Die Terranauten 064 - Planetensterben
eingewoben waren. Quendolain verglich es mit Nebel, in dem jemand farbige Rauchbomben detonieren ließ. Die farbigen Schwaden verteilten sich allmählich und erzeugten sich ständig verändernde Muster.
Sie wandte den Blick.
Oxyd! Die kahle Ebene reichte bis zu einem nebligen Horizont. Es war anders geworden. Das Chaos fehlte. Oxyd erschien nicht so wie vor der Logenarbeit.
Oxyd! Du hast uns alle verändert und die schlimmsten Soldaten, die jemals von der Menschheit hervorgebracht worden waren, wieder zum Menschsein zurückgeführt. Aber ich leide unter meiner Vergangenheit, weil ich nichts tun kann, um alles wiedergutzumachen. Die Toten sind tot und die Krüppel und die Eingekerkerten durch mich allein nicht zu retten.
Ich sitze hier auf einem Felsplateau und betrachte das von dir, Oxyd, was sich mir darstellt. Ja, du bist eine Gefahr für das Universum, und doch bist du unser bester Freund. Ein ungestümer Freund, der nicht weiß, was er tut. Jemand muß dich leiten, muß dich führen, damit du nicht noch mehr Schaden anrichtest. Wir wären es dir schuldig, aber wir sind einfach zu schwach. Das hat die letzte Logenarbeit deutlich gemacht.
Zugegeben, wir haben Unglaubliches geleistet, doch das Unglaublichste ist noch nicht genug. Es muß noch viel mehr getan werden, um dich sozusagen auf den rechten Weg zu bringen, mein Freund – so, wie du uns auf den rechten Weg brachtest.
Allein, wir wissen alle nicht einmal annähernd, was zu tun ist. Da nutzt es auch nichts, daß wir uns etwas vormachen und darauf hoffen, daß mit der Zeit auch die Erleuchtung kommt.
Quendolain zog die Beine unter den Körper und richtete sich ächzend auf.
Sie war noch zu schwach. Das einzige, was sie zu tun vermochte, war, ihren pessimistischen Gedanken nachzuhängen. Da war sie noch wesentlich besser dran als die anderen. Keiner von ihnen rührte sich.
Ihr Blick irrte zu Daktar hinüber.
Und dieser Blick wurde erwidert!
Quendolain erschrak. Die Augen von Daktar! In seinen Augen war die Mischung aus Todesverachtung, Haß und dem Willen zum Verständnis zu lesen. Er sagte nichts und schickte keinen Gedankenimpuls, aber Queen Quendolain wußte in diesem Moment, daß er an ihren Gedanken teilgenommen hatte.
Er war vielleicht schon vor ihr erwacht und wußte jetzt um die Vorgänge auf CREMIR.
Er wußte, daß sie eine Massenmörderin war!
Sie schüttelte den Kopf. »Ich war Soldat und war konditioniert wie jeder andere Gardist auch. Du weißt ja, daß alle Graugardisten sich einer Gehirnoperation unterziehen müssen, um zu emotionsreduzierten Befehlskillern zu werden. Ich sage es nicht, um mich zu rechtfertigen, sondern um die Zusammenhänge deutlich zu machen.«
Daktar schluckte schwer.
»Ich schäme mich so, Quendolain. Nein, ich möchte dich nicht verurteilen oder gar verachten – und doch tue ich es. Ich kann nichts dafür, denn ich kenne CREMIR!«
»Du …?« Sie konnte den Satz nicht vollenden.
»Ja, Quendolain. Ich war nach den Kämpfen dort – direkt nach der Sperrfrist. Es wurden neue Kolonisten gebraucht, weil die meisten ehemaligen Kolonisten getötet waren. Ihr habt nicht einmal vor Frauen und Kindern haltgemacht. Es war das Schlimmste, was ich jemals gesehen habe, obwohl die wichtigsten Spuren längst beseitigt waren. Und dich hat man für eine solche Tat sogar befördert!«
»Und du wurdest zum Terranauten!«
»Ja, Quendolain, ich habe vorher schon von dieser Organisation gewußt, sie aber für die sinnlose, weil unnötige Vereinigung von armen Irren gehalten. Nach CREMIR nicht mehr. Ich konnte nicht mehr passiv bleiben und so tun, als hätte ich mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun. Aber ich war in meinem danach beginnenden Kampf nicht sehr erfolgreich. Sonst wäre ich nicht in den Mondkerkern gelandet.«
»Begreifst du, Daktar, daß uns CREMIR zusammengebracht hat? Ich wäre ohne CREMIR keine Queen geworden und du kein Terranaut. Ich wäre mit der Terra I nicht in Weltraum II geraten, hätte mich nicht verändert – und du hättest die Reise auf Oxyd nicht mitgemacht. Wir hätten uns niemals kennen- und liebengelernt!«
Daktar stand auf und kam zu ihr. Er kniete sich hin und schloß sie in die Arme.
Sie weinte.
Er streichelte ihren Kopf und sagte mit bebender, Stimme: »Nicht ich muß dir verzeihen, sondern du mir! Ich liebe dich und habe es für einen Moment vergessen, weil ich CREMIR oder das, was die Gardisten von der Kolonie übriggelassen hatten, vor mir sah. Ich werde alles tun, um dich die
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