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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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    Ich stürmte weiter, dem Licht entgegen, die Waffe entsichert in meiner rechten Hand. Bald verbreiterte sich der Gang, durch den ich floh, zu einem breiten Korridor, der schließlich in eine Grotte mündete.
    Ich hielt inne. Vor mir war rotes Wallen, von dem auch das Licht ausging. Ein Gassee. Und kein Weg, ihn zu umgehen. Hinter mir wurden die Stimmen der wütenden Nordmänner schon wieder lauter.
    Mir blieb kein andere Wahl.
    Entweder die Barbaren oder …
    Ich lief in den Gassee hinein.
     
    *
     
    Djihan-von-der-Roth war das erste Mal bei einem Ernteeinsatz dabei. Er war jung, noch ein Knabe, und darum betrachtete Djihan alles mit staunender Neugier.
    Die Wälder waren weit und endlos.
    Das hatten ihn die Einsmütter gelehrt. Aber es aus eigener Erfahrung zu erleben, war etwas völlig anderes.
    »Komm, Djihan!« rief der Ernteführer. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Du wirst noch mehr sehen.«
    Der Knabe beeilte sich, zu seinen Brutbrüdern aufzuschließen. Das Unterholz war hier nicht sonderlich verfilzt, so daß das Vorwärtskommen relativ einfach war.
    »Du hast noch eine Menge zu lernen«, sagte Taihmis-von-der-Dahs, der Ernteführer. »Du mußt lernen, die feinen Vibrationen wahrzunehmen, mit der die Rufer uns zur Ernte auffordern. Ja, horch nur in dich hinein. Spürst du es? Sie singen.«
    Nein, Djihan hörte es nicht. Und das bekümmerte ihn. Ein anderes Mitglied der Erntegruppe, nur wenige Jahre älter als er und doch schon ein Mann, streichelte ihn tröstend. »Du wirst es lernen«, sagte er leise und sanft. »So wie ich. So wie alle.«
    Kamen sie an Violettblüten vorbei, so wiegten sich die Kelche leicht in ihre Richtung. Djihan roch die Schlafpollen, aber natürlich konnten sie ihm nichts anhaben. Bereits im Säuglingsalter hatte er die Immunisierung über sich ergehen lassen. Er hielt einen Augenblick inne, um die Blumen zu betrachten. Und jetzt hatte er fast den Eindruck, als hätte er ein wie aus weiter Ferne kommendes Singen wahrgenommen. Eilig erzählte er Taihmis davon.
    Der Ernteführer hob die Augenbrauen und nickte zufrieden. »Das ist ein gutes Zeichen, Djihan. Bewahre weiter die innere Ruhe. Versuche es nicht mit Gewalt. Denn dann wirst du scheitern. Ausgeglichenheit ist nötig.« Dann schließlich erreichten sie die Zone, von der der ferne Ruf noch in der Nacht ausgegangen war. Djihan hatte diesem Augenblick entgegengefiebert. Trotz seines jungen Lebens hatte er die Sorge der Alten gespürt. Die Welt hatte sich verändert, gerade in den letzten Wochen und Tagen. Es war wieder ruhiger geworden in den Gärten der Ayayh, aber wenn man sensibel genug war, dann wußte man, daß die Veränderung noch nicht zu Ende war. Etwas geschah, das die Alten hatte still werden lassen. Manchmal, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, dann kehrten sie den Blick in ihr Inneres und fragten die Große Brutmutter. Doch die Brutmutter, das wurde unter den Knaben hinter vorgehaltener Hand erzählt, hatte schon seit langer Zeit nicht mehr geantwortet.
    Zwei silberweiße Kokons lagen auf dem grasbedeckten Boden.
    Der Ernteführer stieß ein helles Zischen aus. Kurz darauf erschienen die Träger. Gedrungen wirkende, breite Gestalten mit unförmigen Gesichtern, mit trüben Augen, kurzen, muskulösen Armen. Es waren nur zwei, da die Vibrationen der Rufer in der Nacht auch nur um zwei Erntungen gebeten hatten.
    »Was befindet sich denn im Innern der Webungen?« fragte Djihan aufgeregt, während er den brummenden Trägern auswich, die auf die Kokons zustapften und sie sich auf die breiten Rücken warfen.
    Taihmis-von-der-Dahs zuckte mit den Achseln und legte Djihan eine Hand auf die Schulter. »Das können wir nicht eher wissen, als bis wir die Kokons gelöst haben. Vielleicht haben wir Nahrung für einige Wochen, vielleicht war die Erntung auch völlig sinnlos. Wir werden es bald wissen. Nun komm!«
    Sie marschierten wieder zurück.
    Um die Mittagszeit erreichten sie den Brutstamm. Das Lager befand sich am Ufer eines Gasflusses, war umsäumt von waldbedeckten Hügeln. Manchmal, wenn der Wind richtig stand, dann trieb er aus den Wäldern alle jene Düfte herüber, die Djihan so liebte.
    Die Kinder johlten, als die Erntegruppe, gefolgt von den beiden Trägern, ins Lager marschierte. Die Erwachsenen winkten, die Alten neigten stumm und ehrerbietig die Köpfe.
    Die Erntegruppe ließ sich nicht aufhalten. Weiter ging der Marsch, durchs Lager hindurch, direkt auf die Hütten zu, die die gewaltige Protopkuppel

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