Die Terranauten 064 - Planetensterben
zu einem Fremdkörper im kosmischen Energiegefüge geworden, der von außen nicht mehr zerstört werden konnte, aber alles verschlang, was in seinen Weg geriet. Praktisch war er die Keimzelle eines neuen Kosmos, die wachsen würde, bis der alte Kosmos darin völlig aufgegangen war.
Wir müssen etwas unternehmen, solange es nicht zu spät ist. Aber was?
Es ist sinnlos, Oxyd von seinem Ziel abzulenken, denn er wird nur ein neues Ziel ansteuern.
Doch bringt uns das nicht einen Zeitaufschub?
Zumindest muß er aus der Milchstraße weg. Dann können wir uns die nächsten Schritte überlegen.
Vielleicht bleibt ohnedies nur die Selbstvernichtung? Wir müssen es schaffen, die Energien von Oxyd so zu steuern, daß sie sich selbst verbrauchen.
Aber das bedeutet unseren Tod. Was sind schon vierzig Leben gegen ein ganzes Universum oder sogar zwei Universen?
*
Quendolain dachte nach, und das ungeheure PSI-Potential der Veränderten unterstützte sie dabei.
Ihr war klar, daß sie nur eine Ahnung von der Milchstraße bekam und keine klare Sicht. Weiter konnte sie nicht vordringen. Es war nicht möglich, die Sphären von Oxyd vollends zu verlassen, und die Energien hier draußen behinderten die Sicht.
Wahrscheinlich waren die Sterne gar nicht optisch erkennbar, sondern wurden von der Superloge gewissermaßen »erspürt«.
Quendolain sah keinen Sinn darin, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen.
Für sie war es gar kein Problem mehr.
Sie hatte ihre Philosophie für alles, was ihnen widerfuhr, und wußte, daß diese Philosophie richtig war.
Es gab keine andere Erklärung für alles, was ihnen bisher widerfahren war.
Und es gibt auch keine andere Erklärung für das Grundwesen der Menschen.
Denn selbst Max von Valdec ist vor sich selbst alles andere als ein schlechter Mensch. Er sieht in sich den Besten! Eine Auslegungs-, also eine Interpretationssache. Nach dem beliebten Schema: Gut ist, was dienlich ist und mir und meinem Weltbild nicht schadet – und schlecht bleibt, was mit mir nicht konform geht, meinen Ansichten widerspricht oder mir sogar direkten Schaden zufügt.
Wie beispielsweise die Terranauten! dachte Quendolain zynisch.
Es war das letzte an Überlegungen, was sie sich leistete, denn inzwischen hatte sie genügend Daten gesammelt, um die Superloge endlich zum Handeln zu bringen.
Obwohl sie noch nicht wußte, wie sie vorgehen mußten.
Irgendwie mußte Oxyd dazu zu bringen sein, in den Leerraum, zwischen den Galaxien zu steuern.
Quendolain schöpfte aus der Energie der Loge und setzte sich in Bewegung. Sobald sie sich weiter von Oxyd entfernen wollte, wurde es schwierig. Kam sie dem »Dotter« allerdings näher, fühlte sie sich sogleich gestärkt.
Diesen Umstand nutzte sie. Die Energien von Oxyd waren mit ihnen. Sie durften es nicht wagen, die äußere Sphäre zu verlassen. Dann riß die Verbindung mit ihren Körpern ab.
Sie waren tot!
Quendolain umrundete langsam den glutigen Mittelpunkt der Energiesphäre. Nur aus einem Grund: Sie wollte wissen, ob es auf dem Weg von Oxyd schon eine Katastrophe gegeben hatte.
Sie hatten Oxyd von Rorqual abgelenkt und in Weltraum I materialisieren lassen. Jedenfalls war das ihre Absicht gewesen.
Wo war Oxyd herausgekommen? Gab es schon eine Spur der Vernichtung?
Hinter der Bahn des entarteten Planetoiden Oxyd entdeckte Quendolain Sonnen! Sie befanden sich nicht, wie vorher angenommen, oberhalb der galaktischen Ebene und strebten zum galaktischen Zentrum, sondern waren bereits mittendrin!
Eine Erkenntnis, die ihr arg zusetzte.
Wie war das zu erklären? War denn ihre ganze Theorie falsch? War Oxyd überhaupt keine Gefahr mehr? War er neutralisiert?
Ja, sonst wären alle diese Sonnen längst aufgesogen, Oxyd hätte mit seiner Vernichtungsarbeit begonnen.
Bevor sie ihre Theorien sämtlich über den Haufen warf, zwang sie sich erst zur Ruhe und Besonnenheit.
Es hatte keinen Zweck, jetzt kopflos zu werden und voreilige Schlüsse zu ziehen, um anschließend zurückzukehren und ein paradiesisches Leben zu beginnen.
Quendolain dachte angestrengt nach.
Sie rief sich alles ins Gedächtnis zurück, was sie mit Oxyd erlebt hatte.
Als sie im Jetzt und Heute angelangt war, kam ihr ein Gedanke: Der Übergang von Weltraum II in Weltraum I konnte unmöglich glatt verlauten sein. Sonst hätten sie sich nicht ein weiteres Mal verändert. Auch Oxyd erschien ganz anders als sonst.
Und diese trübe Sicht zu den Sternen der Galaxis hatte auch einen besonderen Grund.
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