele Meter ich bereits zurückgelegt hatte.
    Es war ein außerordentlich befremdliches Gefühl, dem Grund entgegenzustürzen, eingehüllt von roten Gasschlieren, dennoch aber ohne Beschwerden atmen zu können.
    Dann schließlich tauchte unter mir ein gewaltiger Schatten auf. Er kam sehr schnell näher. Schneller, als mir lieb war. Hastig bereitete ich mich auf den Aufprall vor.
    Der Schatten wuchs weiter an, und dann …
    Ich meinte, meine Knochen müßten bersten, doch nach einer knappen Minute ließ der rasende Schmerz nach. Ich richtete mich auf.
    Das war also der Grund des Gassees. Borkig, zerklüftet, ein Gebirgsmassiv, eingehüllt in Wolken aus roter Glut. Ich legte den Kopf in den Nacken. Nur Rot, wohin ich auch schaute. Und über mir regte sich nichts. Ich zweifelte auch daran, ob es die Barbaren wagten, meinem Beispiel zu folgen und sich ebenfalls ins Ungewisse zu stürzen. Der Laser lag noch immer entsichert in meiner rechten Hand. Jetzt steckte ich ihn wieder ein.
    Die offensichtliche Frage war natürlich, wohin ich mich wenden sollte. Nach der Karte zu urteilen, war die Küste im Osten am nächsten. Das bedeutete für mich: geradeaus weiter. Vielleicht hatte ich Glück, und dieser Gassee stand mit dem Meer in Verbindung.
    Ich marschierte los. Die Konsistenz des atembaren Gases war natürlich größer als die von Luft. Es war, als versuchte man, durch zähen Schlamm zu waten. Dumm war auch, daß die Sichtweite nur ein knappes Dutzend Meter betrug. Ich war nur wenige Meter weit gekommen, als sich der Boden zu meinen Füßen bewegte. Sofort hielt ich inne.
    Ein Erdbeben, dachte ich im ersten Augenblick, doch auf Rorqual gab es keine Erdbeben. Die Veränderungen fielen mir ein. Vielleicht …
    Der Boden hob und senkte sich. Ich verlor den Halt und stürzte auf einen der gezackten Vorsprünge zu. Erst im letzten Augenblick konnte ich mich mit den Händen irgendwo festkrallen. Dumpfes Brausen und Tosen drangen an meine Ohren. Es kam von oben.
    Ich wälzte mich herum – und erkannte im gleichen Augenblick, daß ich mich zum dritten Male geirrt hatte. Denn dies war nicht der Grund des Gassees. Der lag vielleicht noch Dutzende oder Hunderte von Metern unter mir. Nein, ich befand mich auf dem Rücken eines jener rochenähnlichen Geschöpfe, die die Gasmeere Rorquals bevölkerten. Vielleicht hatte »mein« Rochen geschlafen. Vielleicht hatte mein Aufprall ihn geweckt. Jedenfalls setzte sich der Riese nun mit einem schier atemberaubenden Tempo in Bewegung.
    Ich legte mich flach auf den »Boden« und hoffte inständig, daß der Rochen nicht auf den Gedanken kam, vornüber zu kippen und den Grund des Sees aufzusuchen. Noch etwas anderes fiel mir ein: Wie ernährten sich diese Geschöpfe? Was hielten sie von Menschenfleisch?
    Alle diese Überlegungen stellten sich bald als unwichtig und bedeutungslos heraus. Dies war mein vierter Irrtum. Nicht ich hatte den Rochen geweckt, sondern etwas anderes.
    Als ich den Kopf hob, sah ich dicht über mir einen zweiten großen Schatten. Und er blieb dort, hing wie ein gigantisches Damoklesschwert über mir. Ich wußte nicht, mit welcher Geschwindigkeit wir uns fortbewegten, ich wußte auch nicht, wohin die Reise ging. Wenn ich meinen Kopf auch nur ein wenig bewegte, dann zerrte die Gassubstanz an meinem Körper, als wolle mich der Gassee unbedingt vom Rücken des Riesen schleudern.
    Kurze Zeit später begann der Tanz der Giganten.
    Ich muß ehrlich gestehen, daß ich nicht allzuviel davon mitbekam, denn ich hatte Angst, richtige Angst. Um mich herum donnerte es, der Boden bebte, und außerdem unternahm »mein« Rochen jetzt immer häufiger äußerst gewagte Tauchmanöver. Mal ging es hinab, mal stetig bergauf.
    Nein, nicht ich hatte ihn geweckt. Es war die Ankunft einer Partnerin. Dieser Tanz, dieses höllische Inferno, war nichts anderes als ein erotisches Paarungsspiel.
    Irgendwann, ich wußte nicht, wieviel Zeit inzwischen vergangen war, ließ das Toben um mich herum nach, und »mein« Rochen glitt müde und erschöpft davon. Ich atmete auf, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war noch

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