Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch
eigentlich ist das schon alles.«
»Enttäuschend genug. Aber was war mit David terGorden?«
Sie zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.
»Sie lernten ihn doch in Ihrer Tarnexistenz kennen? Haben Sie sich nicht unsterblich in ihn verliebt, obwohl Sie ihn auf der anderen Seite als ihren Feind hassen müssen?«
»Still!« zischte sie. Es war das erste Mal seit ihrer Zusammenkunft, daß sie die Beherrschung völlig verlor. Chan de Nouille sprang auf. »Du verdammtes Fremdwesen, du hast nicht das Recht, so …«
Ihr Ausbruch war keine Zentelsekunde länger. Sie erkannte ihren Fehler und war sofort wieder die kühle und berechnende Frau.
Langsam begann sie, sich aus ihrer Bettmontur zu schälen, in der sie entführt worden war. Sie begann mit den Knöpfen über der beachtlichen Wölbung ihrer Brüste.
Abermals trat dieses eigentümliche Glitzern in ihre Augen. Cantos forschte vergeblich nach ihren Gedanken. Sie schirmte sie völlig ab.
»Wie dem auch sei, Cantos«, sagte sie rauh, »wir wollten uns anschließend über dich unterhalten, stimmt’s? Und ich möchte vor allem wissen, wie das mit eurer geschlechtlichen Anpassung an den jeweiligen Partner ist.«
Sie zog das enge Oberteil langsam auseinander. Ihre Brüste quollen hervor, alabasterfarben, zart, weich, wie der sich öffnende Kelch einer Blume. Cantos’ Blick glitt über diese Brüste. Das schien ihre unerklärliche Erregung zu steigern.
Sie zog die dünne und hautenge Montur tiefer herunter, über ihre sanft geschwungenen Hüften, entblößte ein rötlich schimmerndes Dreieck, entledigte sich der lästigen Kleidung ganz und kam näher – mit der lauernden Gewandtheit einer Raubkatze. Das verdammte Auge, dachte sie. Ein Tritt in das verdammte Auge.
Cantos wich nicht aus. Er blieb unbeweglich. Sein Auge war dunkelrot und schien ihren Körper zu verschlingen.
Sie beugte sich mit einer geschmeidigen Bewegung zu Cantos hinab und kauerte sich auf seinen Schoß. Ihre Hände schienen überall gleichzeitig zu sein.
Cantos dachte an das wimmelnde Gewürm ihrer Seele, und doch konnte er sich der Faszination nicht ganz entziehen.
Ihr Körpergeruch war wie das Gas der Krehls, das die Sinne betäubte und sehr schnell abhängig machte. Die Weichheit der Brüste, die Hitze ihres Atems, die Schmiegsamkeit ihres Körpers, der auf einmal überhaupt kein Gewicht mehr zu besitzen schien, das Tasten der Hände …
Cantos war kein Mensch und würde niemals einer sein, selbst wenn er wirklich jemals zur Kopulationsreife mit einer Frau geraten würde. Doch Cantos nahm die Sinneseindrücke in sich auf und verarbeitete sie mit seinem auf Genessos entstandenen Wahrnehmungsmuster. Das hieß, die geschickte Menschenfrau wurde als Illusion zu einem betörenden und berauschenden Bestandteil der genessanischen Natur.
Außerdem gab es diese Verschmelzung mit dem Geist des Treibers und Terranauten Karel Krystan, und Karel Krystan war ein Mann gewesen, der gewisse Erfahrungen mit Frauen hinter sich gebracht hatte – gute, schlechte und berauschende …
Cantos war im höchsten Maße beeindruckt, obwohl er aufstand und Chan de Nouille auf die Füße stellte. Sie verstand sofort, löste sich von ihm und griff ihre Montur auf.
»Es gibt für uns beide nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie siegen oder ich! Ein gemeinsamer Weg ist nicht möglich!« sagte sie kühl.
»Aber notwendig!«
»Mag sein, Cantos, aber Sie haben soeben bewiesen, daß es von Ihrer Seite aus keine Bereitschaft gibt. Glauben Sie nicht, daß ich bewußt alles getan habe, was auch Ihre unmenschlichen Sinne ansprechen müßte? Ich habe meine Erfahrungen.«
»Demnächst auch mit Krokodilen, nicht wahr?«
Sie lachte heiser. »Meine jüngste Vorliebe ist keineswegs erotischer Natur, Cantos. Aber ich werde das Krokodil nach meiner Rückkehr wieder abschaffen. Insofern haben Sie durchaus recht. Oder gibt es gar keine Rückkehr mehr?«
»Das habe ich nicht behauptet, Chan.« Cantos sah ihr zu, wie sie sich anzog. Sie bildete sich ein, Nachdenklichkeit in diesem einäugigen Blick zu lesen. Das Rot seines Auges war wesentlich blasser geworden.
»Wäre ich ein Mensch, würden Sie mir leid tun.«
»Ich Ihnen? Das darf doch wohl nicht wahr sein!«
»Ja, weil Sie einen entscheidenden Fehler gemacht haben.«
»Einen Fehler?«
»Sie haben die gesamte Klaviatur Ihrer Möglichkeiten abgetastet und auf der ganzen Linie verloren. Der eigentliche Fehler war das erotische Kalkül in Ihrem Kampf: Chan de Nouille, jetzt
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