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Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Titel: Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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gewaltigen Kräfte, die dabei freiwerden, müssen genügen.«
    Die anderen waren stocksteif vor Entsetzen. Abgesehen davon, daß keiner eine Ahnung davon hatte, wie sie diesen Plan überhaupt durchführen sollten.
    Kerym Sahs fing sich als erster: »Du erinnerst mich an die eigene Taktik. Ich liebe es ebenfalls, meine Mitbürger zu schockieren und dann abzuwarten, bis sie von allein zu der Erkenntnis gelangt sind, daß dieser Schock eine heilsame Wirkung hat – indem er aufrüttelt und auf das Wesentliche aufmerksam macht. Ein intelligentes Wesen neigt zu sehr dazu, nach seinen eigenen Vorstellungen zu leben, die sich im Laufe seines Lebens entwickeln. Dabei übersieht es gern die Dinge, die nicht so recht ins Weltbild passen, aber doch wesentlicher Natur sind.«
    Die anderen nahmen die Symbolfolge seiner Fühler in sich auf. Es half ihnen, die Worte des Wissenschaftlers zu verarbeiten.
    Nur einer meldete Bedenken an:
    »Wenn wir das tun, gehen wir ein ungeheures Risiko ein.«
    Der Wissenschaftler konterte prompt: »Und wenn wir es nicht tun, verurteilen wir uns selber und möglicherweise auch das gesamte Universum zum Tode.«
    Kerym Sahs wurde konkret: »Und wie sollen wir das schaffen? Ich hoffe, du hast auch in dieser Richtung einen Vorschlag?«
    »Natürlich: Seit ich erkannt habe, daß unsere Planetenfresser durchaus verwandte Eigenschaften mit der von den Menschen benutzten Kaiserkraft besitzen!«
    »Verwandte Eigenschaften?«
    »Macht es nicht überdeutlich, auf was die Menschen sich eingelassen haben - ohne Rücksicht auf die universale Ordnung und vor allem ohne Rücksicht auf die Nachteile für andere Individuen, die mindestens genausoviel Anspruch haben, in diesem Universum zu existieren?«
    Das war nicht neu. Deshalb ging niemand darauf ein.
    Kerym Sahs wartete ab, denn damit hatte der Wissenschaftler natürlich seine Frage nur unvollständig beantwortet.
    »Wir opfern einen Planeten!«
    Der Wissenschaftler liebte es tatsächlich, seine Mitbürger von einem Schock zum anderen zu bringen.
    Es lag an Kerym, nun schon zum zweiten Mal innerhalb von kurzer Zeit das Schweigen zu brechen.
    Er symbolisierte: »Du bist wahnsinnig!«
    »So, glaubst du, Kerym Sahs? Überlege einmal: Unser Drei-Sonnen-System besitzt ganze dreiundvierzig Planeten. Dieses System ist verhältnismäßig labil. Innerhalb der Galaxis wäre es aufgrund der dort vorhandenen Störungen durch andere Sonnen in dieser Form gar nicht denkbar. Die dreiundvierzig Planeten bewegen sich auf komplizierten Bahnen, die keinerlei Störungen vertragen. Einundzwanzig davon wechseln sogar von einer Sonne zur anderen. Dabei sind sie ungeheuren Kräften ausgesetzt, was eine Besiedlung trotz all unserer Erfahrungen und trotz der größten Anstrengungen unmöglich macht. Uns bleiben nur die übrigen zweiundzwanzig, und die haben wir bereits ausreichend genutzt.
    Ich wiederhole: Wir opfern einen der Planeten, die für uns ohnedies ohne Wichtigkeit sind.«
    Kerym Sahs blieb verhältnismäßig beherrscht: »Du hast eben selber gesagt, daß das System labil ist und keinerlei Störungen verträgt. Bist du dir darüber im klaren, daß die Bahnen sämtlicher Planeten aufeinander Einfluß haben? Sobald das Geringste am System verändert wird, bricht das gesamte Gebilde zusammen.«
    »Nicht so völlig, als würde uns Oxyd verschlingen!« beharrte der Wissenschaftler.
    Das brachte sie alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein einziger Blick aus dem Fenster genügte. War Oxyd nicht schon wieder gewachsen? Man konnte fast zusehen, bis er so groß war, daß er den Himmel bedeckte. Aber diesen Augenblick würden sie schon nicht mehr erleben. Denn vorher hatten die zerrenden Kräfte die Planetenoberfläche aufgerissen und den glutförmigen Inhalt ausgegossen. Vorher war der Planet Coul aus der Bahn geraten und eilte Oxyd entgegen, dabei auseinanderplatzend.
    Vorher gab es keine Carmas mehr!
    Und der Wissenschaftler hatte recht: Kein Risiko war zu groß, wenn es darum ging, das Schlimmste zu verhindern.
    Kerym Sahs, der Präsident der Carmas, hatte nur noch einen einzigen Einwand: »Wir müssen das Volk in Kenntnis setzen! Die Entscheidung liegt nicht bei uns allein, sondern beim ganzen Volk. Darüber müssen wir uns stets im klaren sein. Dabei müssen wir auch meinen Vorschlag mit einbauen.«
    »Welchen Vorschlag?«
    »Habt ihr vergessen, daß ich von Evakuierung gesprochen habe?«
    Gern hätten die anderen Einwände geäußert, aber sie hielten sich zurück.

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