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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Ruhe zurück, auch wenn darunter ein Orkan aus aufgewühlten Emotionen wütete.
    Sie hatte ihn wiedergefunden!
    Drei Jahre … Und er war nicht tot. Er lebte!
    Aber er verstand sie nicht … Nur langsam setzte sich diese Erkenntnis in ihrem Teil-Ich fest. Das zarte mentale Band, das nun wieder zwischen ihr und ihrem Mentalpartner zu entstehen begann, war nur einseitig. Arvid hatte sich wie die anderen Stummen Treiber der betroffenen Untergruppe der Dritten Kategorie verändert. In einem Maße, das Duryea zutiefst schreckte.
    Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen!
    Arvid … So hör doch … Ich bin’s … Duryea … ARVID!
    Nein, er verstand sie nicht. Er konnte sie gar nicht verstehen. Und seltsam: Etwas verband ihn mit seiner Begleiterin, die ebenso geistig stumm wie er selbst war.
    Die Unruhe nahm weiter zu.
    Ich muß mich lösen. Schnell.
    Duryea leitete den Rücktransfer ein. Deutlich spürte sie, daß die Schwierigkeiten erheblich zugenommen hatten. Aber der Gedanke an Arvid verdrängte die Müdigkeit aus ihrem Innern. Die Aufregung war es, die ihr Kraft verlieh.
    »Yggdrasil sei Dank!« stöhnte der Assistent auf, als die Psychomechanikerin die Augen öffnete. »Ich dachte schon …« Er deutete auf die andere Liege.
    Der Einfrierungsprozeß war bereits eingeleitet worden. Pascal Flander lag in einem sargähnlichen Behälter mit transparentem Deckel, und seine Haut war noch blasser, als Duryea sie in Erinnerung hatte.
    Sie horchte in sich hinein. Ja, da war es, das zarte Band, schwach, zerbrechlich. Oh, wie lange hatte sie seine Existenz schon nicht mehr gespürt! Und jetzt …
    Ihre Augen wurden feucht.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?« erkundigte sich der Assistent besorgt.
    »Ja, alles in Ordnung.« Ihre Stimme schwankte. Tränen rannen aus ihren Augenwinkeln. »Alles in Ordnung. Ich habe ihn wiedergefunden. Er lebt!«
    Aber wie lange noch? fragte eine skeptische Stimme hinter ihrer Stirn.
     
    *
     
    Im Osten braute sich eine dunkle Wolkenwand zusammen. Dort hatte der Ozean seine grünblaue Tönung verloren. Dort wirkte er nun schmutzigbraun und grau. Der Wind frischte auf. Erste Böen zogen über die Seerosenquallen hinweg, die infolge des Sarymschen Äquivalents eines Herdentriebs zusammengeblieben waren, obwohl die biopsionische Verbindung nicht mehr existierte.
    Die Stummen Treiber auf den schwankenden Quallen drängten sich enger aneinander. Einer unter ihnen stimmte plötzlich einen melodischen Gesang an, und die anderen lauschten mit geneigten Köpfen. Manchmal verzerrte sich ein Gesicht. Die Schmerzen waren in ihnen allen. Mal waren sie stärker, mal schwächer. Aber nie versiegten sie ganz. Und je näher sie Surin und der Variökologie des Nordkontinents kamen, desto intensiver wurden die Schmerzen, desto weniger ließen sie sich zur Seite drängen.
    Und doch wußten sie alle, daß sie keine andere Wahl hatten. Sie hatten, diesen Weg beschreiten müssen. Es war ihnen von dem Augenblick an bewußt geworden, als sich die ersten Veränderungen andeuteten. Und wenn sie ihn nicht beschreiten konnten, drohte ihnen allen der Tod. Das Ziel lag irgendwo im Nordwesten des Nordkontinents, irgendwo in den Bereichen der Variökologie, in die noch nicht einmal die Ökowächter vorgedrungen waren. Von diesem Ziel ging eine Anziehungskraft aus, die zwei Pole besaß. Der eine war abschreckend und brachte Schmerzen, der andere war lockend und süß und versprach das Ende aller Qual.
    Der Himmel über ihnen verdüsterte sich weiter. Im Westen war die Fratze des Dämonenplaneten Arioch wie ein grinsendes Teufelsgesicht. Niemand kümmerte sich darum. Niemand nahm es überhaupt zur Kenntnis.
    Die ersten Wellen schlugen über die emporgewölbten Ränder der Seerosenquallen. Kein Mittler war da, der sie mit Bio-PSI dazu veranlassen konnte, diese Ränder weiter emporzuwölben und so die Passagiere auf den immer mehr schwankenden Oberflächen zu schützen. Irgendeine Stimme begann zu wimmern.
    Aus den ruhigen Wellen des Ozeans wurden gischtende Brecher, die die Quallen in die Höhe hoben, auf ihren Kämmen reiten ließen und dann mit Urgewalt in die Wellentäler schmetterten. Einer der Stummen Treiber fiel über den Rand und tauchte ins aufgewühlte, nun tosende Meer. Seine Schreie gingen im wütenden Heulen des Sturms unter.
    Einer der Stummen hob den Kopf. Es war, als nähme er erst jetzt das Nahen des Orkans wahr, als würde er sich erst jetzt der Gefahr bewußt, die ihnen drohte. Für eine Weile zog sich der Schmerz in

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