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Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Titel: Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Zoller
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sprudelte Wasser von den Höhen, benetzte die Felsen und gab dem üppig wuchernden Moos Nahrung. Unten, im Talkessel, wo die Felsen endeten, begann eine fruchtbare, leicht hügelige Fläche von etwa einem Kilometer Durchmesser. Baumgruppen standen hier um einen kleinen See herum, dessen Existenz den Eindruck verstärkte, sich im Tal Ödrödir auf Grönland zu befinden. Der See wurde nicht nur von den kleinen Quellen der Berge gespeist, sondern auch durch einen schmalen Nebenarm eines breiten Flusses, der außerhalb des Talkessels durch die fruchtbare Ebene bis hin zum fernen Meer floß.
    David kletterte von seinem Beobachtungsfelsen herunter und gesellte sich wieder zu seinen kleinen Herden, die im Innern des Kessels friedlich weideten. Einige der Pferde hoben die Köpfe und wieherten, als sie ihn sahen. Die Schweine grunzten und lockerten mit ihren Rüsseln den Boden auf. Selbst die Ziegen fühlten sich wohl, besonders, wenn sie in den Felsen herumkletterten.
    Er hatte eine natürliche Höhle zu seinem Unterstand gemacht. Sie erinnerte ihn an die Höhle Merlins, der eines Tages plötzlich im Heiligen Tal Ödrödir auf Terra aufgetaucht war, um den Baum zu schützen. Aber selbst die Inkarnation des größten Zauberers und Weisen, den die Erde je gesehen hatte, nützte nichts auf die Dauer. Yggdrasil wurde ausgebeutet, beschädigt, verstümmelt und verzehrte sich schließlich dabei, die Erde während Valdecs Kaiserkraft-Experimenten gegen tödliche Weltraum-II-Energien zu schützen.
    David glitt vom Felsen und trat in seine Höhle. Der Boden war sauber mit weißen Kieseln bestreut. An den Wänden hingen Fackeln, die er sich aus Pflanzenfasern und Baumharz gefertigt hatte. Aber er brauchte sie kaum. Denn wenn die Sonne untergegangen war, standen die Monde lange Zeit über den gegenüberliegenden Felsen und spendeten ihr weißes, milchiges Licht.
    Noch einige Sachen gehörten zur Höhle auf die David nicht wenig stolz war. Er hatte sich eine kleine Küche gebaut, die aus nicht mehr bestand als ein paar Steinen, die das Feuer begrenzten. Auf diese Steine konnte er Schalen stellen, die er aus großen Häusern von Schnecken gefertigt hatte. Die Schnecken, deren Fleisch recht wohlschmeckend war, hatte David am Fluß gefunden. Auch Fische fing er dort, indem er über dem Fluß auf einer überhängenden Steinplatte kauerte und mit einem spitzen, gegabelten Stab schnell zustieß.
    Fische fing er und ab und zu ein Huhn oder ein kleines, hasenähnliches Wesen, das er mit einem Stein erlegte. Er konnte sich Brei kochen aus dem wilden Getreide, das reichlich in der Savanne wuchs. Und Wasser, das sauber und wohlschmeckend war, gab es im Überfluß. Er hatte ein paar primitive Geräte gebastelt, ein paar Steinmesser, ein paar Speere und Lanzen, und jetzt versuchte er, sich Pfeil und Bogen zu fertigen. Holz wuchs überall im Überfluß, Nahrung hatte er genug, und er hatte die Gesellschaft der Tiere. Er schlief auf einem Blätterlager, das er mit trockenem Moos gepolstert hatte. Decken brauchte er nicht, da auch nachts auf Adzharis die Temperatur nicht unter 20 Grad sank. Er hatte sich einen Hut gebastelt, der ganz nützlich war, wenn die Sonne allzu stechend schien. Er hatte sich einen neuen Lendenschurz gearbeitet, den er mit bunten Federn und Muscheln verzierte. Manchmal sah er sich im Spiegel des Wassers an und grinste, wenn er sah, daß sein blonder Vollbart wieder ein paar Millimeter gewachsen war.
    David war glücklich auf seine Art. Er war zum ersten Mal völlig auf sich allein gestellt. Und irgendwie war er stolz darauf, daß er zurechtkam ohne Nahrungskonzentrate, ohne Waffen und Geräte der übertechnisierten Terra-Zivilisation. Er dachte oft, daß diese Erfahrungen möglichst viele Menschen machen sollten, weil sie dann ihre Abhängigkeit verlieren würden von jenem Götzen, der Fortschritt hieß, einem grausamen Vater, der seine eigenen Kinder auf dem Altar der Technik opferte.
    Mit Absicht führte David keinen Kalender. Es war ihm gleich, wie viele Stunden, Tage oder Wochen er hier verbrachte. Er wußte nur, daß er in dieser zeitlosen Zeit den Augenblick erfahren würde, in dem er Yggdrasils Samen pflanzen würde.
    Er hatte schon alles dafür vorbereitet. Im Gegensatz zum Heiligen Tal auf Terra gab es hier keine Insel inmitten des Sees. David entschied sich, daß er sich nicht sklavisch an das Vorbild zu halten hatte. Er würde den Samen wenige Meter entfernt am Ufer des kleinen Teiches pflanzen. Dort gab es einen

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