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Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion

Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion

Titel: Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Kreises, in dessen Zentrum sich Reijonen befand, stimmten nun einen melodischen Gesang an, dessen Worte er nur teilweise verstand. Das Verbindungsnetz, das hier in dieser Region besonders dicht und stark war, erweiterte sich und schloß den Kreis mit ein. Reijonen fühlte Stärke in sich, Stärke und Einsicht und Demut.
    »Wir haben dich alles gelehrt, Viertnovize«, sagte eine der Gemeinschaftsmütter. Ihre Augenlider zuckten. Aber natürlich würde sie nie daran denken, das Zeremoniell durch einen heimlichen Blick zu entwürdigen. Außerdem war sie wie alle Ganzmirhyry durchaus dazu in der Lage, sich auch mit geschlossenen Augen zu orientieren. Kommunikation war mehr als die optische Erfassung von Dingen.
    »Du kennst die Grundsätze, an die du dich zu halten hast.«
    »Ich kenne die Grundsätze«, wiederholte Reijonen fest. Seine Lenden brannten. Er fühlte, daß er bald seine Weißhaare verlieren und die Vereinigungsfähigkeit erhalten würde. Den Ganzmirhyry entging dieses nicht heiße Feuer nicht.
    »Sexualität«, sagte eine andere Gemeinschaftsmutter, »erfordert besondere Einsicht und Einfühlsamkeit. Fürchte dich nicht. Nutze diesen Teil deines Ichs aus. Du wirst auf der Langen Wanderung Gelegenheit dazu haben, denn auch die anderen Einsgemeinschaften werden ihre Viertnovizen der Frühjugend auf den Weg schicken.«
    »Was werde ich sein: zeugend oder empfangend?« fragte Reijonen und sah sie an. Ihre vollen Lippen lächelten, und obwohl sie die Augen geschlossen hatte, hatte er den Eindruck, als mustere sie genau seine Züge und seine Empfindungen.
    »Das hängt von einer Reihe von Faktoren ab«, erwiderte die Gemeinschaftsmutter. »Du wirst lernen. Du wirst viel lernen. Wie auch wir. Einst, vor vielen Jahren.«
    In der Ferne ertönte der Endtagschrei eines Metaträumers. Dihs Reijonen lächelte unwillkürlich.
    Dann löste sich der Kreis auf. Der Weise und die anderen Ganzmirhyry legten ihm nacheinander die Hände auf die Schultern. Und obwohl sie kein Wort sprachen, fühlte Dihs doch ganz genau, was in ihnen vorging, ihre Wünsche; ihre Hoffnungen.
    Dihs sah sich noch einmal um, ließ seinen Blick über die weit in den Himmel ragenden Dreibäume schweifen. Sie waren Tausende von Jahren alt, und die drei Stämme, die in einer Höhe von einem knappen Dutzend Metern zu einem zusammenwuchsen, bildeten im unteren Bereich ausgedehnte, mehrfach unterteilte Wohnhöhlen, in denen er sein bisheriges Leben zugebracht hatte. Er betrachtete das Blaugras, das sich im sanften Wind weich beugte und wie ein Pflanzenmeer wirkte, das rätselhaften Gezeiten unterworfen war. Hinter ihm ertönte ein knurrendes Grunzen. Er wandte sich um.
    Eine Jungschwester näherte sich ihm mit geneigtem Haupt. Die Sechstnovizin war in ihrer ersten, nicht zeugungsfähigen Pubertätsphase, die ihr ein weibliches Geschlecht verlieh. Sie führte einen der breiten Lauffresser, dessen sechs rosafarbene Pupillen ihn aufgeregt und gleichzeitig liebevoll zu betrachten schienen. Seine gewaltigen, muskulösen Flanken bebten in freudiger Erwartung. Auch er, dachte Reijonen wehmütig, wird zum ersten Mal das angestammte Heim verlassen. Wie ich.
    Die Ganzmirhyry waren verschwunden. Nur noch der Weise war übriggeblieben. Er legte Reijonen erneut die Hand auf die Schulter.
    »So geh nun. Deine Reise wird dich um den ganzen Planeten herumbringen. Du wirst viel zu erzählen haben. Du wirst viel sehen, viel schmecken, viel riechen, viel hören, viel fühlen. Wir sind mit dir.« Mit diesen rituellen Worten wandte er sich um und ging ebenfalls seines Weges.
    Dihs Reijonen wandte sich um und kletterte auf den Lauffresser hinauf. Der Panzerrücken dieses echsenähnlichen Wesens wies eine Vielzahl von kleineren und größeren Höckern auf, die ihm einen guten Halt boten. Er stemmte seine Füße in die Flanken des Lauffressers, und der muskulöse, mehr als drei Meter lange Körper erzitterte stärker. Dihs sah die Jungschwester an, und sie wich seinem Blick aus. Sie war nur Sechstnovizin, und der Blick auf das Wissen, das bereits in seinen Augen schimmerte, mochte unangenehme Folgen für sie haben.
    »Gruß meinen Verwandten und Anverwandten!« rief er noch, dann tastete er mit dem rechten Fuß nach dem zentralen Nervenpunkt des Lauffressers, der daraufhin zwei seiner vier hinteren Sprungbeine in den felsigen Boden stemmte und wie ein Pfeil, der von der Sehne schnellte, aus dem Dorf der Einsgemeinschaft hinausstürmte. Kaum hatte er die Region der Dreibäume

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