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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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primitiven Werkzeugen zur Jagd gingen, führte ihre zerstörerische Einstellung zu keiner größeren Beeinträchtigung der Umwelt, weil es einfach zu wenige Menschen gab, um der Natur nachhaltig schaden zu können. Es wurden mehr und mehr, und viele wurden seßhaft. Ein weiterer Schritt zur Entfremdung. Städte wurden gebaut. Sie sind nicht nur unnatürlich mit ihrem Schmutz, ihrem Unrat, mit ihrer Jauche, ihrem …«
    »Sie müssen es ja wissen, Cantos, wie?«
    »Städte sind nicht nur gegen die Natur als solche, sondern auch gegen das Grundwesen Mensch. Ihre Bewohner sind vergewaltigte Individuen und suchen nach Ventilen für ihre gemarterten Emotionen. Erst im Zeitalter der Elektronik hat der Mensch der Städte Mittel entwickeln können, um seine Instinkte weitgehend zu betäuben. Eines davon war damals das Fernsehen.«
    »Hört, hört!«
    »Das Fernsehen hat den Menschen ins Haus gebracht, was ihnen an Natur fehlte: Überlebenskampf, ökologische Gerechtigkeit, Gleichgewicht der Kräfte, Sieg des Positiven, Untergang des Gegners – wobei eigentlich nur das als negativ gewertet wird, was dem Zuschauer selber schaden würde. Der Gegner ist also nicht wirklich schlecht, sondern im Sinne des Wortes nur schädlich! Doch verzeihen Sie mir diesen kleinen Ausrutscher. Ich wollte Ihnen nur vor Augen führen, daß die elektronischen Medien ihrer Zivilisation damals wie heute auf die Instinkte abzielten, die im täglichen Leben nicht mehr gebraucht werden, jedoch nach wie vor vorhanden sind. Die Macht der Illusionen ist allerdings nicht vollkommen. Das zeigt ein Blick auf die Selbstmordrate unter den Relax …«
    »Herrjeh, wie lange soll dieses Traktat noch dauern?«
    »Als Sie geboren wurden, hat es all dies schon gegeben, zugegeben. Doch damals fanden bereits Experimente mit Yggdrasil, dem Urbaum, statt. Sehen Sie, Chan de Nouille, die letzten Menschen, die sich bemühen, im Einklang mit der Natur zu leben, sind die Treiber! Sie gehen eine Art psychische Symbiose mit den Misteln des Urbaums ein, wenn sie ein Schiff durch Weltraum II steuern. Die Experimente damals zielten jedoch auf einen technischen Ersatz ab. Bemerken Sie den Gebrauch des Wortes Ersatz? Das gesamte menschliche Leben ist zum Ersatz geworden. Das Fernsehen ist Ersatz für mangelndes Erleben, es gibt Ersatzfleisch, Ersatznahrung, Ersatzkleidung … Ersparen Sie mir, die Reihe fortzusetzen. Bis auf einen Umstand:
    Ersatz für die Treiber: Kaiserkraft! Dies ist die Eskalation, die absolute Kriegserklärung an die Natur.«
    Chan de Nouille hatte kein Interesse mehr daran, ihn zu unterbrechen. Sie hatte etwas entdeckt.
    Vor ihnen – um diesen relativen Begriff zu gebrauchen – schwebte eine Lichtinsel im schwarzen Nichts. Es handelte sich um eine Milchstraße.
    Cantos bemerkte ihren Blick und sagte tonlos: »Dreihundert Milliarden Sonnen, also etwa anderthalb mal so groß wie unsere heimatliche Milchstraße. Entfernung von Ihrer heimatlichen Erde etwa zwei Milliarden Lichtjahre.«
    »Das Licht braucht also zwei Milliarden Jahre, um auf der Erde gesehen zu werden. Mit anderen Worten: Wenn wir diese Milchstraße mit einem Teleskop betrachten, blicken wir zwei Milliarden Jahre in die Vergangenheit!« Sie hatte so leise gesprochen, als befürchtete sie, jemand könnte sie hören.
    »Und eine Milliarde Jahre von unserem jetzigen Standort aus, Chan de Nouille!« ergänzte Cantos. »Wir sprachen von der Kriegserklärung an die Natur.«
    Chan de Nouille ließ sich nicht beirren. »Dort geht etwas vor!«
    »Eigentlich kann man diese Milchstraße von der Erde aus nicht sehen. Zwei Milliarden Lichtjahre sind zuviel. Man kann diese Milchstraße nur mit Radioteleskopen orten. Wenn Sie sich umschauen: Sie sehen keinen einzigen Stern, sondern jeder Funken Licht ist eine Sternenballung. Wir befinden uns inmitten des Millionen Lichtjahre durchmessenden leeren Raumes zwischen den Milchstraßen. Unsere eigene Milchstraße mit ihren zweihundert Milliarden Sonnen ist ebenfalls nur ein kleiner Fleck.
    Die Milchstraße da vom ist natürlich deutlicher, weil größer.«
    »Dort geht etwas vor!« wiederholte Chan de Nouille brüchig. Sie registrierte gar nicht, daß Cantos vom Thema Kaiserkraft abgekommen war.
    Erst als Cantos nicht mehr sprach, flog ihr Kopf herum. Ihre Augen schienen zu brennen, um ihre verzehrende Glut über Cantos zu werfen.
    »Kaiserkraft?«
    Cantos deutete wortlos mit dem ausgestreckten Arm auf die genannte Milchstraße.
    »So etwas Ähnliches!« Das sagte

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