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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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allein.
    Einsam.
    Und nach wie vor war in seinem Kopf jene beständig wispernde Stimme: Wer bist du? Wer bist du …?
     
    *
     
    Über David funkelten die Sterne. Silberne Leuchtfackeln in einem Meer aus Nacht.
    Irgendwo dort oben, dachte David, befinden sich Mächte, die sich kein Mensch vorzustellen vermag. Schwellenmächte, posttechnische Zivilisationen und – die Entitäten.
    Und irgendwo dort oben zieht sich das Chaos zusammen. Bilden sich Dimensionsrisse, die sich ständig erweitern, die Entropie beschleunigen.
    Und irgendwo dort oben befindet sich eine Waffe gegen diese Entwicklung. Die einzige Möglichkeit, die Katastrophe zu bannen, den drohenden Untergang abzuwenden.
    Was, dachte er, kann ein einzelner Mensch tun, selbst wenn er der Sohn Yggdrasils ist?
    Neben ihm knirschte etwas, und er wandte sich zur Seite. Ein Gesicht mit eurasischen Zügen schälte sich aus der Dunkelheit. Mandorla. Ihr Blick war seltsam weich. Schweigend trat sie neben ihn.
    Unter ihnen glommen die Lichter von Neu-Thule. Einige hundert Meter hinter ihnen flimmerte der Energiezaun, der die junge Stadt vor dem Leben des Südkontinents schützte. Der Kegel des Vulkans war ein monumentaler Schatten, der westlich von ihnen aufragte. Stille. Eine weiche Hand, die sich dem Terranauten auf die Schulter legte.
    »Warum verstehen sie mich nicht?« murmelte er. »So vieles muß getan werden. Wir haben eine PSI-Akademie gegründet, aber diese Akademie gehört im Grunde auf die Erde, nicht nach Sarym. Aber wir brauchen die Unterstützung des ganzen Reiches, wenn wir die Katastrophe abwenden wollen. Wir gehören zur Erde. Wir sind Terranauten.« Er sah sie an. Der Blick aus ihren dunklen Augen war sanft. »Das Terranauten-Zentrum gehört auf die Erde, ins Heilige Tal Ödrödir. Yggdrasil ist noch nicht tot. Wir haben wiederholt Kontakt mit ihr gehabt. Vielleicht kann es uns dort gelingen, ihr zu helfen. Vielleicht könnten wir so einen zweiten Mistellieferanten gewinnen.«
    Und vielleicht, fügte er in Gedanken hinzu, kann sie mir helfen. Die Yggdrasil auf Adzharis ist zu jung. Und sie hat keinen Kontakt zum Netz der Ur- und Weltenbäume.
    Mandorla schwieg.
    »Aber ich habe kein Schiff.«
    Diese Barriere, die in seinem Innern zu existieren schien. Wenn die Yggdrasil der Erde wiederbelebt werden konnte, und wenn er sich seinerseits, wie seine Mutter, ihrem Kapillarsystem anschloß …
    Ganz von allein setzten sich seine Beine in Bewegung.
    Als er seinen Blick wieder hob, entdeckte er vor sich einen Langstreckengleiter mit geöffneter Einstiegsluke. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es gab noch eine andere Möglichkeit: die PSI-Aura der maritimen Korallenstadt. Er hatte sich schon einmal in ihrem Zentrum befunden – und doch die Aura nur an der Oberfläche berührt. Er mußte seinen Geist ganz hineinlenken, in ihr aufgehen, wie Lyda und Aura Damona Mar. Die Barriere umgehen.
    Als er aus seinen Grübeleien erwachte, fiel sein Blick auf das in der Nacht grau wirkende Äquatorialmeer Saryms, das die beiden Hauptkontinente auf eine Länge von rund zweitausendfünfhundert Kilometern voneinander trennte.
    Mandorla saß neben ihm, noch immer schweigend.
    Sie war immer so isoliert, wie ich es jetzt bin, dachte David. Und jetzt weiß ich, was das heißt.
    Sie sah ihn an und lächelte traurig.
    Und ihre Lippen lockten. Weich und süß.
     
    *
     
    »Es ist bedrohlich hier«, sagte Mandorla dumpf.
    Ihr Gleiter stand einige Dutzend Meter hinter ihnen, direkt vor dem lappenartigen Gebilde, das nun den Zugang zur Korallenstadt wieder verschloß. Bläuliches Fluoreszenzlicht hüllte sie ein. Es stammte von dem Pflanzengeflecht, das die Wände der Höhle bedeckte. An einigen Stellen erkannten sie die kugeligen, zwanzig Zentimeter durchmessenden, hartschaligen Früchte, in denen die Traumhaken wuchsen.
    »Du bist noch nie hiergewesen«, stellte David fest. »Es ist eine organische Stadt mit einem Quasibewußtsein – der PSI-Aura.«
    Sie gelangten schließlich in eine kavernenartige Höhle. Hier erstrahlte der Fluoreszenzschimmer etwas heller. David ließ sich auf dem porösen Boden nieder und schloß die Augen. Mandorla blieb neben ihm stehen und sah ihn an. Sie hörte die Stimmen nicht, die die Korallenstadt erfüllten. Sie sah nur Düsternis und schattenhafte, manchmal knackende Gebilde. Unwillkürlich schauderte sie.
    David konzentrierte sich. Und unmittelbar darauf driftete sein Bewußtsein aus der Hülle des Körpers hinaus, tiefer

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