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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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erwartet hatte.
    Vier zerlumpt gekleidete Männer kletterten an Bord. Sie sprachen einen verständlichen Dialekt, und einer von ihnen, ein baumlanger Bursche mit einer wenig vertrauenerweckenden Physiognomie, stellte sich als Kapitän Chezang vor.
    »Es sind die Nordstürme«, brummte der Kapitän und sah seinen Leuten zu, wie sie die Wasserfässer über die Planken rollten und mit Hilfe einiger Terranauten in das Ruderboot hievten. »Sie sind früher dran. Und heftiger, bei allen Teufeln und Höllenratten. Zweien sind wir entwischt, doch nur mit knapper Not. Unsere Ladung ging mitsamt den Wasservorräten über Bord. Drei Tage ist das jetzt her.«
    Chezang schwankte, umschloß mit seinen Lippen schmatzend den Becherrand und trank in kleinen Schlucken. »Das ist gut. Sehr gut.«
    Thorna reichte den drei anderen Seeleuten ebenfalls etwas zu trinken.
    »Kein Gelage auf fremden Schiffen!« brüllte der Kapitän seinen Männern zu. »Bevor der Sturm hier ist, müssen wir wieder auf der Nordwind sein. Also beeilt euch, bei allen Teufeln und Höllenratten.«
    Mit verengten Augen musterte er David und Asen-Ger. »Sie fahren genau in den aufziehenden Sturm hinein«, stellte er fest. »Genau nach Norden. Warum? Dort ist nichts. Kein Land, nur …«
    Chezang brach ab, als hätte er zuviel gesagt.
    »Nur der Ort, wo alle Meere ihren Ursprung haben«, schloß David sanft für ihn. »Der Große Abgrund.«
    Chezang nickte finster. »Der Große Abgrund«, bestätigte er. »Jetzt weiß ich, was Sie sind. Verrückte. Die Hitze im Süden muß Ihnen zu Kopf gestiegen sein. Ich kenne mich aus. Das ist nicht das erste Schiff, das ich in diese Richtung segeln sehe.«
    »Wie weit ist es noch?« fragte Farrell scharf.
    »Wie weit? Der Tod steht schon dicht hinter Ihnen, guter Mann, nur sehen Sie ihn nicht.« Chezang lachte rauh. »Nun gut. Zwei Tage noch, vielleicht auch vier oder fünf. Niemand weiß es genau.«
    David sah auf. »Sie waren noch nie dort?«
    »Ich lebe«, versicherte der Kapitän. »Eine überflüssige Frage. Niemand kehrt von dort zurück. Es gibt Gerüchte …«
    »Gerüchte?« echote David.
    »Gesponnenes Garn. Märchen. Lügen vielleicht. Was weiß ich!« Chezang kratzte seine stoppelbärtige Wange. »Man spricht von einem Strudel, der jedes Schiff, das in seinen Bann gerät, für alle Ewigkeit festhält. Andere meinen, dort lauert ein Ungeheuer am Meeresgrund. Wenn Sie mich fragen, dann geht’s dort geradewegs in die Unterwelt, bei allen Teufeln und Höllenratten. Nur Verrückte segeln dorthin.«
    David grinste ironisch. »Dann sind wir eben verrückt.«
    »Nun, Sie scheinen von dieser Idee besessen zu sein.« Chezang stellte den hölzernen Becher ab. »Es ist Ihr Leben. Sie haben die Freiheit, sich selbst umzubringen, wenn Sie möchten. Ich für meinen Teil, ich würde alle Segel setzen lassen und so schnell wie möglich fliehen, hätte ich jemals das Rauschen des Strudels im Ohr. Es ist nicht geheuer dort. Bei allen Teufeln und Höllenratten!«
    Die Sturmfront war näher gerückt und der Wind noch kälter und heftiger geworden.
    Zum Glück waren die Wasserfässer bereits verladen, und mit einem gemurmelten Dankeswort verabschiedete sich der Kapitän der Nordlicht von den Terranauten an Deck der Maryjane.
    »Und vergessen Sie nicht«, brüllte David terGorden ihm nach, als die Schaluppe bereits auf den roten Wogen tanzte. »Segeln Sie nicht nach Peijing! Die Stadt ist leer, und Sie würden nie mehr fortkommen.«
    »Eher würde ich zum Großen Abgrund fahren!« rief Chezang zurück.
    Die Ruder klatschten in die rote, gasförmige Substanz, und die Schaluppe kehrte langsam zu dem anderen Zweimaster zurück. Kaum war Chezang mitsamt seinen Leuten wieder an Bord, brach auch der Sturm los.
    Dunkel wurde es von einer Sekunde zur anderen. Das Meer schien von den rasenden Böen emporgehoben zu werden, und überall war mit einemmal der Scharlachnebel.
    Die Maryjane ächzte unter jedem Windstoß. Längst waren die Segel eingeholt worden, aber der Sturm fand genug Angriffsfläche an der Schiffswand. Er heulte und pfiff, und die Terranauten mußten sich antäuen, um nicht über die Reling geblasen zu werden.
    Später schienen es David Tage gewesen zu sein, die er auf der aufgewühlten Gassee verbracht hatte, auch wenn er wußte, daß der Sturm nicht länger als drei Stunden getobt hatte.
    Erst allmählich beruhigte sich das Meer wieder.
    Von Nayala gab es noch immer keine Spur. David lauschte ständig in sich hinein, um vielleicht

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