Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter
Fremden ging auch der Gedankenstrom aus.
… Was ist aus dem Ringo geworden? Ist der Kaiserkraft-Blitz dafür verantwortlich, dieser verdammte Zarkophin mit seinen größenwahnsinnigen Experimenten …?
Morgenstern begann zu laufen.
Die weite Montur, die er – vor Jahren, wie ihm schien – im Medi-Trakt der REGENT von dem Grauen ausgehändigt bekommen hatte, schlotterte an seinem mageren Körper.
Ruckartig kam der Fremde näher.
Er wandte Morgenstern den Rücken zu, und erst als der Terranaut ihm ganz nah war, drehte er sich herum.
Glaucen!
Das fette Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze, die Furcht und Haß und Verwirrung ausdrückte.
Morgenstern! Aber Sie sind tot …
Obwohl Morgenstern über keine PSI-Fähigkeiten verfügte, konnte er die Gedanken des Fetten deutlich verstehen.
Ich bin tot, übermittelte Morgenstern dem Sicherheitsmanag in einer Anwandlung von Galgenhumor. Ich bin ein Gespenst, ein Bote aus dem Jenseits, der erst dann für immer ruhen kann, wenn sein Peiniger für den Frevel gebüßt hat.
Glaucens Fischaugen weiteten sich.
Plötzlich hielt der fette Mann einen Laser in der Hand und richtete ihn auf Morgenstern.
Der Terranaut ließ sich fallen, doch der Lichtblitz, den er erwartet hatte, kam nicht. Statt dessen begann die Faustwaffe zu glühen.
Panik keimte in Glaucens blassen Augen auf. Er wollte den Laser fortwerfen, doch er blieb an seiner Hand kleben, und das Leuchten wurde stärker und stärker, bis es den Fetten völlig umhüllte.
Morgenstern spürte plötzlich Hitze, und instinktiv wich er zurück.
Das weiße, verzehrende Glühen biß in seine Augen.
Ein gequälter Schrei gellte in seinem Bewußtsein, und er begriff, daß Glaucen starb.
Schließlich verblaßte die Glut, und als sie vollständig erloschen war, da lag auf dem orangen, porigen Boden grotesk zusammengesunken der Raumanzug, und Leere gähnte hinter dem gläsernen Rund der Helmscheibe.
Glaucen war verschwunden.
An allen Gliedern bebend trat Morgenstern näher. Neben dem Anzug befand sich ein faustgroßer Schlackehaufen; der Laser. Vorsichtig tastete der Terranaut über den Magnetverschluß des Anzugs, so daß er aufklaffte. Von irgendwoher wehte eine eisige Bö heran und blies Staub aus dem Inneren heraus.
Staub …
Das war alles, was von Glaucen übriggeblieben war.
Myriam, hilf! dachte Morgenstern entsetzt.
Er überwand dann seine Scheu und legte die graue Montur an. Obwohl er wußte, daß es Illusion war, fühlte er sich augenblicklich sicherer.
Zögernd tastete er dann nach den Gürtelschaltungen und warf einen prüfenden Blick auf die Anzeigenleiste an seinem linken Ärmel.
Das Flugaggregat, das wie ein flacher Kanister an seinem Rücken haftete, wies volle Energieleistung auf.
Morgenstern schluckte. Er mußte es wagen. Er mußte herausfinden, was oberhalb des Nebels lag.
Dann aktivierte er das Flugaggregat.
Der Rückstoß der Düsen schüttelte ihn, und er glaubte schon, ein ähnliches Schicksal wie der unglückliche Glaucen erleiden zu müssen, aber dann sackte die bizarre Ebene unter ihm hinweg, und er stieg träge nach oben, durchstieß den Nebel, stieg höher und höher, bis die amorphen Schwaden verdunsteten.
Morgenstern sah Finsternis.
Trübe, bösartige Schwärze, die von einem gleißenden, bebenden Netzwerk hauchzarter Fäden durchzogen war. Und in dem Gespinst, das Millionen und Abermillionen von Kilometern zu umfassen schien, hingen traubenförmige Säcke, die in einem nervösen Rhythmus pulsierten.
Morgenstern wußte jetzt, um was es sich bei diesen Phänomenen handelte – um Energie aus dem Weltraum II, um die n-dimensionalen Rückstände, die bei jedem Kaiserkrafttransit im normalen Universum manifest wurden.
Und er wußte, daß er in tödlicher Gefahr schwebte.
Nirgends ein Raumschiff, nirgends ein rettender Planet, und er allein im Nichts, irgendwo in der Leere des Alls, dessen Grundfesten erschüttert waren.
Während er zusah, verdichtete sich das glühende, unheimliche Netz.
Alles steuerte offenbar auf einen Höhepunkt zu.
»Verdammt«, sagte Morgenstern heiser. Er empfand Furcht, und als er sich mit einem Schubstoß seines Flugaggregates in Drehung versetzte, da geriet ein gewaltiger, oranger Sonnenball in sein Blickfeld, so nah, so feurig, daß er eigentlich hätte verbrennen müssen.
Die rote, porenübersäte Ebene … Die Feuerfackeln …
Kein Zweifel, noch bis vor wenigen Minuten hatte er sich auf der bizarr metamorphierten Sonnenoberfläche aufgehalten, doch
Weitere Kostenlose Bücher