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Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter

Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter

Titel: Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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die Hitze hatte ihm nichts anhaben können, und das Vakuum hatte ihn nicht getötet, keine Strahlung ihn vergiftet.
    Und das sagte dem einsamen Mann mehr über die Intensität der superphysikalischen Phänomene als der Anblick des absurden, flackernden, zitternden Netzwerks aus Licht.
    Still, von Trauer erfüllt, begann er, auf den Tod zu warten – oder auf ein Schicksal, das schlimmer war als der Tod.
     
    *
     
    Ein Sog ergriff die Queen No. Sie sah Yella, und Yella war auf eine bizarre Art und Weise verändert. Wenn sie sich bewegte, dann lappten ihre Arme und Beine nach wie ein tausendfacher, farbenprächtiger Schatten, wie ein absurder Kondensstreifen von menschlicher Form.
    Irgendwie, während sie davondriftete, ohne eine Möglichkeit zu besitzen, sich dem Sog entgegenzustemmen, irgendwie gelang es No dann, den Kopf zu drehen.
    Da war Zan, und Zan war prismatisch zerlegt, vibrierte durch ihre persönliche Vergangenheit. Zan als Embryo, als Säugling, als Kleinkind und Jugendliche. Zan als junge Frau, die sie war. Zan als Greisin. Und wieder als Embryo … Gefangen in einer Zeitschleife und grau vor Angst im Gesicht.
    Ihre Maske! durchfuhr es No. Wo ist ihre Maske?
    Doch wie die Maske, so war auch der Ringo fort, und als No den Kopf senkte, erkannte sie, daß sie nackt war. Ich werde ersticken, erfrieren im Raum …
    Aber sie lebte, und sie schoß mit ungeheurer Geschwindigkeit durch eine Welt, in der Formen tanzten und Farben wallten, und nichts war beständig, nichts war vertraut.
    No konzentrierte sich auf ihre schwach ausgeprägten telepathischen Fähigkeiten, doch wohin sie auch tastete, überall war eine glatte Wand, eine Mauer, unsichtbar, aber fest …
    Die Queen blinzelte.
    Mit jedem Blinzeln veränderte sich ihre Umgebung.
    Kurz tauchte Yella wieder auf. Zusammengekrümmt rotierte sie in fötaler Position um ihre eigene Achse, Zentrum eines Lichtgespinstes, und wurde stetig transparenter, bis sie schließlich völlig verschwunden war.
    No hatte Angst. Obwohl sie eine Graue, eine konditionierte, hochspezialisierte Agentin der Garden war, spürte sie panische, kehlezuschnürende Furcht.
    Arda, Arda, steh mir bei!
    Ein Berg tauchte vor ihr auf … Nein, kein Berg; eine Kugel von planetarischer Größe, wolkenverzerrt, mit Seen und grünen Meeren gesprenkelt.
    No roch den Duft von frischem Laub und hörte das Gluckern und Plätschern eines Wildbaches.
    Und ein anderer Laut mischte sich hinein. Eine Stimme, eine helle Kinderstimme. Engel.
    Die Kindfrau sang. Ein ängstliches, kleines Mädchen irgendwo in der Finsternis, das sich vor den Schatten der Nacht fürchtete.
    Es war ein verrückter, sinnloser Reim.
    Wenn ich geh’, tut’s mir im Herzen weh. So allein, so mutterlos klein.
    »Engel!« krächzte No.
    Ihre Stimme gebar ein barsches, vielfaches Echo.
    Der braune Planet vor ihr wurde ständig größer, und dann spürte sie den Widerstand der Atmosphäre, und No wunderte sich, warum sie atmen konnte.
    Sie schrie in Panik auf, als etwas sie an der Schulter berührte, und ihre Halsmuskulatur war schmerzhaft verspannt, und sie mußte sich gewaltsam zwingen, den Kopf zu drehen.
    Engel schwebte neben ihr; eine kindliche, verlorene Gestalt mit den Augen einer alten Frau. Engel ruderte mit den Armen, und Tränen liefen über ihre schmalen Wangen.
    »Ich fliege«, zwitscherte Engel mit ihrer Kleinmädchenstimme. »Es ist herrlich zu fliegen.«
    No sagte nichts.
    Die Atmosphäre wurde dichter. Wolkenberge versperrten vorübergehend den Blick auf die braungrüne, gebirgige Oberfläche, und der Sog riß die beiden Schatten unvermittelt aus der Bahn, der Sonne entgegen, die sich orange und verschwommen am Horizont abzeichnete, halb verdeckt von den Gletschergipfeln einer riesigen Bergkette.
    Frantic, dachte No müde. Frantic wird geprägt durch hohe Gebirge und enge Täler und Meere, die grün sind von Algen und Tang.
    Der Sturz wurde schneller.
    Der Sog nahm zu.
     
    *
     
    Der Attentäter ist wie gelähmt. Seine elektronischen Sinnesorgane liefern widersprüchliche Daten, und irgendein fremder, unidentifizierbarer Einfluß beeinträchtigt die Kommunikation zwischen den einzelnen Chipsegmenten seines Computergehirns.
    Valdec, das Opfer, dem er so nah gewesen ist – Valdec ist verschwunden. Genau wie der Ringo.
    Hilflos, steuerlos treibt der Attentäter durch das Nichts.
    Er sieht Lichtfäden, doch seine Maser- und Lasertaster greifen ins Leere.
    Er sieht ein sackähnliches Gebilde, weiß wie frischgefallener

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