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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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offensichtlich überstanden hat. Sonst würden wir nicht leben. Das gibt uns noch einen winzigen Hoffnungsschimmer, was unsere Zukunft in einer Milliarde Jahren betrifft.«
    Eine Hoffnung, die es für die sterbende Galaxis nicht gab, denn die runzlige Energieblase hatte den glühenden Kern jetzt so eingewickelt, daß das Licht erst nur noch schemenhaft hindurchsickerte und danach erlosch.
    Wo sich die Milchstraße befunden hatte, war der Weltraum scheinbar leer. »Scheinbar verschwunden«, betonte Cantos, »aber wir werden näher gehen!«
     
    *
     
    Wieder waren die Sterne ausgeschlossen, als die nackten, kahlen Metallwände auftauchten.
    Chan de Nouille mußte daran denken, daß angeblich sie selbst für die karge Einrichtung verantwortlich war. Wieso konnte der Computer das Innere des Raumschiffs nach ihren Vorstellungen gestalten?
    Sie stellte eine diesbezügliche Frage.
    Aus der Wand schob sich eine Sitzgelegenheit – ein Sessel, der sich genau den Konturen von Cantos anpaßte, als er sich setzte.
    »Das Herz des Schiffs, die Biosphäre, erscheint jedem anders, Chan de Nouille. Diese Sphäre hat keine Form, keine Gestalt und ist weder Materie noch Energie. Sie ist das Produkt einer Symbiose, ein Teil meiner Existenz, so, wie ich auch ein Teil ihrer Existenz bin. Die Verbindung zwischen mir und dem Schiff besteht auch, wenn ich aussteige. Es ist mir nicht möglich, Ihnen das zu erklären.«
    »Warum nicht? Glauben Sie, meine Denkkapazität würde nicht ausreichen?«
    »Es wäre einfacher für mich, einem Treiber die Zusammenhänge zu erklären, denn er kann sich eher in den Zustand der Übereinstimmung mit Natur und Künstlichkeit versetzen. Das Schiff ist Natur, aber es ist auch ein Kunstprodukt, weil es durch das Wirken von Intelligenz entstanden ist und nicht von allein. Aber bedenken Sie, daß jede Technik indirekt das Produkt der Natur ist. Nur nimmt die Natur als Werkzeug dazu ein intelligentes Wesen und produziert das Produkt nicht aus sich heraus. Vielleicht hilft Ihnen diese Erkenntnis auf dem langen Weg der Besinnung. Sie haben mich nach einer Lösung des irdischen Problems gefragt. Es gibt eine, die ich Ihnen schon umrissen habe, die sich allerdings nicht in ein paar Schlagworte packen läßt. Haltet euch an die Menschen, die es geschafft haben, gangbare Wege im Einklang mit den natürlichen Vorgängen zu finden, und verlacht sie nicht länger. Stellen Sie sich eine Stadt vor, die nicht durch Menschenhand allein, sondern auch durch natürliches Wachstum entstanden ist. Die Häuser sind lebende Pflanzen, die durch ihre Bewohner nicht zerstört, sondern gepflegt und dadurch bereichert werden. Die Symbiose zwischen Mensch und Natur ist, in dieser Form nur möglich, wenn man die entsprechenden Schritte künstlich einleitet. Das meine ich mit Technik als Bindeglied zwischen Mensch und Natur, im Gegensatz zu der verhängnisvollen terranischen Technik, die nur zerstörerisch wirkt.«
    »Ihre Philosophie beginnt, mich zu interessieren«, gab Chan de Nouille zu.
    »Es ist keine Philosophie, sondern das Plaudern aus der Praxis. Ich kenne mehr von den Völkern der Galaxis als Sie. Das dürfen Sie mir glauben. Es ist, als wäre ich für den Weltraum geboren, obwohl meine Existenz als eine Art Maulwurf begann: unterirdisch! Aber vielleicht hat das meinen Ehrgeiz erst recht entfacht, mich von den Schollen des Bodens ganz zu lösen und die Freiheit zwischen den Sternen anzustreben. – Darf ich sagen, daß wir beide eines gemeinsam haben?«
    »Sie machen mich ungeheuer neugierig!« Es war nicht zu erkennen, ob sie es ernst oder nur ironisch meinte.
    Cantos sagte mit unbewegtem Mund: »Es ist der Ehrgeiz! Ohne diesen ausgeprägten Ehrgeiz wäre ich dort, wo meine direkten Vorfahren noch sind. Ich habe sie nicht nur körperlich verlassen, sondern auch mit meiner Seele, weil sie unfähig sind, mich jemals zu begreifen. Das macht mich allerdings nicht überlegen, sondern nur – anders. Der Unterschied zwischen uns beiden ist genau dies, was uns verbindet. Ich weiß, es klingt paradox, aber so ähnlich unser beider Ehrgeiz auch ist, so verschieden sind die Wege, auf die uns dieser Ehrgeiz zwingt. Sie sehen, Chan de Nouille, ich sehe die Sache nüchtern und nicht emotional. Wenn ich sage, daß ich Sie hasse, dann ist dies nur eine menschliche Schablone für ein Gefühl, das nichtmenschlichen Ursprung hat und für das es in der menschlichen Psyche kein wirkliches Äquivalent gibt.«
    »Das hatten wir nun schon mehrmals,

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