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Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion

Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion

Titel: Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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streifte sie sich das Sensinetz über die Stirn.
    LeMaire, Levorstad, Gulager und Tilvern erhoben sich und verließen den Wohntrakt der Hochkommissarin.
    »Sie ist verrückt«, sagte Vanessa leise, als sie die Villa verlassen hatten. Tordrig stand bereits nahe dem westlichen Horizont. Die Langnacht würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    »Sie ist eine Gefahr für uns alle«, preßte LeMaire hervor. »Wir werden sie eliminieren müssen.«
    Marina Wristeshs Bewußtsein war bereits wieder in den Induktionsillusionen ihres Metaträumers versunken.
     
    *
     
    … und so seht euch um, oh, ihr Viertnovizen, ihr, die ihr in die Einsgemeinschaft der Mirhyry aufgehen wollt: Seht, was Maranyn wirklich ist. Seht mit euren Augen, den Ohren, der Nase, der Haut, der Zunge. Seht mit Hilfe des Partners – und ihr werdet verstehen. Ihr werdet das Leben dieser Welt real sehen. Ihr werdet das Verbindungsgespinst erkennen können, die feinen Linien, die manchmal dicker und manchmal dünner sind. Ihr werdet die Ewigkeit schmecken.
    So höret, ihr Viertnovizen, die ihr noch nicht die volle Weisheit Maranyns erfahren habt: Ihr habt einen langen Weg vor euch, einen Weg, der voller Dornen und Mühsal ist. Doch am Ende dieses Weges wird auch euch die Erkenntnis zuteil werden, und dann seid ihr ein Teil der Einsgemeinschaft.
    Erkennt die Ruinen als das, was sie wirklich sind: stumme Zeugen einer einstigen Katastrophe, die Veränderung brachte. Erkennt Rotriese als das, was er wirklich ist: eine Nichtwelt, tot, stumm, schweigend, größeres Zeichen der Katastrophe, als es selbst die Ruinen sind, die den Hauch der Ewigkeit in sich tragen.
    Und, oh, ihr Viertnovizen, seht das Leben Maranyns. Erkennt auch dies als das, was es wirklich ist: als ein Einsnachfahr der Großen Katastrophe, von der unsere Andersbrüder und -schwestern auf dieser Welt nichts ahnen, weil ihre Sinne unzureichend sind. Maranyn hat den Tod in mannigfacher Gestalt gesehen. Doch vor einer Ewigkeit war ein Tod bedeutender als alle anderen. Und dieser Tod war gleichzeitig ein Neuanfang …
    (Aus: Lehrsätze der Mirhyry)
     
    *
     
    Dihs Reijonen verneigte sich und beugte die Knie. Hände tasteten über seinen nackten Körper, der noch das Weißhaar der Frühjugend trug. Murmelnde Stimmen drangen an seine Ohren. Auf seinen Unterarmen bewegte sich etwas, und in seinen Gedanken entstand Zuneigung. Der Partner hatte sich eng an ihn geschmiegt. Auch er war jung, gerade einer Nähr- und Fruchtkapsel entsprungen. Das schlangenähnliche Pflanzentier hatte sich mit den Saugnäpfen und Dominantnerven an seine Unterarme geschmiegt. Es waren zwei Teile, jeweils etwa dreißig Zentimeter lang. Zwei Teile und doch ein Wesen. Symbol für die Einsgemeinschaft.
    Dihs Reijonen sah auf. Der Weise, Oberhaupt dieser nahezu hundertköpfigen Mirhyry-Gemeinschaft, war mindestens hundertzwanzig Jahre alt. Sein Gesicht war rauh und von einem Netz aus feinen Falten durchzogen. Die lange Kutte aus gegerbtem Raiyh-Fell berührte den felsigen, blauschimmernden Boden.
    »Du wirst nun auf die Lange Reise gehen«, sagte der Weise, und die Worte klangen dumpf und schwer. »Sie wird dich durch Gebiete führen, in denen das Netz der immerwährenden Verbindung dünner und zerbrechlicher ist. Du wirst Gefahren ins Auge blicken, vor denen du dich schützen lernen mußt. Und am Himmel«, seine Stimme wurde zu einem Flüstern, »wird nicht länger das Zeichen stehen, das dich an die Lehrsätze erinnert.«
    Reijonen legte den Kopf in den Nacken. Rotriese nahm mehr als die Hälfte des Himmels ein. Das gewaltige rote Auge des Riesenplaneten war mindestens tausendmal so groß wie die Sonne Tordrig, die sich weiter gen Westen neigte.
    Eine Gemeinschaftsmutter näherte sich ihm und legte ihm ebenfalls eine der Raiyh-Kutten über die nackten Schultern. Auch sie hatte die Augen geschlossen wie alle Ganzmirhyry, denen sich der Viertnovize nun gegenübersah. Erst dann, wenn er vollwertiges Mitglied der Einsgemeinschaft war –, dann, wenn er die Lange Wanderung hinter sich hatte –, durfte er in die Augen eines Weisen oder eines anderen Ganzmirhyry sehen. Unter den Jugendlichen ging die Rede, ein Blick in die Augen eines Ganzmirhyry sei wie ein Blick in die Ewigkeit, den kein Viertnovize zu ertragen in der Lage sei.
    Er zog die Kutte enger um sich zusammen. Sanfter Wind war aufgekommen, und er fröstelte. Sein Partner schmiegte sich noch enger an ihn.
    Auch der Weise legte nun den Kopf in den Nacken. Die Mirhyry des

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