Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer
Rassenangehörige!
Kannibalen im übelsten Sinne!
Kerym Sahs dachte kurz daran und lenkte seine Gedanken dann wieder auf das Motiv für die Kontaktnahme.
»Warum nehmen wir keinen Asteroiden?« erkundigte sich Kerym Sahs geradeheraus.
Die Fühler des wissenschaftlichen Sprechers bewegten sich im raschen Rhythmus. Kerym nahm die Symbole auf und verstand sie: »Warum? Weil er handlicher wäre? Negativ! Wir brauchen die Masse eines ganzen Planeten, um das Projekt durchzuführen. Als Ersatz müßten wir einen ganzen Asteroidenschwarm zur Verfügung haben. Erstens einmal müßten wir die Gesteinsbrocken mühsam zusammensuchen, weil sie im gesamten Sonnensystem verteilt sind, zweitens wäre damit keineswegs etwas gewonnen: Die Störung des Systems würde dennoch stattfinden.«
»Wieso?«
»Ganz einfach zu erklären, Kerym: Ob es sich jetzt um die Masse vieler Asteroiden oder um die Masse eines einzigen Planeten handelt: Sie hat die gleiche Größe und somit auch die gleiche Störkraft. Außerdem sind die Asteroiden fest in das System integriert. Ich wage zu behaupten, daß ihre Entfernung eine noch negativere Wirkung hätte, weil sie sich im Verlauf der Jahrmilliarden auf feste Bahnen verteilt haben. Ganz abgesehen davon, daß wir nicht genügend Zeit zur Verfügung haben. Hoffentlich führt die Volksbefragung zu einem raschen Ergebnis, sonst sehe ich nämlich blau.« (Was bei den Carmas »schwarz« ist.)
»Welchen, Planeten habt ihr auserkoren?«
»Cohrs!«
»Den ewigen Eisplaneten?«
»Ja. Er ist im Grunde vollkommen nutzlos, weil er nicht einmal wichtige Metalle birgt. Cohrs besteht zum größten Teil aus leichten Elementen. Geradezu ideal, würde ich sagen. Doch das hat unser Urteil wenig beeinflußt. Wichtiger ist die Tatsache, daß sich Cohrs in der richtigen Position befindet. Ich möchte behaupten, daß diese Position geradezu ideal erscheint.«
»Ich werde die Flotte benachrichtigen. Sie steht im All und wartet ab. Anderes bleibt ihr zur Zeit nicht zu tun. Was glaubst du?«
»Es ist auf jeden Fall besser, wenn die Schiffe sich zur Verfügung halten. Entsende sie nach Cohrs. Sobald das Volk einwilligt, werde ich die entsprechenden Daten an die Flotte übermitteln, damit sie operieren kann. Bis dahin werden die Daten fertig sein. Und noch einmal: Bei den drei Sonnen, es eilt!«
Kerym Sahs löschte die Verbindung. Dann gab er den Bescheid an Bars weiter.
Der Flottenkommandant setzte seine rund tausend Schiffe in Marsch. Er war froh, endlich wieder eine konkrete Aufgabe erhalten zu haben. Die Warterei war nicht gerade dazu angetan, die Moral der Raumfahrer zu bessern. Schließlich waren die Carmas als besonders sensibel bekannt.
*
Kerym Sahs analysierte die Vorgänge in seinem Inneren. Seine gesamte Gefühlswelt war durcheinandergeraten. Bei ihm besonders schlimm, denn wie konnte er sein Volk mit all seiner Kraft vertreten, wenn seine eigene Gefühlswelt sich als Hemmschuh erwies?
Kerym Sahs kam zu einem wie üblich recht eigenwilligen und auch ungewöhnlichen Entschluß. Dazu brauchte er nicht den Rat eines anderen. Er bestimmte diesmal selber. Schließlich ging es um ihn allein. Er wollte seine Gefühlswelt wieder in Ordnung bringen. Wie geschah das besser als mit Unterhaltung?
Kerym Sahs freute sich über diesen Entschluß. Für einen kleinen Zeitraum würde er vielleicht die Probleme der Carmas vergessen, wenn er sich einem optischen Spiel hingab.
Kerym Sahs hatte eine Vorliebe für Konzerte. Ein Paradoxon an sich, da die Carmas ja absolut taub waren. Doch ein Carma-Konzert war nicht vergleichbar mit einem irdischen Musikkonzert.
Neben der gewöhnlichen Unterhaltung mit schicksalhaften, aber erfundenen Geschichten gab es diese visuellen Konzerte. Man konnte unter einer bunten Vielfalt wählen. Die Carmas hatten eine Perfektion im Erzeugen visueller Stimulanz entwickelt, die wahrscheinlich in der gesamten Galaxis einmalig war. Neben Lichterspielen, Farbspielen, Wasser- und sogar Eisspielen gab es die Konzerte. Das war Kultur in höchster Güte. Etwas für Anspruchsvolle, die sich damit beschäftigten und deshalb etwas davon verstanden. Kerym Sahs’ Wunsch war immer gewesen, in einem solchen Konzert eine Rolle zu spielen, doch es war ihm nicht vergönnt. Seine Fähigkeiten reichten einfach nicht aus, um über ein gewisses Grundmaß hinauszukommen. Nur die Besten wurden etwas in ihrem Fach. Das war nun mal nicht anders bei den Carmas.
So war Kerym Sahs Präsident geworden und mußte sich
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