Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

ihm in einen entfernten Winkel seines Bewußtseins zurück.
    Aus dem immer noch eingeschalteten Kommunikator drang eine aufgeregte Stimme: »Myra! Nadine! Verdammt noch mal! So meldet euch doch! Was ist bei euch los? Das hört sich hier fast nach einem Orkan an. Himmel noch eins! Meldet euch endlich!«
    Der Stumme Treiber kroch auf allen vieren auf die Stimme zu. Seine Zungenspitze berührte die Lippen, als wären sie Fremdkörper. Sie schmeckte Salz.
    »Hilfe«, keuchte der Mann. Und noch einmal: »Hilfe!«
    Das Heulen des Sturms nahm zu …
     
    *
     
    »Wir wollen endlich wissen, was hier vor sich geht!« brachte der Mann in dem schmucklosen Einteiler aufgebracht hervor. Er deutete auf die Folien, die er vor Asen-Ger auf den Schreibtisch geworfen hatte. »Wir haben eine Resolution aufgesetzt!« fuhr der Mann im gleichen Tonfall fort. »Alle haben unterschrieben. Alle Stummen Treiber der Dritten Kategorie. Sie können nicht mehr länger so tun, als sei überhaupt nichts geschehen. Es geht um unser Leben!«
    Asen-Ger nickte langsam und müde. Es ging los. Der Zeitpunkt war da.
    »Nach den Angaben der Wissenschaftler, die sich mit dem Problem beschäftigen, besteht keine Gefahr für Sie«, sagte er und versuchte, seiner Stimme einen überzeugenden Klang zu verleihen. »Sie sind offensichtlich … immun gegen den verändernden Einfluß.«
    »Würden Sie sich vielleicht darauf verlassen, wenn Sie an unserer Stelle wären?« Der Stumme Treiber schüttelte entschieden den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Sie sind hier sicher. Für Sie besteht keine Gefahr. Aber was mit uns geschieht«, der Mann vollführte eine Geste in Richtung des breiten Fensters, von dem aus man einen guten Überblick über Neu-Thule hatte, »das ist Ihnen offenbar egal.«
    Asen-Ger antwortete nicht. Der Vorwurf traf ihn schwer. Er konnte den Mann verstehen, nur zu gut.
    »Stellen Sie uns ein Schiff zur Verfügung!« forderte der Stumme. »Bringen Sie uns fort von Sarym. Diese Welt ist für uns eine tödliche Falle. Niemand kann uns versichern, daß nicht auch wir an dieser Veränderung erkranken.«
    »Wir kennen inzwischen einhunderteinundzwanzig Fälle«, erklärte Asen-Ger. »Seit zwei Tagen sind keine weiteren aufgetaucht. Nach den Erfahrungen der Ärzte kann man davon ausgehen, daß es bei dieser Zahl bleibt. Außerdem … Wir haben keinen entsprechenden Schiffsraum. Der nächste Frachter kommt erst in einigen Tagen. Wir haben nur einige Ringos und ein Kurierschiff. Das ist alles. Wir können Sie gar nicht von Sarym fortbringen.«
    Der Mann starrte ihn ungläubig an. »Soll das heißen, daß Sie uns einfach … unserem Schicksal überlassen wollen? Daß Sie nichts zu unternehmen gedenken?«
    »Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Glauben Sie mir!«
    Der Stumme kniff die Augen zusammen. »Sie wissen, daß von Anfang an eine nicht kleine Gruppe von uns dagegen war, nach Sarym gebracht zu werden. Sie werden Schwierigkeiten bekommen, Terranaut, große Schwierigkeiten.«
    Asen-Ger räusperte sich. »Vor einigen Stunden ist ein Ringo gestartet. An Bord sind unter anderem drei Stumme Treiber, die von den Veränderungen betroffen sind. Wenn sich tatsächlich herausstellt, daß der Prozeß außerhalb von Sarym und dem PSI-Netz zurückgeht, dann verspreche ich Ihnen, daß Sie alle fortgebracht werden. Dann, wenn der Frachter eingetroffen ist. Sie haben mein Wort.«
    »Wenn wir bis dahin noch alle bei Verstand sind!« Damit drehte sich der Überbringer der Resolution um und verließ das Büro Asen-Gers. Einige Augenblicke blieb der Terranaut noch sitzen, dann erhob er sich und trat ans Fenster. Neu-Thule. Ein Name – und eine Verpflichtung. Von hier aus konnte er die neu eingerichtete PSI-Akademie deutlich sehen. Dort sollten die Fähigkeiten und Talente von PSI-Begabten ausgebildet und trainiert werden. Wie einst auf Zoe. Neu-Thule. In vielen der bunten Gebäude lebten Stumme Treiber. Sie hatten hier auf Sarym eine neue – und diesmal sichere! – Heimat finden wollen …
    Der Tischkommunikator summte. Asen-Ger kehrte zurück und schaltete ihn ein.
    »Wir haben einen Notruf der Einsatzgruppe Zwei erhalten. Sind offenbar in einen Sturm geraten. Wir haben ein Gleiterkommando in die entsprechende Region geschickt. Da sich die Mittlerin und auch die Psychomechanikerin nicht melden, müssen wir leider annehmen …«
    »Ich verstehe.« Er atmete tief durch. »Gibt es Nachrichten von dem Ringo, der vor einigen Stunden startete?«
    »Das war der zweite Punkt,